laut.de-Kritik

Der richtige Treibstoff für den rastlosen Rocker.

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Gleich der Opener macht unmissverständlich klar: Jon Spencer und seine zwei Nasen tanken wieder Super! Unverbleit und ohne ESSO-Ventilschutz, versteht sich. Raw Power! Mitnichten ein Sturm im Wasserglas, in selbigem befindet sich eher das Plastikgebiss ("Plastic Fang"), das beim Mitgröhlen eh nur stören würde. Denn Spencers neuester Wurf ist verdammt purer Rock'n'Roll. 'Louder than bombs' quasi, um mal die seligen Smiths zu zitieren.

Gewiss, auch "Acme" von 1998 hatte mehr PS unterm Dach als der Mercedes S 500 von B.B. King, doch "Plastic Fang" flitzt ohne Sample-Gimmicks und ähnlichem Neuzeit-Brimborium aus der Garage. Obendrein tickt das Album über die volle Distanz aus wie ein wild gewordenes Tier. Ist das erwähnte "Sweet N Sour" noch ein straighter Feel Good-Kracher, der die Belastbarkeit sämtlicher Drehzahlmesser testet, öffnet die Single "She Said" dank akzentuierter Rockgitarre, bluesy Rhythmus-Coolness und Handclap-Power das Schiebedach im Alleingang.

Neben Spencers Organ, das Herrn Jaggers frühen Jauchz-Eskapaden schon immer recht nahe stand, zollt auf "Plastic Fang" nun auch die Musik den Heroen Respekt ("Mean Heart", "Killer Wolf"). Letztgenannter Song ist eine wahre Slow Rock-Perle. Thema also: Pussy Galore ade - Blues Power on Main Street.

Eine Antriebshilfe war da sicher Ex-Stones-Produzentendrummer Steve Jordan, der auch Dr. John und die Funkadelic-Legende Bernie Warrell ins Studio lotste. Diese sind angeblich auf dem verdammt gelungenen Funker "Over And Over" zu hören. Ebenso beim "Torture" (von "Acme") ähnelnden Hüftgroover "Hold On". Erinnerungen an alten JSBX-Bad Ass-R'n'R werden bei (klar!) "Shakin' Rock'n'Roll Tonight" wach: "I said I wanna get crazy and I wanna get famous, gonna rock your city tonight", brüllt Spencer. Live nimmt der Kotletten-Rocker in solchen Momenten sein Mikro in den Mund.

Womit wir bei der Stärke des Albums angelangt sind: "Plastic Fang" ist vielleicht kein Meisterwerk. Nie zuvor hat es das New Yorker Trio aber besser verstanden, die Atmosphäre eines Live-Auftritts auf Rille zu bannen. Atemlos, unberechenbar, cool. Der richtige Treibstoff für den rastlosen Rocker.

Trackliste

  1. 1. Sweet N Sour
  2. 2. She Said
  3. 3. Money Rock'n'Roll
  4. 4. Killer Wolf
  5. 5. Tore Up & Broke
  6. 6. Hold On
  7. 7. Down In The Beast
  8. 8. Shakin' Rock'n'Roll Tonight
  9. 9. The Midnight Creep
  10. 10. Over And Over
  11. 11. Mother Nature
  12. 12. Mean Heart

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13 Kommentare

  • Vor 21 Jahren

    die platte ist zwar schon etwas länger draußen, aber würde trotzdem gerne eure meinungen dazu hören.
    ich hab jetzt nun einige tage gebraucht um mich reinzuhören, weiß auch nicht wieso, finde plastic fang von all ihren bisherigen alben am zugänglichsten.
    "she said", "sweet´n´sour", "money rock´n´roll", "mother nature" und die schöne funknummer "over and over" - um nur ein paar von meinen fav. songs zu nennen.
    alles in allem find ich das album ziemlich gut gelungen.

  • Vor 21 Jahren

    ich glaub ich hab die mal live beim rockpalast gesehen......ist der sänger so ei schlacksiger typ mit fetten kotteleten.........???

  • Vor 21 Jahren

    Jon Spenser rules!

    Kenne die Plastic Fang leider nicht, aber die "Now I got worries" ist genial.
    Kann man nur einmal im Jahr hören, weil man sonst aus dem Fenster springen muss, aber das eine Mal ist es wirklich wert!

  • Vor 21 Jahren

    Vergiss es, wenn ich das jetzt auch noch erklären muss.
    :rolleyes:

  • Vor 21 Jahren

    Wie bite ??? "Kann man nur einmal im Jahr hören" ??

    Jon Spencer sollte gesetzlich zur täglichen Pflicht erklärt werden – gerade für die Leute, die glauben, "so etwas" nicht hören zu können :D

    Ich muss allerdings zugebe dass mir ACME bzw ACME PLUS bzw EXTRA ACME noch besser gefallen haben. Plastic Fang ist mir manchmal etwas zu "brav".

    Live ist der Mensch (bzw alle drei von JSBX) sowieso umwerfend (manchmal wirft er sich auch selber um auf der Bühne). 2 Gitarren, Drums, Gesang - mehr braucht´s nicht. Zitat Jon Spencer: "Bass ist für Mädchen!"

    Die Spencers sind übrigens eine tolle Familie: Frau Spencer, Christina Martinez, ist (mehr oder weniger) Chefin bei BOSS HOG (wo Jon Spencer sich als Rhythmusgitarrist relativ zurückhält), Jons kleines Schwesterchen hat BRASSY und sein Bruder hat auch noch eine Zweitband (20 MILES, wenn ich mich nicht irre).

  • Vor 21 Jahren

    Das ich die "Now I got worries" nur einmal im Jahr hören kann, ist in diesem Fall eher ein Zeichen von Qualität, weil mich die Scheibe zu sehr mitnimmt :D