laut.de-Kritik

Was zählt, ist das Bauchgefühl.

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"Schatz, geh einfach in dein Zimmer und mach Musik": Ein Satz, den Jamie Cullum in den vergangenen drei Jahren nur allzu oft aus dem Munde seiner Angetrauten Sophie Dahl hörte. Bei dem britischen Pianisten erübrigten sich in der Vergangenheit feste Termine im Proberaum. Schließlich ist seit der Veröffentlichung seines letzten Albums "The Pursuit" im Jahr 2009 viel passiert.

Jamie wurde Vater – gleich zwei Mal. Und so kam es, dass sich der Golden Globe-Nominierte in seinem Haus ein kleines Studio einrichtete, um den Spagat zwischen Windelwechsel und Aufnahmeprozess zu schaffen.

"Es hat eine Weile gedauert, ehe ich einen Weg gefunden habe, den Job und die neue Familiensituation zu vereinen", sagte Jamie vor kurzem im laut.de-Interview. Gut Ding will Weile haben - so auch im Fall des neuen Albums. Die Hektik zuhause und der lange Entstehungsprozess scheinen ihm hörbar gut getan zu haben, denn "Momentum" sprüht nur so über vor gereiftem Spielwitz und luftig lockerer Leidenschaft.

Bereits der Opener "Same Things" sorgt mit flotten Besenbeats und sommerlichem Refrain für beste Stimmung bei Freunden entspannter Jazz-Pop-Klänge. "Edge Of Something" kommt ähnlich temporeich daher, wenngleich um einiges nachdenklicher. Mit einem markanten Pianothema im Rücken grübelt der Essex-Boy über Fragen des Erwachsenwerdens.

"Everything You Didn't Do" geht so schnell nicht wieder aus dem Kopf - ein echter Ohrwurm: elitär, modern, glitzernd und funkelnd. So verfliegen die Ängste vor dem Einzug in die erste eigene Wohnung. Auch das tanztaugliche Big-Band-Intermezzo "When I Get Famous" erstickt jegliche Furcht vorm Älterwerden im Keim.

Jamie Cullum präsentiert sich aufgeräumt, gereift und voller Tatendrang. Was zählt, ist das Bauchgefühl. Selbst melancholische Downer wie "Imagination", "Get A Hold Of Yourself", oder das stimmlich ungewohnt kantige "Sad, Sad World" hinterlassen positive Grundgefühle: "Du beginnst die Welt in einer anderen Weise zu verstehen und so viele Dinge zu erkennen - hässliche ebenso wie schöne. Du steckst mittendrin zwischen neuen, frischen Ansichten und den alten Problemen in deinem Kopf", beschreibt Jamie Cullum die prägende Phase, um die es auf dem Album geht.

Mit reichlich Harmonien, einer gehörigen Portion Songwriter-Finesse und dem Mut, der grundlegend glatten Produktion mit unkonventionellen Orgelsoli und kratzigen Einschüben auch mal ein Bein zu stellen, liefert Cullum musikalische Begleithilfe für Absprungbereite. Raus in die Welt. Raus ins echte Leben. Wer will nach diesem Album noch Kind bleiben?

Trackliste

  1. 1. The Same Things
  2. 2. Edge Of Something
  3. 3. Everything You Didn't Do
  4. 4. When I Get Famous
  5. 5. Love For Sale
  6. 6. Pure Imagination
  7. 7. Anyway
  8. 8. Sad, Sad World
  9. 9. Take Me Out
  10. 10. Save Your Soul
  11. 11. Get A Hold Of Yourself
  12. 12. You're Not The Only One

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