laut.de-Kritik
Scheine, Schlampen, Karren, Knarren.
Review von Dani FrommWas ist eigentlich der schönen Tradition widerfahren, einem neuen Album einen neuen Titel zu verpassen? Zumindest im Hip Hop scheint man damit komplett gebrochen zu haben - Fortsetzungen, wohin man schaut.
Lloyd Banks Debüt "The Hunger For More" war dereinst tatsächlich nicht von schlechten Eltern. Warum dem gefeierten Erstling also nicht noch einen draufsetzen, wenn es doch alle anderen auch so machen? Zumal Kollege Johannesberg "Weltklasse Method Man-meets-Fabolous-Flow" attestiert hat.
Genau dieser präsentiert sich tatsächlich frisch wie der junge Morgen und berückend wie eh und je: flüssig, stetig, ein bisschen angekratzt, dabei doch zugleich ungewöhnlich melodiös. Lloyd Banks zu lauschen bringt erhebliches Vergnügen mit sich, obwohl sein Vortrag in seiner unerschütterlichen Konstanz auf Dauer schon ein wenig eintönig wirkt.
Die Themenwahl, die im gewohnt scharf abgesteckten Viereck Scheine - Schlampen - Karren - Knarren springt, sorgt nicht gerade für Abwechslung, wohl aber die ganze Batterie an Featuregästen, die "H.F.M. 2" auffährt. Mit einem Kollabo-Partner an seiner Seite blüht Lloyd Banks förmlich auf.
G-Unit-Cheffe 50 Cent gibt sich da die Ehre, Kanye West oder Wu-Küchenchef Raekwon. Sogar der ewige Knastbruder Tony Yayo und Akon mit seiner unerträglichen Plastikstimme wirken, geerdet von Lloyd Banks' Gesellschaft, hochwillkommen.
In klassische R'n'B-Gefilde - for the ladies, is' klar - driften vor allem die Hooklines von Jeremih in "I Don't Deserve You" und Ryan Leslies Beteiligung in "So Forgetful". "Too many Ney York City girls", da kann man mit den Namen schon mal durcheinander kommen. "So many places, so many faces" aber auch ...
Juelz Santana steht, "fresh, fly, always high", wie der genaue Gegenentwurf neben Lloyd Banks' calmer Coolness. Der dunkle, tropfende Beat von "Beamer, Benz, Or Bentley" schiebt, genau wie "Any Girl", eine mächtige Bugwelle Dirty South-Gefühl vor sich her.
Cardiak setzt für "Take 'Em To War" oder "Unexplainable" auf dicke Bässe und überspannte, immer wieder schrill aufquietschende Streicher, während sich Frank Dukes für "Sooner Or Later (Die 1 Day)" geradezu klassischer Zutaten, eines Soul-Samples und martialischer Rührtrommeln nämlich, bedient.
Im Gegensatz zur Thematik, "Make money, make money, make money" mit allen Mitteln (die sich übrigens auch durch ein recht eindrucksvoll bebildertes Booklet zieht, nie hatten Geiseln bei einem Überfall prallere Möpse ...), decken die Beats ein breites Geschmacksspektrum ab. Synthies, Fingerschnippen, grölende Homies ... alles drin.
Lloyd Banks hat allen voran immer noch ordentlich Biss: "My hunger is unexplainable." Erklärungen sind im Grunde auch gar nicht nötig. Hunger war schließlich noch nie der schlechteste Antrieb für einen MC.
4 Kommentare
Die Titel rühren wohl daher, dass Künstler nichteinmal mehr versuchen, ein eigenständiges Kunstwerk zu produieren. Wie in Hollywood auch wird auf gängige Konzepte gesetzt. Was einmal funktioniert hat, funktioniert auch ein zweites Mal. Gilt übrigens für jedes Genre (bevor ich hier als "genrefremd" abgestempelt werde). Wobei im Mainstream-HipHop Themenvielfalt ja eh rar gesät ist.
kenne nur "Start it up", das aber sehr geil ist!
gutes album, par mittelmäßige Tracks drunter, einige bomben...3,5/5
Flowt wie Method Man? Hahahaha NICHT.