laut.de-Kritik
Kann man plump konstruierten Arena-Bombast noch lebloser präsentieren?
Review von Kai ButterweckErst vor ein paar Tagen haben die Foo Fighters mal wieder eindrucksvoll bewiesen, dass sich kantiger Alternativ-Rock und massenkompatible Stadion-Sounds nicht zwingend im Weg stehen müssen. Man muss halt nur die richtige Balance finden. Dave Grohl und seine Mannen gehören dahingehend schon lange zu den Experten. Auch die Jungs von Nickelback hüpfen nun schon seit Jahren zwischen Garage und Arena hin und her, immer auf der Suche nach dem ultimativen Sound-Bindeglied zwischen hart und weich.
Trotz der fundamentalen Ähnlichkeiten könnte das öffentliche Meinungsbild beider Bands jedoch unterschiedlicher kaum sein. Während Dave Grohl nämlich aller Ortens wie ein König hofiert wird, muss sich der Nickelback-Frontmann nun schon seit Jahren geteert, gefedert und auf einem Muli galoppierend durch die Presselandschaft prügeln lassen. Aber warum nur? Was machen Chad Kroeger und seine drei treuen Nickelböcke verkehrt? Was bringt einen ansonsten recht handzahmen Musiker wie The Black Keys-Drummer Patrick Carney dazu, folgende Worte zu Protokoll zu geben: "Der Rock'n'Roll befindet sich im Sterben, weil die Leute es okay finden, dass Nickelback die größte Band der Welt ist."?
Wer die Antworten auf diese Fragen bisher noch nicht wusste, dem wird spätestens nach dem Hörgenuss des neuen, mittlerweile achten Albums der Kanadier ein Licht aufgehen. Bereits die beiden breitbeinig präsentierten Einsteiger "Million Miles An Hour" und "Edge Of A Revolution" sorgen für jede Menge Fragezeichen. Mit einer schnellen ("Million Miles An Hour") und einer stampfend schleppenden Mixtur aus Radio-Rock, Industrial und Mach-mit-machs-nach-machs-besser-Hardrock à la Def Leppard, stellt sich die Band bereits nach acht Minuten ein erstes musikalisches Armutszeugnis aus. Geht es noch monotoner? Kann man plump konstruierten Arena-Bombast noch lebloser präsentieren? Wohl kaum.
Der kantige Rock-Trumpf sticht schon mal nicht – nicht einmal ansatzweise. Einen weiteren Hartholz-Versuch starten die Verantwortlichen gar nicht erst. Lediglich auf dem die zweite Hälfte des Albums einläutenden "Get 'Em Up" präsentieren sich Schnitzelweck nochmal von ihrer härteren Seite. Doch auch der Versuch, eine Brücke zwischen groovigem Country- und pathetischem Arena-Rock zu schlagen, scheitert kläglich.
Was bleibt, sind acht weitere Songs, die von der energiegeladenen Durchschlagskraft vergangener Juwelen wie "Something In Your Mouth" oder "Next Go Round" ungefähr so weit entfernt sind, wie ein Alexander Marcus von intelligenter Lyrik. Nicht mal mehr die halbakustisch vorgetragenen Kuschelrock-Fingerzeige wollen zünden. Weder die beiden schluchzend vorgetragenen Schmuse-Aushängeschilder des Albums "What Are You Waiting For?" und "Satellite" noch die beiden zwischen Boyband-Pop und Pseudo-Rock pendelnden Schunkler "Make Me Believe Again" und "Miss You" hinterlassen irgendwelche Spuren.
Was bleibt da noch? Eine peinliche Probefahrt im Gran Torino von Starsky & Hutch ("She Keeps Me Up")? Eine Bruchlandung im Vorgarten von Flo Rida ("Got Me Runnin' Round")? Irgendwann ist das Maß einfach voll, der Drops gelutscht und der Zug endgültig abgefahren. So, und jetzt geh ich mit Patrick Carney einen trinken. Hat irgendwer seine Nummer?
12 Kommentare mit 57 Antworten
Kantiger Alternative-Rock der Foo Fighters? Hab ich da was anderes gehört? Also angesichts des neuen Albums der Foos nehmen sich Grohl und Co und die Nickelbacks rein gar nichts mehr. Beides völlig beliebiger Collegerock-Schmock.
Der Unterschied ist, dass die Foos wohl ein Leben lang vom sakrosankten Legendenstatus Grohls zehren werden - Confirmation Bias at its best.
