laut.de-Kritik

Blubbersynth und Lead-Geschwurbel sind ein wenig zu wenig.

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Nach dem doch etwas mediokren Kollabo-Album mit Vince Clarke als VCMG wartet Martin Gore nun mit einem reinen Solo-Album namens "MG" auf. Rein instrumental, elektronisch, ohne Kompromisse, wie man sie im Band-Kontext (ja, er spielt in einer) so machen muss. Gleich 16 Stücke sind diesem Vorhaben nun entsprungen, Gore selbst hatte die Vision eines Soundtracks zu Sci-Fi-Filmen. Dem Hörer bietet sich tatsächlich ein musikalisches Konzept, das auch dem Blade Runner hätte schmeicheln können.

"Swanning" bietet synthetisierte Bedrohlichkeit, ein 80er Jahre Held sucht in verregneten Straßenschluchten nach seinem tragbaren Telefon-Koffer. Auch "Elk" will Emotionen transportieren, verliert sich aber ein wenig aufgrund seiner Skizzenhastigkeit. Ein bisschen Blubbersynth und Lead-Geschwurbel sind ein wenig zu wenig. Man hat zwar nicht den Eindruck, Martin L. habe es sich leicht gemacht, aber eine düstere Atmosphäre im beschaulichen Santa Barbara zwischen Hundespaziergang und Elternabend zu erzeugen ist eine ziemliche Herausforderung. "Stealth" hypnotisiert mit Spieluhrmelodie und dreht sich repetitiv in eine Dringlichkeit hinein, die durch den fetten Bass nur noch ad absurdum geführt wird. Ein minimaler Beat generiert dazu noch einen tighten Groove, eine himmlische Melodie rundet den Hit ab. Santa Barbara, du bist okay.

Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass hier einige Lückenfüller versammelt sind. "Blade" oder "Trysting" sind zwar sicher nette Skizzen, die aber auch einem Ableton-Anfängerkurs entstammen könnten. Und da sind wir wieder bei den hohen Erwartungen, die ein Künstler Goreschen Kalibers verdammt nochmal einfach zu erfüllen hat. Vielleicht ist dies aber auch eine ungerechte Haltung, denn gerade auf Solopfaden wachsen nunmal sehr oft die seltsamsten Stilblüten. Hin und wieder bekommen wir Affen dann unseren Zucker: "Crowly" ist ein weiteres musikalische Monument, das nicht nur mit vollendetem Arrangement glänzt, sondern sich auch gut in einem DJ Hell-Set wiederfinden könnte. Tanzbarkeit ist bekanntlich kein Kriterium, aber bei elektronischer Musik doch ein nettes Gimmick.

Mit "MG" setzt Gore mal mehr, mal weniger ausgereift seine Definition von elektronischer Programm-Musik in Szene. Nicht ganz so viele, dafür aber durchgängig hochwertige Stücke wären allerdings sachdienlicher gewesen.

Trackliste

  1. 1. Pinking
  2. 2. Swanning
  3. 3. Exalt
  4. 4. Elk
  5. 5. Brink
  6. 6. Europa Hymn
  7. 7. Creeper
  8. 8. Spiral
  9. 9. Stealth
  10. 10. Hum
  11. 11. Islet
  12. 12. Crowly
  13. 13. Trysting
  14. 14. Southerly
  15. 15. Featherlight
  16. 16. Blade

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