laut.de-Kritik
Geschichten aus dem Leben des ehemaligen Selig-Sängers.
Review von Nela PavlovicAls sich Selig 1999 auflösten, versuchte jedes der Ex-Band-Mitglieder seinen eigenen Weg zu gehen. Jan Plewka schwimmt zunächst in der Filmbranche mit, musikalisch natürlich. Obwohl er bereits ein Solo-Album aufgenommen hat (das allerdings nicht veröffentlicht wurde), ist "Zuhause, Da War Ich Schon ..." als sein Debüt-Album in deutscher Sprache anzusehen.
Mit der Stimme Plewkas klingt das Ganze natürlich sehr nach Selig. Der Eindruck entsteht aber nur beim ersten Reinhören und nur stimmlich, denn die Musik ist bedeutend anders. Vielseitiger, abgestimmter und peppiger. Außer "Existentiell" vielleicht, der Song mit dem typischen Pop-Sound, der erst gegen Ende ins Undefinierbare abdriftet und so klingt, als hätte die Platte einen Sprung. Jedenfalls ist die Grundstimmung der Weltuntergangs-Melancholie, die bei Selig vorherrschte, sehr reduziert. Die Texte verweisen aber auf reichlich Lebenserfahrung als Motor des Song-Writings.
Mit verrauchter Stimmlage erzählt Plewka Geschichten aus dem Leben. Richtig rockig sind die Songs "Ich Halt' Dich Fest" und das Spliff-Cover "Déjà Vu". Die Liebeserklärung in "Das Schönste Mädchen Europas" begleitet eine Big-Band mit energischen Bläsern in einer Art Baby-Ska-Version.
Gewagt und gewonnen sind die groovigen Stücke "Der König Von New York" mit spät einsetzendem leisem Drum´n´Bass-Rhythmus, "Sei Hier" mit den ineinander laufenden und sich abwechselnden House- und Pop-Beats und "Sommer" mit dem Disco-Sound der 80er. Und richtig schön zum Chillen geeignet ist der letzte Song auf dem Album, der die Welt leise zurückkehren lässt.
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