laut.de-Kritik

Picking-Kurs für Fortgeschrittene bei 35 Grad im Schatten.

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Newton Faulkner ist ein Kind der Sonne. Zwar stammt der Rasta-Mann aus dem verregneten Süden Englands, doch tief in seinem Herzen vertreiben kleine Schäfchenwolken und meterhohe Karibikwellen die Zeit bei 35 Grad im Schatten. Ähnlich wie sein amerikanischer Kollege Jack Johnson, steht der Brite auf akustische Zupfspiele im Verbund mit eingängigen Gesangsharmonien. Diese vermeintlich nicht sonderlich innovative Mixtur brachte dem Insulaner in seiner Heimat bereits drei Top-Ten-Alben ein.

Auch auf seinem vierten Album "Studio Zoo" macht es sich Newton Faulkner in einer chilligen Hängematte bequem und lässt dabei sonnendurchfluteten Gedanken ihren Lauf. So geben sich aufgeschäumte Good-Mood-Kammerspiele wie "Where To Start", "Plastic Hearts" oder "Losing Ground" die Klinke in die Hand und zaubern jedem Freund entspannter Beach-Sounds ein Dauergrinsen ins gebräunte Gesicht.

Der Zauber hält jedoch nicht nur einen Nachmittag an. Selbst wenn sich am Folgetag Gewitterwolken breitmachen und das Quecksilber im Thermometer jenseits der 20-Grad-Marke parkt, helfen einem Faulkners Akustik-Ergüsse beim Vertreiben trüber Gedanken. Das liegt aber weniger an der Masse an eingestreuten Airplay-Melodien, die im Vergleich zu den Vorgängern etwas wehleidiger vorgetragen werden, sondern am unkonventionellen Gitarrenspiel des Sechssaiter-Nerds aus Reigate.

Fernab von standardisierten Peter Bursch-Strukturen bearbeitet der virtuose Rotschopf sein Instrument mit Anschlagtechniken, die jeden Groove-Liebhaber mit den Ohren schlackern lassen. Ob intensive Lehrstunden in punkto Korpus-Percussion ("Treading Water") oder Picking-Kurse für Fortgeschrittene ("Where To Start", "Just Outside"): Newton Faulkner ist einer der wenigen Künstler, die wunderbar ohne unterstützenden Background zurechtkommen. Und so träumt sich der Brite in Welten, in denen Melancholie und Frohsinn miteinander verschmelzen.

Newton Faulkners Schaffen markiert die Brücke zwischen Licht und Schatten. Mit viel Gefühl, der richtigen Balance zwischen Sonne und Wolken und der Fähigkeit, der Kombination "Gitarre und Gesang" einen individuellen Stempel aufzudrücken, schiebt ich der Brite leichtfüßig an Jack Johnson und Co vorbei ins Rampenlicht.

Trackliste

  1. 1. Where To Start
  2. 2. Treading Water
  3. 3. Plastic Hearts
  4. 4. Indecisive
  5. 5. Just Outside
  6. 6. Losing Ground
  7. 7. At The Seams
  8. 8. In My Head
  9. 9. Don't Make Me Go There
  10. 10. Lay Down
  11. 11. Waiting On You
  12. 12. Innocent
  13. 13. Orange Skies

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2 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Stimmt, Newton Faulkner, den gibt's ja auch noch. Hab' mich seit gut vier Jahren nicht mehr mit dem befasst, und diese Rezension lockt mich auch nicht gerade wieder hinter dem Ofen hervor.
    Naja, auch die alten Sachen reichten schließlich immer nur für's Nebenbei-Hören.

  • Vor 10 Jahren

    Der Gute ging mir jetzt doch nicht mehr aus dem Kopf, und da hab' ich glatt die Muße aufgebracht, mir das Album halb anzuhören.
    Mein Eindruck deckt sich mit der Rezension. Nett und angenehm, mehr aber nicht.