laut.de-Kritik

Ein Muss für alle, die am Rap die Tiefgründigkeit mögen.

Review von

Rap-Hater aufgepasst! Wer Hip Hop gerne nach Klischees absucht, sollte seine Finger von dem vorliegenden Album lassen. Den heiligen Savas-Wortschatz-Kanon "Schwul, Fotze, Nutte, Scheiße und Wack" bemüht Mopz Wanted in elf Tracks kein einziges Mal - und das, obwohl die beiden einst Kollegen waren.

Zusammen mit Creutzfeld & Jakob und RAG waren die beiden beim wohl skandalträchtigsten Label seiner Zeit unter Vertrag - Put Da Needle To Da Records. Dass dieses Kapitel nicht gerade das glücklichste in den Biografien der Künstler darstellt, dürfte jedem halbwegs aufmerksamen Raphörer klar sein. Doch hört man in das Debütalbum von Mopz Wanted herein, lässt einen der erste Eindruck befürchten, der Sauerländer habe ernsthafte Depressionen davon getragen.

Kein Battlerap, keine Pornostyles, keine Selbstverherrlichung: Die meisten deutschen MCs dürften schon alleine damit überfordert sein, eine weitere Alternative zu finden - Mopz perfektioniert sie. Er reflektiert über sich, sein Leben, die Welt, Ungerechtigkeit und alles, was sonst noch schief läuft. Um der melancholischen Grundstimmung keinen Abbruch zu tun, sampelt er hauptsächlich irgendwelche Klassikstücke in Moll oder loopt Violinensoli. Meist zeugt seine Auswahl von einer sehr ausgeprägten Ästhetik und lässt seine Reime beinahe prophetisch erscheinen.

Lediglich bei "In Stillen Stunden" scheint das Klavierstück doch deutlich arhythmisch zum Reimfluss zu laufen, ansonsten wird jeder Track dank vollendetem Zusammenspiel von Lyrics und Beat zum kleinen, in sich vollkommen runden Meisterwerk. "Vom Ganzen Herzen", "Kriegsbemalung", "Genie Und Wahnsinn". Die Entscheidung fällt immer schwerer, den Track gleich noch mal anzuhören oder doch das nächste Stück abzuwarten, begierig zu wissen, was Mopz noch auf Lager hat. "Eiserner Wille, Stählerne Faust, / ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden braucht. / niemand versteht, worum es mir geht / es ist zu spät - ich gebe nicht auf. / Ich hab' euch durchschaut, ihr seht es ja auch / und ihr verdrängt es aus dem Leben heraus / bin mit treu geblieben, als wir dem Teufel dienten / ihr habt eure Seele verkauft."

Die Stimmung, die das Album verbreitet, erinnert ein wenig an die deeperen Stücke des ABS-Debüts, während Mopz energetischer Reimfluss stark dem des Urgesteins Spax gleicht. Was viele Fans dem Deutschrap nicht mehr zugetraut haben, gelingt Mopz Wanted mit "Zeichensprache": Ein ernst zu nehmendes Deutschrap-Album voller intelligenter, hinterfragender Texte heraus zu bringen.

Ein Album, das prädestiniert scheint, dem Deutschrap aus der Krise zu helfen, und das nur einen einzigen Fehler hat: Es ist mit 11 Tracks einfach zu kurz. Ein Muss für alle, die am Rap die Tiefgründigkeit mögen. "Ich lauf' auf steinigen Wegen / allein durch die Nacht im peitschenden Regen / manchmal zerreißt mich das Leben / in dieser Welt aus eisernen Stäben / und ich steck bis zum Halse im Dreck / doch ich stehe auf, und rap weiter dagegen." Eigentlich sollte extra für Mopz Wanted der Begriff Emo-Rap erfunden werden.

Trackliste

  1. 1. Gib mir ein Zeichen
  2. 2. Ferngesteuert
  3. 3. Von ganzem Herzen (ft. Eylem)
  4. 4. Kriegsbemalung
  5. 5. Eiserner Wille stählerne Faust
  6. 6. Genie und Wahnsinn (ft. Grantill)
  7. 7. Zerreißprobe
  8. 8. In stillen Stunden (ft. Sinuhe)
  9. 9. Phänomene des Dämon
  10. 10. The Mopz Wanted
  11. 11. Neubeginn...

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