Seite 11 von 23

Marteria der Pazifist

Ähnlich vorsichtig umgehen muss man momentan mit dem ganzen Thema um Marteria und seinen mutmaßlichen Übergriff auf seine Freundin in den USA. Der zieht auch nach dem Fallenlassen der Klagen hierzulande noch einen Rattenschwanz hinter sich her.

Letzte Woche hätte der Rostocker in einem Jugendzentrum in Chemnitz auftreten sollen, die Veranstalter sagten diesen Auftritt allerdings kurzerhand ab und veröffentlichten wenig später ein Statement, in dem es heißt: "Trotz konstruktivem Dialog mit Künstlerinnen und Befürworterinnen des Konzerts war es uns am Ende nicht möglich, unsere Entscheidung für das Konzert aufrechtzuerhalten." Egal wie sie sich entschieden hätten, hätten sie mit einer Reaktion rechnen müssen, schreiben sie. "Wir haben abgewogen und wussten, dass die Durchführung als auch die Absage für uns Auswirkungen haben würde." Nichts desto trotz verweisen auch sie am Ende auf ein Pressestatement von Materias Anwalt, das sämtliche Schuld von ihm weist und verkündet, aufgrund der Berichterstattung der BILD eine einstweilige Verfügung gegen die Zeitung erwirkt zu haben.

Marteria antwortete selbst nur kurz in einer Insta-Story und zeigte sich überrascht. Das Konzert fand trotzdem in einer anderen Location statt.

Deutlich konkreter Bezug zu der ganzen Thematik nahm der Rapper dann während seines Auftritts in Konstanz auf dem Campus-Festival. Zwischen den Songs wandte sich Marteria an die Crowd und appellierte: ">"Wir müssen immer gegen Gewalt sein. Wir müssen immer gegen Gewalt allgemein sein. Wir müssen gegen Gewalt gegen Frauen sein, wir müssen immer Courage zeigen, das ist unfassbar wichtig. Es ist wichtig, da rauszugehen und nicht zu spalten. Es ist wichtig, nach draußen zu gehen und Lösungen zu finden. Und dafür stehe ich, und dafür werde ich immer stehen."

Da der Musiker sich seit dem Vorfall fast gänzlich aus der Öffentlichkeit fernhielt, und nur in einem mittlerweile wieder gelöschten Statement auf Instagram kurz auf den Zwischenfall einging, ist immer noch nicht wirklich klar, was an diesem Abend tatsächlich geschah. Dieser Appell nicht zu 'spalten' und 'Lösungen zu finden' wirkt auf mich in diesem Kontext jedoch ein wenig diffus. Noch ist uns Marteria eine Erklärung schuldig, was es mit der Klage auf sich hatte, mit ein wenig Plattitüden-Aktionismus auf einer Festivalbühne lässt sich das nicht einfach vergessen machen.

Seite 11 von 23

Weiterlesen

1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor einem Jahr

    1. "Noch ist uns Marteria eine Erklärung schuldig..." Warum genau soll er euch (ich vermute, damit ist laut.de gemeint? oder "die Öffentlichkeit"?) gegenüber irgendwas an Erklärung schuldig sein? Aus Rechtsgründen? Wenn ja: welche? Aus moralischen Gründen? Wenn ja, welche?
    Wenn er Erklärungen über mögliches (!) Fehlverhalten schuldet, wie sieht es mit euch aus? Schon mal jemanden beleidigt, einen Handwerker schwarz bezahlt, irgendwas zu Unrecht von der Steuer abgesetzt, jemanden im Straßenverkehr genötigt? Wo bleibt die entsprechende öffentliche Erklärung darüber, die seid ihr uns dann doch sicher auch schuldig, oder? Wenn nein: warum nicht, worin liegt der Unterschied zur Privatperson M.?

    2. Was ist gemeint mit "mit ein wenig Plattitüden-Aktionismus auf einer Festivalbühne lässt sich das nicht einfach vergessen machen". Was ist "das"?

    • Vor einem Jahr

      Ein Problem, das ich mit der situation habe, ist, dass Marteria in dem mittlerweile wieder gelöschten Statement zum Beispiel behauptet hat, dass es keine Kaution und keine Festnahme gegeben habe, obwohl das offizielle Infos vom Sheriff's Office waren.

    • Vor einem Jahr

      Das verstehe ich, und in der Tat begibt er sich als Person des öffentlichen Lebens mit offiziellen Statements in eine Position, die eine intensive Berichterstattung über einen eigentlich privaten Vorgang rechtfertigt. Und wenn diese seine Statements sich als falsch herausstellen, waren sie mindestens dämlich und dürfen auch meiner (unmaßgeblichen) Meinung nach öffentlich zerrissen werden. Nur: er "schuldet" der Öffentlichkeit unter keinem Gesichtspunkt irgendeine Erklärung. Andersherum betrachtet: es besteht kein Anspruch auf eine Erklärung. Hier wurde aber Gegenteiliges journalistisch behauptet.

    • Vor einem Jahr

      Medienwirksames Image-Gewichse und Taktieren. Sehr sympathisch. Für die Fans wird's reichen.