laut.de-Kritik

Nicht crazy, aber angenehmer als alles von Silbermond und Ich + Ich.

Review von

Eigentlich kann sie jetzt schon gar nichts mehr falsch machen. Nacktbilder? Scheiß RTL! Ein 12. Platz beim Eurovision Song Contest? Der Ostblock ist schuld! Flohmarkt-Kleid? Ach, Sido! Ein Album namens, hüstel, "My Cassette Player"? Mal was anderes!

Lena Meyer-Landrut hat in kürzester Zeit geschafft, wovon andere Künstler über Jahre träumen: Ihr folgt eine beinahe schon devote, in jedem Fall liebesbeschwipste Anhängerschaft. Wie dieses zierliche, ambitionslose Mädel mit der dünnen Stimme bei Stefan Raabs "Unser Star Für Oslo" all die erfolgsgeilen Teilnehmer mit ihren Profistimmen im Wochentakt ausstach - unerreicht. Ihr graziös angeschickerter Tanzstil - nie dagewesen. Und erst ihre musikalischen Indie-Vorlieben - beeindruckend.

Es ist mehr als eine Anti-Siegel-Aura, die Lena seit ihrem Bekanntwerden im Grand Prix-Casting-Zirkus umgibt. Das volle Paket Freche Gören-Charme, das sie auf und abseits der Bühne beeindruckend professionell vermittelt, trug sie nicht nur nach Oslo, sondern sogar schon ins Geschichtsbuch für die meistverkauften Downloads eines Songs in drei Tagen.

Das schaffte nicht einmal Max Mutzke, der heute fast vergessene Meyer-Landrut von 2004. Auch er war beängstigend authentisch, belegte in Istanbul einen achten Platz und wurde darob von Ziehvater Raab zwei Studioalben lang vergeblich gepusht. Danach musizierte er ohne Raab weiter, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

An Soulbrother Mutzke bewunderte man in erster Linie seine geschult klingende, warme Stimme. Äußerlich war er strunzlangweilig. Bei Lena ist es tendenziell umgekehrt. Das ist die Haupterkenntnis, die das bislang unbekannte Privileg, 13 Lena-Songs am Stück hören zu dürfen, an den Tag legt.

"My Cassette Player" ist jetzt nicht wirklich crazy, dafür aber unterhaltsam und vor allem eine waschechte Raab-Produktion: Fröhlicher Mitsumm-Pop mit Glockenspiel ("Love Me", "You Can't Stop Me"), eine Schippe Mutzke-Midtempo-Soul ("Touch A New Day"), lupenreine 60s-Beats mit Hanclaps ("Bee") und natürlich zwei bekannte Coverversionen (Jason Mrazs "Mr. Curiosity", Adeles "My Same").

Ich möchte allerdings die Gelegenheit nutzen, mich bei Lena, Stefan Raab und dem gesamten Kassettenrekorder-Think Tank zu entschuldigen, dass an dieser Stelle nicht auf die den Songs womöglich innewohnenden dynamischen Grundstufen und atmosphärischen Details eingegangen wird.

Aber da man sich im Hause Universal offenbar noch immer erfolgstrunken und lenalike angeschickert in den Armen liegt, speiste man die gesamte Print- und Online-Presse mit einem 90 Sekunden langen Prelistening-Feature ab (pro Song, immerhin!), was selbst große Zeitungen nicht davon abhielt, am Wochenende der Veröffentlichung seitenlange Expertenberichte abzudrucken. Geht ja schließlich um Lena, Mensch, weeßte, "Satellite" und so, kennste doch.

13 x 90 Sekunden reichen immerhin aus, um Claudia Roth zu widersprechen. Eine deutsche Björk höre ich hier nirgends. Außer die Politikerin wollte darauf hinweisen, dass man auch für ein komplettes Björk-Album ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen aufbringen muss.

Denn Lenas Stimme ohne Lenas TV-Bild ist eine etwas ungewohnt zweidimensionale Erfahrung, wenngleich man einige Songs durchaus gerne in voller Länge hören würde. Etwa die reizvolle Synthie-Funk-Nummer "I Like To Bang My Head", in der sie gewohnt luftig im Landrut-Style paraphrasiert, inklusive patentierter Sprechgesangspassagen. Ebenfalls locker aus der Hüfte kommt das charmant-swingende "Not Following" daher.

