laut.de-Kritik

Friska Viljors Brüder im Geiste suchen nach Wahrhaftigkeit.

Review von

Die Popszene in Stockholm strotzt vor Vielseitigkeit und bringt regelmäßig Bands hervor, die auch hierzulande mit einnehmender Gutlaunigkeit einschlagen. Neben den Shout Out Louds, Johnossi, den zu rockigeren Arrangements tendierenden Mando Diao oder Dag För Dag macht sich das schwedische Quartett Nervous Nellie um das Brüderpaar Johnson und Johansson mit ihrem dritten Werk auf, die Herzen der internationalen Hörerschaft endgültig zu erobern.

Wie ihre Landsmänner und musikalischen Artverwandten von Friska Viljor streben Nervous Nellie mit charmantem Indiepop im dialektischen Sinne nach Wahrhaftigkeit. Es geht darum, der Sentimentalität gleichzeitig die Fröhlichkeit abzuringen und den Unwägbarkeiten der Welt immer wieder aufs Neue trotzig die Stirn zu bieten. Das Glück liegt schließlich bei allem Trübsinn täglich verheißungsvoll auf der Straße.

Musikalisch äußert sich dieses Lebensgefühl mit warmherzigen, melodischen Inszenierungen im Spannungsfeld von Popseligkeit, Folk- und Americana-Affinität, Rock'n'Roll und smartem 60s-Retro-Appeal. Henrik Johnsons vielseitiger Gesang und dessen stimmliche Klangfarbe beherrscht die Szenerie, liebenswert schräg zwischen Alec Ounsworth und David Byrne pendelnd. Zudem tragen mehrstimmige Refrains und flauschige Backgroundgesänge zur stets heiteren Atmosphäre bei.

Mal wird das Gitarrenspiel lustvoll mit ungestümen Schlagzeugrhythmen angereichert ("Final Day", "Smile Of Your Own") oder garniert mit flächigen Orgelklängen ("Ol' Seminole"), mal tänzelt die Band im holprigen Dreiviertel-Takt verträumt übers Parkett ("Some Time"). Niemals allzu hedonistisch und niemals allzu betrübt agierend, findet das Ensemble den zart verwilderten Mittelweg.

Stets hat man das Gefühl, dass hier Jungs am Werk sind, die ihrer Liebe für die Melodie mit spielerischer Leichtigkeit und Spaß Ausdruck verleihen, gleichzeitig aber nicht nach Perfektion streben. Vielmehr ist es gerade diese aufgekratzte und immer etwas blechern tönende Instrumentierung, die der Platte einen sympathischen LoFi-Charme verleiht.

Trackliste

  1. 1. Final Day
  2. 2. Ol' Seminole
  3. 3. Long As Can Be
  4. 4. Bee Hive
  5. 5. Some Time
  6. 6. Road Song
  7. 7. Meet Me In The Stars
  8. 8. Smile Of Your Own
  9. 9. Much To Young
  10. 10. Be Asleep
  11. 11. West Is The Best

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