laut.de-Kritik

Aus der breiten Gefühlswelt eines britischen Rappers.

Review von

Blickt man als durchschnittlicher Rap-Hörer aktuell nach Großbritannien, könnte man meinen, es gäbe dort ausschließlich Drill und Grime. Dabei wird auf der Insel natürlich auch in anderen Styles gerappt. Neben international erfolgreichen Künstlern wie Loyle Carner hat in den vergangenen zwei Jahren vor allem Jelani Blackman von sich reden gemacht.

Angefangen hat alles mit einem Gastauftritt auf der Gorillaz-EP "Meanwhile". Es folgten Features mit Fred Again, Brian Eno, Wolf Alice und Burna Boy und eine virale Colors-Performance zum Song "Hello". Nun möchte sich der Londoner mit "The Heart Of It" dauerhaft etablieren.

Und der Rapper und Multiinstrumentalist zeigt auf seinem zweiten Album die gesamte Bandbreite seines Könnens. Dieses erstreckt sich soundtechnisch von atmosphärisch weichen Klängen über klassische Boombap-Beats und afrikanische Einflüsse bis hin zu Pop-Experimenten. Und ja, auch leichte Trap-, Drill- und Grime-Einflüsse sind zu hören, wie etwa auf "When You Feel It", "Deeper" und "Damage".

Als Basis dient aber immer ein souliger Groove, der sich an die beruhigende Bass-Stimme des Engländers schmiegt. Als Produzenten hatte er die A-Liga der britischen Musikszene im Studio: Chris Andoh (Stormzy), Jacob Manson (Ed Sheeran, Rudimental, Sigala), Linden Jay (Doja Cat, Tyga, 24kGoldn), Jay Weathers (Stormzy, Ed Sheeran, Burna Boy) und viele mehr basteln die perfekte Unterlage für Jelani Blackmans gefühlvollen und politischen Lyrics.

Dabei macht er auch als Sänger eine hervorragende Figur und ist Vokalisten wie der Alt-Pop Musikerin Biig Piig auf dem Song "Rise" mindestens ebenbürtig. Das macht die Vorabsingle zu einem Highlight der Platte. Ein weiterer Standout-Tune heißt "Clear", ein durchweg hoffnungsvoller Song, der sich zwischen Afrobeat, kämpferischen Aufsteiger-Lyrics, leidenschaftlichem Gesang und durchdringenden Raps bewegt.

Unterstützung kommt außerdem von der talentierten Sängerin Mavica und den beiden Alternative-Rap-Künstlern Bob Vylan und Kojey Radical. Besonders Letzterer drückt "Izit" mit wilden Verses seinen Stempel auf. Der Song fällt mit seinem drückenden Trap-Beat und den auf Technik fokussierten Strophen etwas aus dem sonst so harmonischen Gesamtbild. Das macht ihn aber nicht schlechter, sondern zu einer willkommenen Abwechslung.

Insgesamt klingt "The Heart Of It" nach einer Wohlfühlplatte, die schwierige Themen wie gesellschaftliche Ungleichheiten wie Rassismus, die Identitätsfindung als schwarzer Mann im weißen England oder zwischenmenschliche Beziehungen auf eine einfühlsame und persönliche Weise anspricht. Sein erzählerischer Rap sowie der gefühlvolle Gesang harmonieren hervorragend miteinander, und die Features sind pointiert eingesetzt. Mit seinem warmen Sound orientiert sich Jelani Blackman an Jazz- und Souleinflüssen der Vergangenheit und vermischt sie mit den modernen Elementen der Gegenwart, um sich für eine positive Zukunft einzusetzen.

Trackliste

  1. 1. Feel The Same
  2. 2. My Bad
  3. 3. Clear
  4. 4. When You Feel It
  5. 5. Rise feat. Biig Piig
  6. 6. Deeper
  7. 7. Voices feat. Bob Vylan
  8. 8. Damage
  9. 9. Faded
  10. 10. Wavy feat. Mavica
  11. 11. Offbeat (Interlude)
  12. 12. Line Up
  13. 13. Izit feat. Kojey Radical
  14. 14. New World Order
  15. 15. Arrival

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