Porträt

laut.de-Biographie

Isaac Hayes

Isaac Hayes ist ein Mann mit einer dunklen Stimme. Einer echt jetzt mal wirklich verdammt dunklen Stimme. Viele seiner Songs rufen - ähnlich wie die von Barry White - unweigerlich Assoziation mit kopulierenden Pärchen hervor. Bekannt ist er heute vor allem durch seinen musikalischen Meilenstein "Theme From Shaft", dem Titelsong des berühmten Blaxploitation-Films aus den 70ern, dessen viel kopiertes Gitarrenlick zu einem waschechten Soulklischee geworden ist. Es weckt Träume von schnellen Autos und coolen Männern in schwarzen Anzügen.

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Wieder ins Geschehen rückt Hayes in letzter Zeit vor allem dadurch, dass er 1998 die Sprecherrolle des Jerome "Chef" McElroy, der Figur des Lieblingscafeteria-Mitarbeiters in der Serie "South Park" übernimmt. Belässt man es nur bei dem Schlafzimmervorzug seiner Songs, würde man Hayes nicht annähernd gerecht werden, denn nur wenige Musiker und Songwriter hatten einen größeren und nachhaltigeren Einfluss auf den Soul der 60er und 70er Jahre.

Hayes wird 1942 geboren und wächst in Memphis auf. Wie wohl so ziemlich jeder anständige Soulgott beginnt er mit dem Singen in der Kirche. Nachdem er sich eigenständig Piano, Orgel und Saxophon beibringt, spielt er in jungen Jahren in etlichen Bands und gewinnt einen Talentwettbewerb, der massive Schwärmereien seitens der Mädels zur Folge hat. Seinen ursprünglichen Gedanken, Arzt zu werden, verwirft er angeblich mit den Worten "I could get used to this".

Seine Karriere gerät erst richtig in Schwung, als er 1964 einen Vertrag als Keyboarder bei der Plattenfirma "Stax" unterzeichnet. In der Stax-eigenen Hausband spielt er neben zahlreichen Soulgrößen wie Otis Redding, Wilson Pickett und Carla Thomas, dann widmet er sich mehr dem Songwriting und geht mit David Porter eine ungemein lukrative Zusammenarbeit ein. Unter dem Synonym "Soul Children" komponieren sie gemeinsam knapp 200 Songs, darunter etliche Hits, wie "Soul Man" und "Hold on, I'm Comin" für Sam and Dave und "B-A-B-Y" für Carla Thomas.

Stax veröffentlicht 1967 Hayes' erstes Soloalbum "Presenting Isaac Hayes", den kommerziellen Durchbruch als Solokünstler verschafft Hayes jedoch erst das 1969 erscheinende Rekordzahlen-Album "Hot Buttered Soul". Seine Songs werden im Radio rauf und runtergespielt, seine Person wird endlos angeschmachtet. Auf der Bühne verkörpert er, auch durch sein exzentrisches Auftreten mit glattrasiertem Schädel, Sonnenbrille und schweren Goldketten behängt, das, was später auch die Figur "Shaft" darstellt. Einen Gott, der James Browns Worte vermittelte: "I'm Black And I'm Proud".

Das Album schwimmt über ein Jahr auf den oberen zehn Plätzen der Charts hin und her ist zudem verantwortlich für die Entstehung eines völlig neuen Soul-Sounds: dem "Memphis Soul", in dessen Tradition auch Curtis Mayfield und Teddy Pendergrass stehen. Hayes typische Art und Weise, nicht nur in der Instrumentierung einen Song groß anzulegen, werden im Soul immer beliebter. Durch das Konzept des Albums, das nur vier (dafür aber umso längere) Titel enthält, war es mitverantwortlich für ein steigendes Interesse an der 12-Inch Langspielplatte im Soul.

