laut.de-Kritik

Beim neunten Song wechselt Joe endlich mal die Tonart ...

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Hurra, das ist sie. Die CD, die man schon beim ersten Mal hören komplett mitsingen kann. Vielleicht ist das gar keine so blöde Idee, um schnelles Geld zu machen. Vielleicht sogar das effektivste Mittel, unmusikalische Menschen zu begeistern. Hat ja auch gut geklappt, denn schwupp, das Ding ist in den Charts und keiner weiß hierzulande, wer der Typ eigentlich ist. Aber das lässt sich für den Laien folgendermaßen beschreiben: Der Typ heißt Joe, sieht aus wie Isaac Hayes und klingt vorwiegend genauso weinerlich wie R. Kelly, der neben einigen anderen bei der Platte auch seine Finger im Spiel hatte.

Angeblich gibt es Joe schon seit fünf Alben. Sein vorheriges floppte aber, und so kommt er einem auch eher vor, wie ein weiterer Newcomer vom Schwarzmarkt (harhar), der einen bitter enttäuscht. "Ride Wit U", der Chartsstürmer mit einem Feature von G-Unit, repräsentiert das Album ganz gut. Ein bisschen Hip Hop ist drin, ansonsten ein leidender Front-Schwarzer über einem R'n'B-Schmuse-Beat, im Hintergrund seufzende Frauen. Textlich eindeutig auf das eine ausgelegt.

Objektiv gesprochen besticht es durch übertriebene Monotonie und die gesangliche Verwendung einer pentatonischen Skala im wahrsten Sinne: fünf Töne, nicht einer mehr. Der Rest ist auch langweilig. Das bleibt erst mal so, bis einen "Sweeter Than Sugar" überrascht. Erstens durch einen ganz netten Rap von 50 Cent, zweitens durch ein schlecht klingendes, aber treibendes Schlagzeug, drittens durch einen erstaunlich großen Hauch an Atmosphäre. Das Booklet gibt Aufschluss über ein Sample, das von Curtis Mayfield geschrieben und von Gladys Knight And The Pips gesungen wurde. Das erklärt natürlich einiges. Danach wieder Monotonie.

Das nächste Mal wacht man zwischen Nummer 8 und 9 auf. Weil man sich gerade über die Latino-Gitarre geärgert hat, die schon die No Angels verbraten, und die langsam mal wieder out werden sollte. Die Nummer 9, "Sweet Dreams", bumst irgendwie mehr, was vielleicht auch nur daran liegt, dass man die Gitarre satt hat. Dennoch hat man das erste Mal seit dem leicht erhebenden Sampleklau-Stück das Gefühl, dass Joe die Tonart gewechselt hat.

Lyrisch bringt Joe ewig das gleiche: "Ich werds dir geben, dir besorgen, let it go, baby, baby, uh, uh". Einige bumsen ein bisschen mehr, die meisten schnulzen ein bisschen mehr. Mit dem Rezept, Monotonie und ewig gleichbleibende Backgroundgeschichten zu verbreiten, und damit gar Ekstase zu verbreiten, hat es bislang kaum einer zum James Brown geschafft. Ein Tipp für Joe: Sein Style-Vorbild Isaac als musikalisches Vorbild erwählen, sich 'ne Platte kaufen, und erst wieder etwas produzieren, wenn er begriffen hat, was Soul ist.

Trackliste

  1. 1. Ride Wit U (Featuring G-Unit)
  2. 2. And Then ...
  3. 3. More & More
  4. 4. Sweeter Than Sugar
  5. 5. Priceless
  6. 6. Jeep
  7. 7. You Dropped Your Dime
  8. 8. Make You My Baby
  9. 9. Street Dreams
  10. 10. It Ain't Like That
  11. 11. Another Used To Be
  12. 12. Bedroom
  13. 13. Testify
  14. 14. Hey Mami
  15. 15. I Remember (Featuring Freeway)

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