laut.de-Kritik

Blues, Soul, Elektro mit ganz eigenem Zauber.

Review von

"Voodoo ist eine afroamerikanische Religion, die ursprünglich aus Westafrika stammt. Das Wort "Voodoo" leitet sich aus einem afrikanischen Wort für Geist oder auch Gottheit ab und existierte wahrscheinlich schon vor 6000 Jahren. Voodoo wird heutzutage hauptsächlich in Benin, der Dominikanischen Republik, Ghana, Haiti und Togo, sowie in etwas abweichender Form und unter anderem Namen in Brasilien (Umbanda, Macumba) praktiziert. In Haiti wird Voodoo sogar als eine offizielle Religion anerkannt. In Benin ist Voodoo Staatsreligion." (Quelle: http://www.net-lexikon.de/Voodoo.html)

Mir stellt sich zuerst einmal die Frage, warum heißt das neue Album von Missouri "In VoodoRama"? Aha, der Pressetext gibt schnell Antwort. Sänger Reds Interesse liegt vor allem in Spielfilmen aus den 80er Jahren. Den Klassiker "Angel Heart" hat er sich dabei wohl sehr intensiv angeguckt, und da liegen Zauber, Magie und Geist natürlich nicht weit voneinander entfernt. Eine Liebeserklärung an die aparte Voodoopriesterin ergibt musikalisch umgesetzt einen melodisch, teils schwermütigen Soundtrack, der sämtliche Genres zwischen Blues, Soul, Elektro und eine volle Ladung Pop geheimnisvoll durchlebt.

Der Zauber braucht bei mir allerdings etwas länger. Verweilen meine ersten Gedanken noch bei Dire Straits (Aua, wo ist meine Voodoo-Puppe?) lässt dieser böse Hirnschmerz zum Glück schnell nach, sobald die Schwingung des letzten Gitarrenanschlags von "Sooner Or Later They'll Get Any Of Us" verstummt. Stärkere Endorphin-Ausschüttungen machen sich erst bei späteren Songs bemerkbar.

Missouri bringen mit "In VoodooRama" ihr mittlerweile fünftes Album heraus. Dieses Mal auf dem Indielabel Tapete Records, und nicht mehr zu dritt sondern im Quartett. In eine Schublade mag man Red, Frank Mollena, "Wuschi" Ebert und Carter Cain, wohnhaft in Hamburg und Nürnberg, erst gar nicht stecken. Die einen nennen es Reifeprozess, die anderen eine ganz natürliche Entwicklung. In ihren vorherigen Alben probierten sie es sowohl mit Country-Balladen als auch mit elektronischen Remix-Experimenten, und weiten dies in der aktuellen Ausgabe um einige raffinierten Nuancen aus.

"If They Ever Steal Your Amazing Grace". Die Mischung zwischen Elektronik und poppiger Singer/Songwriter Musik wird allgemein immer beliebter, und Missouri füllen die schwermütige Gitarrenschrammel-Grundlage mit erfrischenden und aufmunternden Geräuscheklängen. Wie erfinderisch man mit Beats aus der Dose sein kann, hört man u.a. auch bei der Coverversion "Laughing Over My Grave" von Ray Stevens. Hier wagt man sich mit zarten Elektronik-Strömungen an einen Klassiker unter den Rockabilly Songs der 50er Jahre heran. Man höre und staune, es gibt keinen Grund zum Meckern.

Vom Sampler Diggin' Deep dürfte den manchen Hörern die Single "You And Vodoo" und ihre vibrierende Gitarren, die für sonnenreife und liebevolle Stimmung sorgen, schon bekannt sein. Mit fröhlicheren Muskelzuckungen schreitet man bei "Let's Get Married" weiter zum Altar und entdeckt eine neue Hymne für die imaginäre Hochzeit mit Mr. Right.

Mr. Blues scheint voll und ganz durch "Doctor Doctor" im smarten 70er Jahre Anzug. Mit gefühlvollem Gospelcharme verabschieden sich Missouri; und der Reifeprozess, oder wie auch immer man die jahrelange Zusammenarbeit der Jungs nennen sollte, hinterlässt eine hörbare und bemerkenswerte Spur ohne blutige Albträume à la Angel Heart.

Trackliste

  1. 1. Sooner Or Later They'll Get Any Of Us
  2. 2. If They Ever Steal Your Amazing Grace
  3. 3. Laughing Over My Grave
  4. 4. You And Voodoo
  5. 5. This Is For When You Come Too Early And Leave Too Late
  6. 6. And Now You Come In My Life
  7. 7. In Times Like These They Make Men Like Me
  8. 8. Let's Get Married
  9. 9. Doctor Doctor
  10. 10. Some Kinda Love
  11. 11. Lord I'm Ready

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