laut.de-Kritik

Der ehemalige Echt-Sänger versuchts solo.

Review von

Manchmal hat man ja das Problem, dass man einen neuen Song zwar gut findet, der anschließend eintretende mediale Promo-Overkill über das selbstredend sensationelle neue Album des gereiften Künstlers sich aufs weiterführende Interesse aber eher kontraproduktiv auswirkt. So erging es mir bei Kim Franks Single "Lara". Natürlich durfte in keiner Ankündigung seines ersten Soloalbums das Adjektiv "gereift" fehlen, schließlich dient es der Abgrenzung von seiner Vergangenheit als Sänger der Schulhof-Romantiker Echt.

So weit, so unnötig. Parallel dazu ließ der gereifte 24-jährige Flensburger Jung in Interviews aber so einigen Nonsens vom Stapel, etwa dass Kunst nicht zum Kritiseren da sei oder dass sich deutsche Musiker allesamt ihrem Publikum anbiedern würden. Ich wartete insgeheim nur noch darauf, dass er ausgehend von seiner Wahl des Albumtitels auf die platonische Verbindung zu Kandinskys Farbmusik-Experimenten hinwies. Tat er dann doch nicht.

"Hellblau" heißt Kim Franks in drei Jahren ausgearbeitetes, melancholisches und recht ordentliches Soloalbum, das den gefühlten Moment beschreiben soll, wenn alle Sorgen verfliegen. Da der Sänger neben einer romantischen, künstlerischen Ader auch eine gesprächige Natur sein Eigen zu nennen scheint, war es für ihn nur folgerichtig, nach der charmanten Verarbeitungshymne "Lara" der Öffentlichkeit auch bereitwillig Auskunft über die Trennung von seiner Freundin zu geben. So erfuhr man eine Menge redundantes Zeug, etwa, dass Lara nur ein Pseudonym ist.

Der Schmerz der beendeten langjährigen Beziehung steckt trotz der optimistischen Titel-Geste in einigen seiner neuen, zumeist ruhigen Songs. Die schöne Uptempo-Nummer "Zwei Sommer" behandelt das unliebsame Thema Verdrängung, im traurigen "Berlin" schluchzt er der Selbstverwirklichung seiner Verflossenen hinterher, bevor es im "Abspann" dann ganz unverblümt heißt: "Ich fühl mich so allein, allein". Womit wir auch gleich beim musikalischen Gewand sind: Natürlich haftet allen Songs Franks Vergangenheit an und er tut gut daran, dies gar nicht erst großartig vertuschen zu wollen. Mit reichlich Piano- und Streicher-Arrangements verleiht er seinen Songs bisweilen die notwendige Opulenz, ein Rezept, mit dem es die britischen Coldplay zu Weltstars brachten.

In Songs wie "Hellblau", "Für Die Schlechten Zeiten" oder "Etwas Grosses" führt Frank die bekannte, melancholische Grundrichtung seiner ehemaligen Band routiniert weiter und bringt sein Anliegen mitunter ähnlich klar auf den Punkt wie in "Lara". An anderer Stelle erschweren einem den Zugang mal zu naive Textzeilen ("Liebe", "Kalt Und Leer") oder das Fehlen ausdrucksstarker Metaphern ("Wenn Ich Du Wär"). Grundsätzlich ist dem "Comeback des Jahres" (TV-Werbung) wenig anzulasten, Franks melodischer Gitarrenpop wird sowohl bei alten Fans Glücksgefühle auslösen, als auch neue Hörer hinzugewinnen. Mit "Zwei Sommer" als Wahl der zweiten Single beschreitet er den richtigen Weg.

Trackliste

  1. 1. Lara
  2. 2. Zwei Sommer
  3. 3. Berlin
  4. 4. Hellblau
  5. 5. Für Schlechte Zeiten
  6. 6. Wenn Ich Du Wär
  7. 7. Zeitlos Schön
  8. 8. Über Nacht
  9. 9. Etwas Grosses
  10. 10. Liebe
  11. 11. Kalt Und Leer
  12. 12. Abspann

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