laut.de-Kritik

Eine Greatest Hits als Dokument des Scheiterns einer Rockband.

Review von

Eigentlich ist diese "Best Of" ein grandioses Dokument des Scheiterns einer Rockband. Scheitern nicht im kommerziellen Sinne. Platten verkauft haben die Manic Street Preachers im Verlauf ihrer mehr als zehnjährigen Karriere zuhauf. Auch Anerkennung erfahren. Und doch sind sie gescheitert. In einem viel größeren Sinne. Wie es sich für Pop gehört: Größer als das Leben.

Ein Album wollten sie machen. Ein einziges, ultimatives. Damit das Ende der Rockwelt, wie wir sie kennen, besiegeln. Und wieder verschwinden von der Bühne. Für immer. Vorher noch alle Einkünfte in einem grandiosen Finale vernichten. Als Fanal gegen die Verlogenheit der Welt im Allgemeinen und der Musikbranche im Speziellen. So weit der Masterplan. Viele junge Rockbands wollen das. Alle vermutlich.

Die Manic Street Preachers machten das Album: "Generation Terrorists". Das bis heute wohl unterbewertetste Debut-Doppel(!)-Album der Rockgeschichte. 18 schier unglaublich energiegeladene Songs. Mit wütenden Texten voller Sozialkritik und Studentenküchenphilosophie. Ganz ohne ironische Absicherung. Das galt schon vor zehn Jahren als furchtbar uncool und so wurde es, wenn nicht das ultimative so doch ein geniales Album. Und niemand nahm Notiz.

So mussten sie weitere Alben aufnehmen. Nicht zuletzt, weil ihr Plattenvertrag es verlangte. Ganz böse werden sie darüber nicht gewesen sein, man begann sich zu arrangieren - weder ungewöhnlich noch verwerflich. Heute veröffentlichen die Rebellen von einst also eine "Best Of", weil man die "so schön im Auto hören kann".

Nur Gitarrist und Texter Richey Edwards blieb bis zu seinem mysteriösen Verschwinden radikaler Rocker. Radikaler noch, wie Christian Seidl jüngst in der SZ so trefflich anmerkte, als Kurt Cobain, "der sich weniger aus Konsequenz seines Berufs denn in Folge von Eheproblemen und nicht zu therapierender Heroin-Abhängigkeit umbrachte."

Eine gerne kolportierte Geschichte erzählt, wie sich Richey auf die Frage eines NME-Reporters, ob er das denn alles ernst meine, die Worte "4 REAL" mit einer Rasierklinge in den Unterarm ritzte. Er landete mit erheblichem Blutverlust im Krankenhaus. Diese selbstzerstörerische Phase, musikalisch begleitet vom schwachen "Gold Against The Soul" und dem erbärmlichen "The Holy Bible" ist auf der Best Of verständlicher Weise unterrepräsentiert.

Das Gros der Songs stammt aus der Zeit nach dem gloriosen Comeback "Everything Must Go". Dazu zwei neue Stücke, von denen "There By The Grace Of God" eine Manics-Hymne höchster Güteklasse ist. Und Tracks, die zuvor auf keinem Album waren, wie etwa die hervorragende Coverversion des M*A*S*H-Titelsongs "Suicide Is Painless". Insgesamt eine gelungene Zusammenstellung, mit Fokus auf der Post-Richey-Phase. Und das ist auch ok so, denn das Debut darf ohnehin in keiner gut sortierten Rock-Sammlung fehlen.

Trackliste

  1. 1. A Design For Life
  2. 2. Motorcycle Emptiness
  3. 3. If You Tolerate This Your Children Will Be Next
  4. 4. La Tristesse Durera (Scream To A Sigh)
  5. 5. There By The Grace Of God
  6. 6. You Love Us
  7. 7. Australia Radio Edit
  8. 8. You Stole The Sun From My Heart
  9. 9. Kevin Carter
  10. 10. Tsunami
  11. 11. The Masses Against The Classes
  12. 12. From Despair To Where
  13. 13. Door To The River
  14. 14. Everything Must Go
  15. 15. Faster
  16. 16. Little Baby Nothing
  17. 17. Song From M*A*S*H (Suicide Is Painless)
  18. 18. So Why So Sad
  19. 19. The Everlasting
  20. 20. Motown Junk

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14 Kommentare

  • Vor 21 Jahren

    Hat schon jemand die Best of der Manics? Sind ja nicht wirklich viele neue Songs drauf. Außerdem fehlen einige Songs (z.B. Mausoleum, Found that soul, If white America...).
    Ist wohl für wirkliche Fans, die eh schon alle Alben haben (wie ich ;) ) eher uninteressant.
    Aber eine tolle Band sind sie schon hoffe mal es war nicht ihr letztes Album.

    Ach ja, und der Schwachkopf, der die Rezi geschrieben hat, sollte sich mal mitsamt all den anderen gehirnamputierten Laut-Typen fragen, ob er nicht lieber mit seinen Puppen spielen sollte als solchen Müll zu schreiben. Wer "The holy bible" als "erbärmlich" bezeichnet, kann einfach nicht ernst genommen werden. Aber wer kann das von den Rezensenten hier schon...daher mein Tipp an laut.de:

    Lasst in Zukunft die Finger von ernstzunehmenden Bands und schreibt nur noch eure Rezis über Britney, N'Sync, DJ Ötzi und Co., alles andere scheint den Horizont von euch Pappnasen hier weit zu überschreiten.

  • Vor 21 Jahren

    *lol* da kann wohl jmd keine kritik vertragen :p

  • Vor 21 Jahren

    @zero: Dann verpiss dich doch, du kleiner, mieser Spacken. Dumm wie scheiße, und das mit 21 Jahren. Tztztztz ...

  • Vor 21 Jahren

    Zwischen "erbärmlich" in Bezug auf einen Song und "gehirnamputiert" in Bezug auf Menschen, die mit diesem "erbärmlich"-Ausdruck noch nicht einmal etwas zu tun haben, liegen Welten der Provokation.

  • Vor 21 Jahren

    Blablabla...

    Ich hätte trotzdem gern mal ne Erklärung, was genau an THB so erbärmlich sein soll. Das wird in der Rezi ja überhaupt nicht angesprochen. Hmm...

    Und Alex, du bist nicht zufällig der Cordas-Alex, oder?

  • Vor 14 Jahren

    The holy Bible ist erbärmlich, weil es wohl zu direkt, zu objektiv und zu ehrlich ist.
    Lässt man sich nämlich auf das Album ein, inkl. Songtext und passender Erklärung (die man sich selber zusammensuchen und -reimen muss), dann ist das ein kein Albtraum mehr, der erzählt wird, sondern alles, was um uns herum geschieht.

    Wohl dem, der in seiner Ignoranz die Manics ablehnt, oder nur an der Oberfläche der Songs stolziert (wie wohl so mancher Rezensent und "Fan"). Ihr könnt noch ohne Probleme mit der Lüge bestehen, die Ihr lebt.