laut.de-Kritik

Mit 80er-New Wave in Richtung Dunkelheit.

Review von

Die Regelmäßigkeit, mit der Killing Joke mittlerweile gute bis sehr gute Scheiben veröffentlichen, ist nach den halbgaren Flickenteppichen der 90er mehr als nur beachtenswert. Das schlicht "MMXII" betitelte neue Album macht da keine Ausnahme, zumal diese Jahreszahl und das vermeintliche Ende des Maja-Kalenders eine großartige Vorlage für Verschwörungstheoretiker Jaz Coleman liefert.

Eigentlich ein schöne Grund, um mit einem richtig derben, düsteren Album aufzuwarten und die Vorgänger "Hosannas From The Basements Of Hell" und "Absolute Dissent" anzuschließen. Genau das tun Killing Joke aber nicht, sondern gehen lieber wieder zurück zu den Wurzeln und beschäftigen sich entsprechend mit deutlichen Anleihen der New Wave-Musik der 80er.

Das macht schon der relaxte Einstieg von "Pole Shift" deutlich, das erst im Chorus einen für Killing Joke typischen Wutsturm entfacht, der zwar immer wieder abflaut, letztendlich aber mit dem brachialen Gesang von Jaz Coleman zu Ende geht.

Ein wenig sperrig der Song, doch nicht ohne Reiz, und so lassen Killing Joke auch im weiteren Verlauf der Scheibe den Gitarren zwar ihren Raum, setzen diesen aber immer auch gern breitflächige Synthis und andere, elektronische Spielereien vor die Nase. Den Gipfel erreicht das Ganze im locker flockigen, fast schon poppigen "In Cytheria", bei dem sogar The Cure durch den Hintergrund geistern.

Doch auch in Richtung Dunkelheit ist noch Raum, und so tastet sich "Fema Camp" trotz relaxten Charakters langsam ins Düstere vor, steigert sich "Rapture" im Verlauf immer mehr ins Brachiale und schleppt sich "Primobile" minimalistisch in die Schatten. Dazwischen gibt es mit "Corporate Elect" oder "Glitch" die typischen, treibenden Killing Joke-Nummern, die Jaz mit seiner einzigartigen Stimme einröhrt.

Als einziger, etwas entbehrlicher Track offenbart sich "Trance" im Offbeat, und das Ende mit "On All Hallow's Eve" ist mir persönlich vielleicht ein Spur zu versöhnlich. Den starken Gesamteindruck schmälert das allerdings in keiner Weise.

Trackliste

  1. 1. Pole Shift
  2. 2. Fema Camp
  3. 3. Rapture
  4. 4. Colony Collapse
  5. 5. Corporate Elect
  6. 6. In Cythera
  7. 7. Primobile
  8. 8. Glitch
  9. 9. Trance
  10. 10. On All Hallow's Eve

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10 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Hammer Album. Die werden immer besser. Nach dem derzeitigen frischen Eindruck kommen sie damit noch nicht an Dissent heran. Mal schauen was ich noch erhöre.

  • Vor 11 Jahren

    ach cool, ich seh gerade, dun hast die jokies verarztet, eddy. wirklich ein großartiges album. nur die 90er würde ich nicht als flickenteppich sehen wollen. mit extremeies, dirt....waren die 1990 ihrer zeit voraus; pandaemonium und democracy sind noch weitere hammerplatten plus das tolle bbc konzert. und die remixe bei denen haben auch immer schon sinn ergeben. ist ja nicht bei jeder band der fall. ....ehrlich gesagt, hatten die zumindest in meinen augen noch nie sowas wie ne schlechte phase.

  • Vor 11 Jahren

    Richtig, Anwalt. Allein schon "Pandemonium" ist ein echter Oberhammer. Bin noch nicht so lange Fan der Band, aber bis jetzt habe ich noch keine unspannende Phase entdeckt.

    Das Album hier ist auch nach den ersten Durchgängen ein echter Brocken. Ein leichter Hauch von 80er-Synthies weht hier durch, auch die Produktion ähnelt den Alben aus jener Zeit, allerdings klingt es nie störend oder flach, sondern ergänzt sich super mit aktuellem Sound. Es ist definitiv flächiger arrangiert und komponiert als "Absolute Dissent", aber in keiner Minute weniger eindringlich.