Das Kapitel MC5 ist geschlossen: Nach Gitarrist Wayne Kramer ist nun auch der letzte Überlebende der radikalen US-Politband gestorben.

Detroit (mis) - Dennis Thompson ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Der Schlagzeuger der legendären Punk-Innovatoren MC5 starb nach Angaben der Detroit Free Press am 9. Mai in einem Pflegeheim, wo er sich nach einem Herzinfarkt im April erholt hatte. Thompson war das letzte lebende Mitglied der Detroiter Band, deren Debütalbum "Kick Out The Jams" von 1969 als Startschuss der Punk-Bewegung gilt und von vielen Musikern und Fans als eines der wichtigsten Rock-Alben der Musikgeschichte gilt.

Erst im Februar dieses Jahres war mit Gitarrist und Mitbegründer Wayne Kramer das Aushängeschild der Gruppe an Krebs gestorben. Ihm folgte im April der frühere MC5-Manager und Aktivist John Sinclair.

Der berühmte Ausruf "Kick out the jams, motherfuckers" ist untrennbar mit der Detroiter Band verbunden. Es ist 1969 die erste Platte auf einem Majorlabel, die den Kraftausdruck beinhaltet.

Zuvor spielte Thompson mit Kramer in der Garagerock-Band The Bounty Hunters. 1965 holt ihn der Gitarrist in die neugegründete Band MC5 und feuert ihn stetig an, sein Schlagzeug härter zu bearbeiten. Thompson folgt dem Rat und erarbeitet sich so den Spitznamen 'Machine Gun'. In den 70er Jahren verfällt er dem Heroin, nach drei Alben trennt sich die Gruppe. Während sich die Mitglieder teilweise bis zu ihrem Tod aus dem Weg gehen, halten Thompson und Kramer ihren Kontakt weitgehend aufrecht.

Als Kramer 2018 zum nahenden 50. Geburtstag des Debütalbums für eine Welttournee die Supergroup MC50 mit Kollegen von Soundgarden und Faith No More gründet, spielt auch Thompson einige US-Shows mit, sagt für Europa aber aus gesundheitlichen Gründen ab. Alle übrigen MC-Mitglieder sind zu dem Zeitpunkt bereits tot: Sänger Rob Tyner stirbt 1991 mit 46 Jahren an einem Herzanfall, ihm folgen Fred Smith (1994) und Michael Davis (2012).

Thompson erlebte somit als einziges Mitglied die Aufnahme seiner Band in die Rock'n'Roll Hall Of Fame Ende April noch mit. Zuvor waren MC5 bereits sechs Mal nominiert gewesen, gingen aber leer aus. Kramers Witwe Margaret Saadi Kramer nannte die Ehrung "bittersüß" und "die absolut richtige Entscheidung zur falschen Zeit." Dennoch hätte sich ihr Mann darüber sehr gefreut und die Ehrung als "siegreicher Underdog" aufgenommen. Thompsons Reaktion war laut seiner Witwe Becky Tyner knapper und wohl im Sinne all seiner Kameraden: "Es war verdammt nochmal an der Zeit!"

Das Vermächtnis der Band ist mehr als ein furioses Debütalbum: Der Spirit, sich sozial und politisch zu engagieren und sich nicht mit freiheitseinschränkenden Verhältnissen zu arrangieren. MC5 kämpften für mehr Freiheit, Transparenz und Frieden. Leider ist der Kampf noch nicht zu Ende.

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laut.de-Interview MC50

Wayne Kramer über Shows vor 65.000 Zuschauern, seinen "Bruder im Kampf" Tom Morello und die Tour mit Ikonen von Soundgarden und Faith No More.

laut.de-Porträt MC5

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