Da hat Tinco schon recht. Echoes, Silence Patience and Grace fand ich aber gut, hab's auch Zuhause rumliegen.
Man muss die Foo Fighters ja nicht mögen. Man kann sie auch total zum kotzen finden und abgrundtief hassen, wenn man das möchte. Aber mit Nickelback vergleichen?! ... das ist echt gemein^^
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Natürlich muss und darf man sie vergleichen. Ich bin durchaus der Meinung, dass an guten Tagen Grohl der bessere Songschreiber ist, aber diese Dichtotomie, die gerade jetzt und hier in einem Ein-Sterne-Verriss einerseits und einer Vergöttlichung Grohls andererseits ausartet, ist lächerlich. Nickelback ist zur absoluten Identifikationsfigur für "schlechte Musik" geworden, an derer religiösen Ablehnung sich eine ganze Generation von Verfechtern des vermeintlich guten Geschmacks aufgeilt.
Also, für mich waren Nickelback schon immer die Identifikatinsfigur für schlechte Musik und ich würde nicht im Traum drauf kommen sie mit den FooFies zu vergleichen.
Es ist beides Stadionrock. Ich würde im Traum keine Platte kaufen und ich will Nickelback keinesfalls gut reden, aber die Wahrnehmungen sind einfach nur noch groteske selbsterfüllende Prophezeihungen.
Vielleicht ist Dave Grohl ja der Stadion-Rock Papst oder so..
Also ich habe die Foos in einer 2.000er-Halle gesehen, da war keine Stadion-Atmosphäre, sonder übelste Party und Schweiß angesagt..
Wo haben die Foos denn in Stadien gespielt?
Sorry, Lauti, jetzt willst du mich verscheißern, oder? Geh mal auf http://www.foofighters.com/ und scroll runter zu "Tour".
Jetzt stellst du dich aber absichtlich doof... es geht ums Soundbild und da kann man sehr wohl Vergleiche ziehen.
Grohl darf gern Mic und Gitarre an den Nagel hängen und sich wieder auf die Drums konzentrieren.
Fragt sich wann und wo lauti die gesehen hat, der ist schließlich schon fast 40 und trägt immer noch Baggypants.
Das ist genau der Punkt. Die Foo Fighters haben aufgrund ihrer Vergangenheit eben einen gewissen Status. Bei Nickelback gilt das gleiche - bloss andersherum. Wenn die jetzt die beste Platte der Welt raushauen würden, würden es trotz viele Leute aus prinzip scheisse finden. Aber auch die haben Fans und Füllen Hallen.
Tinco: Huch, war mir so wirklich nicht bewußt. War 2003 im Kölner Palladium (in xxxl-Baggypants von moodys mom natürlich, da war ich 35..) - so vergeht die Zeit, wa..
molten: ich kenne von Nickelback nur so Power-Rock-Herz-Schmerz-Balladen fürchterlichster Art und Weise, habe ich so von den Foos nocht nicht gehört..
Kreuzfahrtschiffe, Johnny, Kreuzfahrtschiffe.
"Der Unterschied ist, dass die Foos wohl ein Leben lang vom sakrosankten Legendenstatus Grohls zehren werden - Confirmation Bias at its best."
http://tinyurl.com/jw4mbjy
Also ich kann mit dem Genre nichts anfangen, ich will Nickelback auch nicht besser machen als sie sind (ja ich finde sie auch ziemlich beschissen) aber ich habe mich schon lange gefragt wo denn dieser große Unterschied sein soll, dass Nickelback die beschissenste Band aller Zeiten sein soll und die Foo Fighters auf Händen getragen werden.
Bei allem Respekt für Dave Grohl, den ich an sich mag aber ich kann diese Diskrapanz da zwischen nicht verstehen.
Verstehe nicht wie man das nicht verstehen kann, man höre sich 3 beliebige Nickelback-Tracks an und dann 3 beliebige Foo-Tracks. Allein die Stimme von dem Nickelback-Heini ist völlig Anti. Dazu dann dieser abgedroschene seelenlose 3-Doors-Down-Sound mit Mitleids-Schwingungen, sehe die FooFies da wirklich nicht im Vergleich.
Subjektiv und so.
Ich sage nicht, dass es da keinen Unterschied ist, aber der Unterschied ist nicht so riesig wie er gemacht wird.
Ganz ganz subjektiv ist das für mich beides belanglose Musik, besonders seit dem Sound der letzten Foo Fighters Platte...
