laut.de-Kritik

Wie der Hammer auf den Amboss ...

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"When democrats are in office, Ministry albums suck!" Al Jourgensen war schon immer ein Freund deutlicher und ehrlicher Worte, auch wenn sie sich auf seine eigenen Leistungen beziehen. Und irgendwie hat er mit der Aussage auch nicht so ganz Unrecht. Die Regierungszeit von George Bush sen. bescherte uns mit "Psalm 69" seinerzeit ein Götteralbum. Kaum zog jedoch mit Bill Clinton ein Demokrat ins Weiße Haus ein, gerieten die Outputs von Ministry sehr durchwachsen.

Da dann aber der nächste Bush-Dummbeutel seine Zelte im Oval Office aufschlug, sind auch Ministry wieder zurück. Konnte man auf "Animositisomina" schon eine deutliche Rückbesinnung zu alten Werten feststellen, so schlägt "Houses Of The Molé" hundertprozentig in die selbe Kerbe wie "Psalm 69" vor zwölf Jahren.

Mit einer schnelleren Version von Carl Orffs "Carmina Burana" läutet Al (der auf dieser Scheibe zum ersten Mal ohne seinen Spezi Paul Barker auskommen muss) "No W" ein. Warum jeder Titel mit einem "W" anfängt, kann sich wohl selbst George "W" Bush aus seinen zwei Gehirnzellen pressen. In einen Loop setzen fette Gitarren, ein speediges Uptempo-Riff und der gewohnt verzerrte Gesang ein. Schon hier greift Jourgensen Mr. Bush direkt und nicht zu knapp an und lässt dafür natürlich diverse Samples zu Wort kommen.

"Waiting" ist dann wie der Hammer auf den Amboss. Ein, zwei simple Riffs, die sich unermüdlich in die Rübe fräsen und nicht selten an vergangene Glanztaten denken lassen ("Thieves"). Doch Jourgensen verlässt sich nicht nur auf Brachialgitarren. "Worthless" setzt während den Strophen auf einen extrem angezerrten Bass und 'ner fiesen Slidegitarre. "Wrong" lässt auch erst mal Neubasser John Monte (Ex-Mind Funk) die Stahltrosse quälen, was dem Song einen richtig fetten Groove verleiht.

Dann kommen erst mal wieder verstärkt Sprachsamples und E-Gitarren zum Einsatz, denn mit "Warp City", "WTV" und "World" gehen Ministry richtig zur Sache. Während "Warp City" wohl den bittersten Text von "Houses Of The Molé" aufweist, ist "WTV" die Fortsetzung der "TV Song"-Reihe und bietet in typischer "Jesus Built My Hotrod"-Manier einen krassen Wechsel aus Highspeed-Gebolze und einzeln angeschlagenen und abgestoppten Akkorden kombiniert mit abgefahrenen Samples.

Dass Ministry es durchaus auch langsamer beherrschen, zeigen sie dann mit dem groovenden und überaus melodischen "World", das durch den hymnischen Chorus nicht selten an Killing Joke erinnert. "WKYJ" wechselt zwichen Melodie und Brachialität geschickt hin und her und auf "Worm" greift der Ministry-Bandkopf endlich wieder zur Mundharmonika. Dies ist gleichzeitig auch der melodischste Song auf dem Album, denn Al verzichtet zum ersten Mal auf den verzerrten Gesang.

Mit dem Hidden Track "Psalm 23" haben wie es mit einer leicht veränderten Version von "No W" zu tun und "Walrus" ist eben der typische Jourgensen-Hirnfick. Mit solch einem starken Album war nach dem Weggang von Paul Barker weiß Gott nicht zu rechnen, aber der alte Sack Jourgensen hat es allen nochmal gezeigt. Solange er sein Molé zu futtern bekommt, ist mit dem Kerl immer noch zu rechnen.

Trackliste

  1. 1. No "W"
  2. 2. Waiting
  3. 3. Worthless
  4. 4. Wrong
  5. 5. Warp City
  6. 6. WTV
  7. 7. World
  8. 8. WKYJ
  9. 9. Worm

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