laut.de-Kritik

Curses DJ ruft, und alle sind sie gekommen.

Review von

Kool DJ GQ ruft, und alle, alle sind sie gekommen. Mit Ausnahme des Aggro-Lagers findet sich auf der Gästeliste tatsächlich nahezu jeder, von dem im Deutschrap in letzter Zeit die Rede war. Darüber hinaus vertreten Taz & Greis die Eidgenossenschaft (Man sollte viel mehr schweizer Hip Hop hören!), und Grand Agent sorgt - als ob das noch nötig gewesen wäre - für internationales Flair.

Ein derartiger Aufmarsch von Hochkarätern spricht für die Qualität des Produzenten. Es scheint höchste Zeit für GQ, aus dem Schatten der Curse'schen Plattenteller heraus ins Rampenlicht zu treten, denn: Genau da gehört er hin.

"Birth Of Kool" jedenfalls erweist sich als durchgehend hörenswert. Jeder tut das, was er am besten kann, und GQ hat für alle das passende Fundament parat. Ganz sachte oder feste druff. Sein Beatladen gibt von der Rockgitarre über Synthetisches, garniert mit Bleeps und Clicks, bis zum melancholischen Piano alles her.

"Rock"? GQ beschert gemeinsam mit Curse zwei Erkenntnisse, die zwar keineswegs neu, doch aber jedesmal verblüffend sind. Erstens: Wenn man es richtig anstellt, erweisen sich E-Gitarren als ausgesprochen Hip Hop-tauglich. Zweitens: Ich wäre gar nicht enttäuscht, künftig mehr Battlestyles aus Minden zu hören. (Werde ich? Ich weiß es bereits, und Ihr dürft es lesen - demnächst: Curse im Interview bei laut.de).

Aber es sind ja nicht nur die Mindener. Optik boomt ebenfalls. Kool Savas scheint - wie stets - nicht von dieser Welt. Das einzige, das dieser Mann braucht, ist Druck im Kreuz, und den soll er haben. "Nicht So" erfreut mit einem Beat, der einem bei aller Filigranität die geballte Faust in den Nacken drischt.

Die härtere Schiene bedienen auch Italo Reno, Germany und Azad in "Told You (Part II)", Olli Banjos "Volksmusik", Tatwaffe, Flipstar und insbesondere Harris "Im Club". "Der Beat ist Monster": Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich mich wohl langsam damit abfinden muss, dass Dirty Harry nicht der Untergang des rappenden Abendlandes ist, sondern vielmehr tatsächlich "taitalta". Möglicherweise sollte ich meine Feindbilder überholen.

Mit Humor und einer charakteristischen Stimme wartet noch ein anderer auf, bei dem ich mir über jedes klitzekleine Lebenszeichen schier ein Loch in den Bauch freue. Von der Vorstellung, es könne jemals ein Best-Of-Mixtape oder gar das versprochene Album erscheinen, habe ich mich über die Monate und Jahre mittlerweile verabschiedet. Zu akustischer Gitarre und knackigem Bass lebt er in "Das Verbotene Z-Wort" hübsch nachdenklich seine Erzählerqualitäten aus: Dendemann bleibt Gott.

Von Nosliw hört man wahlweise deftigen Dancehall oder wunderschöne, sanfte Schnulzen. Mit "Keine Angst" befinden wir uns in der zweiten Schublade. Handclaps und Gitarre sorgen für den angemessen melodischen Rahmen. Ebenso leise und bedacht zeigen sich Pal One und Jonesmann, denen allerdings statt Gitarre ein Klavier auf den Weg gegeben wird - das "und die Tragflächen der Liebe tragen mich echt überall hin".

Den einzigen Ansatzpunkt für Kritik (die in der Flut des Lobes allerdings versanden sollte) liefert die etwas wahllose Aneinanderreihung: Der Hörer muss sich, gibt er sich "Birth Of Kool" von vorne bis hinten, auf vier bis sieben krasse Stimmungswechsel einstellen. Nichtsdestotrotz erntet Kool DJ GQ ein WOW! und ein dickes Dankeschön für ein Album, das nachhaltig erfreut.

Trackliste

  1. 1. 98,7 Kiss FM
  2. 2. Rock
  3. 3. Yeah
  4. 4. Nicht So
  5. 5. Das Verbotene Z-Wort
  6. 6. Keine Angst
  7. 7. Ganz Egal
  8. 8. Told You (Part II)
  9. 9. Jeden Tag
  10. 10. Between The Lines
  11. 11. Volksmusik
  12. 12. Leap And The Net Will Appear
  13. 13. Im Club (Director's Cut)
  14. 14. Prioritäten
  15. 15. Ghosts
  16. 16. Zwiespalt
  17. 17. Eins Bleibt

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