laut.de-Kritik

Die Abkehr vom Teenie-Band-Image?

Review von

Ziemlich gute Chancen auf das hässlichste Platten-Cover 2011 dürften Itchy Poopzkid jetzt schon haben. Aber gut, es kommt ja auf die inneren Werte an. Und die stimmen - wenn der Hörer nicht allzu anspruchsvoll ist. Die drei Jungs liefern grundsoliden Punkrock ab, wie man es von den Vorgänger-Alben oder verwandten Bands wie den Donots kennt.

Sibbi, Panzer und Saikov geben sich große Mühe, mit verschiedenen Zitaten aus der Pop- und Rock-Welt ihr Album aus dem Punkrock-Einerlei herauszuheben. Das klappt mal gut, mal eher weniger. Die mauen Ideen relativieren die guten und kreativen. So entsteht ein Album voller Höhen und Tiefen, sogar innerhalb der einzelnen Songs.

Unangefochten bleibt allerdings ihr Gespür für eingängige Melodien und Texte. "Why Still Bother", "It's Tricky" oder "The Enemy" sind große Ohrwürmer und krachen live bestimmt ordentlich. Vor allem der Opener "Why Still Bother" setzt sich seiner rohen Schlichtheit wegen im Kopf fest. Gute Wahl, einen solchen Song als erste Single auszukoppeln.

Die nächsten beiden Tracks bieten gute Punkrock-Kost, stellen aber eigentlich nur die Überleitung zu meinem Highlight der Platte dar: "The Enemy". Ein geiles Punk'n'Roll-Riff groovt über einem straightem Schlagzeug-Beat, dazu dreckiger Sprech-Gesang und, um etwas Dynamik reinzubringen, gibt es ein Streicher-Break.

In "Watch Us Come Undone" hört man deutlich den Billy Talent-Einfluss. Riff und Melodie hätten genau so die Jungs aus Ontario schreiben können (dann natürlich mit hohem Kreisch-Gesang). "How's The Weather Back Home" wiederum klingt deutlich nach MxPx oder Offspring. In beiden Fällen gilt: gut und richtig zitiert tut niemandem weh. Aber definitiv keine großen Songs.

Auch die nächsten beiden Lieder wollen nicht so richtig zünden. "Down Down Down" bringt eine kleine Verschnauf-Pause, dümpelt im Mid-Tempo-Bereich über einem erneuten Billy Talent Zitat daher. Der Song erreicht aber nicht den Biss der Vorbilder. "Away From Here" hat gute Momente, langweilt aber mit Reimen nach dem Motto: Es ist sprachästhetisch gut, wenn der Satz sich reimen tut. Wirklich traurig, denn Rhythmus und Riff klingen vielversprechend.

Danach geht es zum Glück wieder aufwärts. "Mute Somebody" rotzt sich im Sum41-Style schön dreckig durch die Strophe. Schade, dass der Refrain wieder radiomäßig sauber geputzt wird. Bei "It's Definietely Gonna Be Great, Hopefully" versucht sich Sibbi als Rapper, was sogar ganz gut funktioniert und ein wenig Abwechslung bringt.

In "T.T. Hurricane" brechen die Jungs den gewohnten Backbeat-Rhythmus im Interlude sehr fein auf. Das rettet den Song aus der Mittelmäßigkeit. Zum Schluss gibt es noch den Live-Kracher "It's Tricky", der ganz schön dreist bei "Funky Cold Medina" klaut.

Das Album wird sicherlich gut ankommen. Dazu sind die Songs ausreichend massentauglich, funktionieren super live und sind eingängig genug, um im Radio gespielt zu werden. Zum richtig großen Kino reicht es aber nicht, dazu machen Itchy Poopzkid viele gute Ideen mit zu vorhersehbaren Parts zunichte. Schade, "Lights Out London" hätte werden können, was "Chuck" für Sum41 war: die Abkehr vom Teenie-Band-Image. So bleiben die Jungs eine gute Punkrock-Band. Reicht ja auch, eigentlich.

Trackliste

  1. 1. Why Still Bother
  2. 2. Is It On
  3. 3. Where Is The Happiness
  4. 4. The Enemy
  5. 5. Watch Us Come Undone
  6. 6. How's The Weather Back Home
  7. 7. Down Down Down
  8. 8. Away From Here
  9. 9. Mute Somebody
  10. 10. It's Definitely Be Great, Hopefully
  11. 11. T.T. Hurricane
  12. 12. It's Tricky

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