Soundclouds Bezahl-Abo startet in Deutschland. Stetig wachsende Werbeeinnahmen und Exklusivangebote geben dem Musikbusiness Aufwind.

Konstanz (pabi) - Die Berliner Streaming-Plattform SoundCloud startet sein Bezahl-Abo SoundCloud Go nun auch in Deutschland und will damit den großen Anbietern Spotify, Apple Music und Deezer Konkurrenz machen. Das bedeutet gleichzeitig, dass auf dem bisher werbefreien Streamingdienst in Zukunft auch Werbung geschaltet wird.

Weltweit größter Musikkatalog

Für die monatliche Gebühr von 9,99 Euro bietet SoundCloud Go jedoch nicht nur werbefreies Streamen, sondern ein noch breiteres Angebot, als die Marktführer. Dies gilt jedoch nicht für iOS-User. Die 30%, die Apple von Soundcloud für die iOS-App verlangt, gibt das Unternehmen an die Kunden weiter. Sprich: Apple-Nutzer zahlen 12,99 Euro. Tipp: Man kann das Abonnement auch im Netz abschließen und die App trotzdem benutzen.

Neben den ca. 30 Millionen Songs der großen Labels sind auch die SoundCloud auszeichnenden unbekannten Bands, exklusive Tracks und DJ-Sets zu finden. Das Berliner Unternehmen bietet mit rund 135 Millionen Songs den derzeit weltweit größten Streaming-Katalog an. Die kostenfreie Version wird so bleiben, wie sie ist, allerdings mit zahlreichen Werbemöglichkeiten versehen.

"Unser Katalog erweitert sich ständig sowohl in Hinblick auf Größe als auch auf Vielfältigkeit. Seit März wurden mehr als 10 Millionen Tracks von Künstlern hinzugefügt, von den neuesten Talenten bis hin zu einigen der größten Namen der Musikwelt. Außerdem haben wir eine Reihe von Funktionen eingeführt, wie 'Sender' und 'Vorgeschlagene Tracks', die den Nutzern ermöglichen, noch mehr Musik zu entdecken, die oftmals nirgendwo sonst gehört werden kann", so SoundCloud in der Pressemitteilung.

Immer mehr Werbeeinnahmen

Streaming scheint sich also immer mehr zum führenden Vertriebskanal für Musik zu entwickeln. Das bestätigen auch Zahlen, die YouTube und Apple Music bekannt gaben. So hat die Videoplattform YouTube in den vergangenen zwölf Monaten eine Milliarde Dollar Tantiemen an die Musikindustrie bezahlt. Diese wurden ausschließlich aus Werbeeinnahmen generiert. Dieser Betrag wird wohl für das Kalenderjahr 2016 nochmals ansteigen, sicherlich auch, weil sich die GEMA kürzlich mit YouTube über Beitragszahlungen geeinigt hat. YouTubes Chief Business Officer Robert Kyncl prognostiziert im eigenen Firmenblog der Musikindustrie daher, dass diese immer mehr dem Fernsehen ähneln werde:

"Seitdem sich immer mehr Werbeeinnahmen von TV, Radio und Print zu Online-Diensten verlagern, wird die Musikindustrie noch mehr Einnahmen mit Werbung machen. In Zukunft wird die Musikindustrie dem Fernsehen ähneln, wo Abos und Werbung zu ungefähr gleichen Teilen am Umsatz mitwirken."

Auch in Zukunft Exklusiv-Streams

Auch bei Apple Music läuft es derzeit rund. Innerhalb von 18 Monaten hat der Streamingdienst 20 Millionen User für sich gewinnen können. Das lässt sich auf die zahlreichen Exklusiv-Verträge mit Künstlern zurückführen, die nur bei Apple zu hören sind. So sind neben Drake noch 70 weitere Interpreten nur dort im Stream auffindbar. Dementsprechend will Apple seine Exklusivangebote weiter ausbauen, wie Apple Music Chef Eddy Cue im Interview mit BBC verlauten lässt: "Die Möglichkeit zu haben, einzigartige Dinge mit Künstlern zu machen ist eine gute Sache und ich denke, das wird weiterbestehen."

Immer weniger Downloads

Neben den zahlreichen Streamingdiensten bringen Musik-Downloads gleichzeitig immer weniger Umsatz. So wurde in Großbritannien in der vergangenen Woche erstmals mehr Geld für Vinyl ausgegeben (2,9 Millionen Euro) als für Downloads (2,5 Millionen Euro). Klar, wer bezahlt noch 99 Cent für einen Songtitel, wenn er für 10 Euro im Monat 30 Millionen Songs anhören kann. Gleichzeitig scheint es, als wünschten sich viele als Gegengewicht zur grenzenlosen virtuellen Musikbibliothek die physikalische aus schwarzem Gold im heimischen Wohnzimmer zurück. Die Anfang der 2000er Jahre totgesagte Musikindustrie scheint von der Intensivstation runter zu sein.

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2 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    "So wurde in Großbritannien in der vergangenen Woche erstmals mehr Geld für Vinyl ausgegeben (2,9 Millionen Euro) als für Downloads (2,5 Millionen Euro)."

    Krass! Wobei das wahrscheinlich auch daran liegt, dass Vinyls oft mit einem Download-Code/CD versehen sind. Für günstige LPs bezahlt man teilweise nur 5€ Aufpreis im Vergleich zum Download/CD.

  • Vor 7 Jahren

    "...wenn er für 10 Euro im Monat 30 Millionen Songs anhören kann"

    Krass! Wo nimmt er die Zeit her? Reicht denn da ein Monat?