Hayes erfolgreichstes Album überhaupt ist der Soundtrack zu Gordon Parks "Shaft", der alle bisher dagewesene Filmmusik über den Haufen schmeißt. Hayes wird mit Preisen wie dem Academy Award, dem Golden Globe und zwei Grammys zugeschüttet - das Album gewinnt Platin, die Single "Theme from Shaft" erreicht Platz eins der Charts. Auch in diesem, vorwiegend mit Instrumentals vollgepacktem Album, kommt seine dunkle, soulige Stimme nicht nur sängerisch zum Einsatz. Er benutzt sie zusätzlich, um mit lasziven Sprachfetzen, wie er selbst sagt, "Atmosphäre zu schaffen".

Nachdem sich Hayes 1975 von Stax trennt, wechselt er einige Male die Plattenfirma, bleibt aber, auch durch seine Zusammenarbeit mit etlichen Künstlern, weiterhin erfolgreich. Dionne Warwick, mit der er die Doppel-LP "A Man & A Woman" aufnimmt, verdankt ihm ihre bekannte Soul-Liebeshymne "Say a Little Prayer".

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Seit den 80er Jahren beginnt er sich zunehmend der Schauspielerei zu widmen. Er übernimmt unter anderem Rollen in Keenan Ivory Wayans Komödie "I'm Gonna Git You Sucka" , Mel Brooks "Helden in Strumpfhosen", und wirkt in zahlreichen Serie wie "Miami Vice" und "Das A-Team" mit. Allerdings hindert ihn das nicht daran, weiterhin - wenn auch eingeschränkter - Musik zu machen.

Er schreibt an dem Soundtrack zu "Beavis and Butthead machen's in Amerika" mit, arbeitet an Werbejingles für Pepsi und Burger King und wird nebenher einer der erfolgreichsten DJs des New Yorker Radiosenders Kiss FM. Die Popularität der South Park-Serie mitsamt CD verschafft Isaac Hayes durch die Singleauskopplung von Chefs Song "Chocolate Salty Balls (P.S. I love you)" in den UK Charts einen erneuten ersten Platz.

Auch wenn Isaac Hayes inzwischen nicht mehr der mit Gold behängte Soulsuperstar ist, der er zur Zeit seines größten kommerziellen Erfolgs in den 70ern war, hat er nach wie vor seine erfolgversprechenden Finger im Spiel des Musikbusiness. 2001 war er maßgeblich an Alicia Keys Erfolgsalbum "Songs in A-Minor" beteiligt. Er wirkte dabei als Musiker mit und schrieb die Flöten- und Streicherarrangements für "Rock With You". Sein Einfluss ist, schon allein wegen des Hayes-typischen unsagbar langen Intros, ganz eindeutig.

Und falls Isaac Hayes in diesen Tagen wieder Erwarten keinen Bock mehr auf Musik haben sollte, wird man nicht umhin kommen, weiterhin von ihm zu hören, wenn auch aus einem ganz anderen Genre. Aus seinen Werken wurden seit 1990 erstaunliche 150 Samples verbraten, unter anderem von Dr. Dre, Snoop Dogg, Ice Cube und 2Pac, und die Hip Hopper werden sich sicherlich noch weiterhin an seinen Grooves erfreuen.

2007 ist Issac Hayes mit einem der wohl längsten Titel der Musikgeschichte "Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic" auf dem Soundtrack des David Fincher Thrillers "Zodiac" vertreten.

Völlig überraschend wird der gerne als "Black Moses" bezeichnete Musiker in seinem Haus in Cordova, einem im Osten von Memphis gelegenen Vorort, am frühen Morgen des 10. August 2008 tot aufgefunden. Seine vierte Frau, Adjowa, findet ihn neben einem eingeschalteten Fitnesslaufband. Dem Arztbericht zufolge ist ein Schlaganfall die Todesursache. Isaac Hayes wurde 65 Jahre alt.

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Isaac Hayes - At Wattstax: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2003 At Wattstax

Kritik von Daniel Straub

Fulminanter Live-Auftritt, der in die Geschichtsbücher einging. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Isaac Hayes

    Offizielle Seite mit allem, was man braucht.

    http://www.isaachayes.com/

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