laut.de-Kritik

Eric Claptons Idol geht unbeirrt seinen Weg.

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"Ich bin nicht der Typ fürs Showbiz. Ich habe die Leidenschaft für Musik wie jeder andere. Aber ich wollte nie der Sündenbock aus der ersten Reihe sein. Eigentlich will ich immer noch nicht berühmt sein", erklärt J.J. Cale seit über 30 Jahren, wenn sich das Gespräch um seine Person dreht. Dass er sich überhaupt zu Wort meldet, hat einen guten Grund: "To Tulsa And Back" ist acht Jahre nach "Guitar Man" (1996) sein erstes neues Studioalbum.

Als wäre das nicht schon genug Grund zur Freude, verspricht der Titel zusätzlichen Genuss: Nachdem Cale sich 1980 nach Kalifornien absetzte, kehrte er 2002 in seine Heimatstadt Tulsa, Oklahoma zurück und trommelte alte Kollegen zusammen. "Ich habe wirklich all die Jungs wieder gefunden, mit denen ich in Bars gespielt habe, als wir noch junge Burschen waren. Wir haben eine Woche lang im Studio aufgenommen, aber es war nicht nur eine Aufnahmesession, sondern vor allem eine gesellige Angelegenheit mit Barbecue und so".

Die entspannte Atmosphäre macht sich bereits in den ersten Takten des Openers bemerkbar. Zwei Schlagzeugtakte, dann setzen eine Akustikgitarre, eine leise E-Gitarre mit Wah Wah-Effekt, eine Geige und ein fröhlich anmutendes Synthie-Xylophon ein. Cales ruhige Stimme sorgt für Entspannung und gute Laune. Immer wieder kommt ein Instrument hinzu, ohne die lockere Stimmung zu beschweren. Leichtfüßig geht "Chains Of Love" dort weiter, wo "My Gal" endet.

"Laid Back" lautet die Bezeichnug für Cales Stil, der sich zwischen Blues, Country, Rock'n'Roll und einer Prise Jazz bewegt. Dabei verlegt er den Schwerpunkt immer wieder auf eines der Genres. Erinnern die ersten vier Stücke an seinen großen Bewunderer Eric Clapton, folgt "Stone River" bei dezenter Orgelbegleitung dem klassischen Blues-Schema. Cale schrieb das Stück für eine Umweltkampagne und prangert im Text die rücksichtslose Zerstörung der Umwelt an. "It don't seem right, there ain't no trees a' growin, no animals are showin. What used to be a stream now is just a dream", erklärt er unmissverständlich.

Es handelt sich nicht um den einzigen politischen Moment. Von einem gediegenen Kontrabass getragen, entpuppt sich "The Problem" als Bush-Bash: "The man in charge has got to go, cause he dances around the problem, boy. And the problem is the man in charge, you know", heißt es bereits in der ersten Strophe. Deutliche Worte, die Cale nicht aus der Fassung bringen. Ebenso könnte er von einem ruhigen Sonntagnachmittag erzählen.

Ein Kontrast, der auch bei "Homeless" zutrifft: Unter Begleitung von Gitarren und harmonischem Gesang singt Cale von einem Mann und einer Frau, die auf der Straße leben. Auf das verträumte "Fancy Dancer" folgt ein überraschendes "Rio" mit brasilianischem Rhythmus. "These Blues" hört sich entgegen seines Titels eher jazzig an, "Motormouth" liefert das schnellste Stück auf dem Album. Zwei der schönsten Momente kommen jedoch zum Schluss: Das langsame, melancholische "Blues For Mama" und das countryeske "Another Song", auf dem sich Cale alleine auf dem Banjo begleitet.

"To Tulsa And Back" ist das Zeugnis eines Musikers, der unbeirrt seinen Weg geht und sich nicht scheut, deutliche Worte in den Mund zu nehmen. Ein tiefgründiges, facettenreiches Album, das keine langweiligen Momente beherbergt. Da bleibt nur zu hoffen, dass Cale den Titel nicht zu wörtlich nimmt und sich für die nächsten acht Jahren wieder auf sein Grundstück in Südkalifornien zurückzieht.

Trackliste

  1. 1. My Gal
  2. 2. Chains Of Love
  3. 3. New Lover
  4. 4. 1 Step
  5. 5. Stone River
  6. 6. The Problem
  7. 7. Homeless
  8. 8. Fancy Dancer
  9. 9. Rio
  10. 10. These Blues
  11. 11. Motor Mouth
  12. 12. Blues For Mama
  13. 13. Another Song

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