Dass Lena jetzt aber auch 08/15-Balladen wie "Caterpillar In The Rain" und "Wonderful Dreaming" abnickt, ist schon schade. Muss an der Doppelbelastung mit dem Abitur gelegen haben. Für ein Instant Pop-Album mit vorgefertigten Nummern macht Lena ihre Sache dennoch recht ordentlich. So ist "My Cassette Player" sicher angenehmer als alles von Silbermond und Ich + Ich (von denen wiederum 90-Sekünder gereicht hätten) und vielleicht auch ein bisschen ansteckender als Max Mutzke-Alben.

Vor allem wird nun aber deutlich, dass Raabs Eigenkomposition "Love Me" im Vergleich zu "Satellite" der bessere Song ist und das eingängig-verspielte "Bee" der bessere Eurovision Song Contest-Beitrag gewesen wäre. Hier trifft Lena nun aber wirklich keine Schuld, denn so haben es ihre Fans eben gewollt. Casting-Unterwanderung hin oder her, auch für eine Lena gilt: Der Zuschauer darf mitreden.

Trackliste

  1. 1. Satellite
  2. 2. My Cassette Player
  3. 3. Not Following
  4. 4. I Like To Bang My Head
  5. 5. My Same
  6. 6. Caterpillar In The Rain
  7. 7. Love Me
  8. 8. Touch A New Day
  9. 9. Bee
  10. 10. You Can't Stop Me
  11. 11. Mr. Curiosity
  12. 12. I Just want Your Kiss
  13. 13. Wonderful Dreaming

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49 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    1 stern mehr weils lena ist ne

  • Vor 13 Jahren

    Der Unterschied von Lena zu anderen Interpreten: Sie möchte gerne eine ernsthafte Künstlerin sein, ist aber gleichzeitig dafür bereit alles dafür zu tun berühmt zu sein und viel Kohle zu machen. Sie will cool, locker und "alternativ" rüberkommen, doch ist eine spießige, arrogante Undercover-Bonze. Sie will auf den ganzen Medienzirkus scheissen und verhurt sich trotzdem.
    Das Mädchen ist so echt wie eine russische CD-Sammlung.

  • Vor 13 Jahren

    leider ist das album sehr belanglos ausgefallen, schade schade . 2 ++ von 5 . pl... Mehr anzeigenätschert vor sich hin. die songs die gut sind kennt man schon aus der show , My same - mr.curiosity , satelite und das wars dann auch schon , etwas reagge , bischen jazzy , bischen poppig aber kein song der ihre stimme gut zu geltung bringt und ein Ohrwurm wie Satelite ist dann auch nicht mehr drauf. alles in Allem sehr enttäuschend aber was will mal erwarten nach so kurzer zeit. hier wird schnell kohle gemacht zu lasten der künstlerin.

  • Vor 13 Jahren

    ich fass es NICHT, ich bin schockiert, am ende! FOLTER!

    ist eigentlich noch keinem aufgefallen, dass sie nicht singen kann und ein schreckliches organ hat O_O das fällt besonders auf, wenn man sie nicht sieht und nur ihr grässliches organ hört.

    die hat eine vokale impertinenz, da verschluckt sich jede katzen-versammlung nachts um 3 beim jaulen an den verschluckten fellbällchen.

    sie ist eigentlich nur bei den besonders schrägen sachen erträglich, weil sich ihre fürchterlich schräges tönchen da perfekt einpasst....

    aber ich seh es schon kommen. bald wird in guantamo nicht mehr mit eminem und metallica gefoltert....24 stunden "my cassette player" lässt jeden erz-moslem-terror-spinner mit freuden in jede beliebige religion dieser welt konvertieren. da liest nicht mal mehr das kleingedruckte.

    bleibt nur zu fragen: warum wurde die nervbürste gewählt und wieso und was sagt das alles über deutschland aus o_O

  • Vor 13 Jahren

    Besser als alles von Silbermond und ich + ich? Bei aller Abneigung gegen diese Artists, aber das sind wenigstens echte Künstler und nicht so ein hybrid-englisch-quakendes Küken.

  • Vor 13 Jahren

    Ist schonmal IRGWENDWEM aufgefallen, dass diese Bratze extrem schlecht Kate Nash imitiert????