Es ist blödsinn das die Foo Fighter durch Daves Nirvana Vergangenheit so groß und vor allem so erfolgreich geworden sind...wer das behauptet ist entweder Sarkastiker oder einfach nur dumm. Dave ist ein Vollblutmusiker und Konzertrampensau und Chad einfach nur ein Opfer seiner schlechten Gene in diesem Bereich.
Der Vergleich zwischen Nickelback und den Foo Fighters hinkt gewaltig.
will ja net behaupten, dass dave ohne nirvana gebotcht hätte, nur der schub, den er durch nirvana bekommen hat, gleicht einfach dem einer trägerrakete.sowas kann man aus der rechnung nicht so ohne weiteres ausklammern.
was uns alles erspart geblieben wäre, hätte sich damals nur grohl erschossen ich kenne übrigens "vollblutmusiker" und "Konzertrampensäue" denen eine FFähnliche karriere verwehrt wurde. Allah seis gedankt! Aber gut, wäre ich 90+x geboren und hätte 200x angefangen solche musik zu hören, wären FF wohl auch das nonplusultra. die gnade der späten geburt.
@ torque
ach komm, paar sachen von den foos sind doch ganz manierlich.die ewige zucker in den arsch blaserei seitens der medien geht mir zwar auch auf den sack,aber sowas kann ich einfach immer hören :
http://www.dailymotion.com/video/x3kva_foo…
kennt eigentlich jmd den deutschen tv film " schools out", indem der song gecovert wurde ?
ja... hast ja recht. grohl ist einfach sympathisch. man kann ich nur schwer nicht mögen... aber ich bin MÜRRISCH und gebe mir MÜHE aber ja, einige sachen hab ich so zur jahrhundertwende, als ich noch weg ging, ganz gern gehört. auch im mcfit kommen FF hin und wiede recht gut.
mcfit hab ich dranngegeben.war nie der gesellschaftstrinker
Nickelback tun mir schon irgendwie leid...egal, was sie machen, alle finden es scheisse
Gab/Gibts hier eigentlich ein Nickelback-Fanboy-Movement? #aufschrei
Verdiente Bewertung! o geht nicht oder?
Im übrigen sollte man nicht vergessen, dass Grohl "Songs for the Deaf" eingetrommelt hat. Allein dafür - und das ist ja nur ein kleiner Pubs seiner Karriere - liebe ich ihn für immer.
Da sagst du was! Absolut korrekt!
naja, das war jetzt aber nichts, was ein anderer nicht auch hätte einspielen können, oder?
Ich bin kein Drummer, weiß nicht wie schwer das zu spielen ist. Aber ich liebe das Album sehr und stehe auch extrem auf die Drumms und die vielen kleinen Ideen, Ecken und Wendungen bei dem Getrommel.
Was hat die Tatsache, dass er 2002 als Schlagzeuger ein großartiges Album eingespielt hat, damit zu tun, dass seine Band 2014 mit Nickelback vergleichbar sind? Dass Dave Grohl zu einigem in der Lage ist, lässt sich kaum von der Hand weisen.
"Man höre sich 3 beliebige Nickelback-Tracks an und dann 3 beliebige Foo-Tracks."
Best Of You, Learning To Fly, The Pretender.
Gerade ersteres könnte ich mir zu 100% aus Kroegers Mund vorstellen.
Zu SFTD: Hätte auch so manch ein anderer einspielen können, aber ich denke mal, Grohl war zum großen Teil am Schreibprozess der Drumspuren beteiligt und hat ihnen definitiv seinen Stempel aufgedrückt. Es ist einfach diese Mischung aus Präzision und Verspieltheit...
Morpho:
Das hat nix miteinander zu tun, habe ich auch nicht in Relation gesetzt, sondern diesen für mich wichtigen Meilenstein erwähnt.
Und "Best of you" aus Kroegers Mund? Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, da würde ein anderer Song bei rumkommen. Wie soll Kroeger da derart austicken gesanglich wie Grohl - er hat diesen Track für seine Frau geschrieben und diese Emotion hört man da deutlich.
Subjektiv.
Ich kenne nur Learning To Fly von Tom Petty...Dave, der olle Biter, ey!
Wie hieß noch mal das Foo-Lied mit dem Menthos-Video?
Big me
Danke!
Was soll der Alexander Marcus Diss ???
Ich bin empört ^^
Die standardisierte 1-Sterne-Rezension ist ja nun geschrieben. Du hast der Masse gegeben, was sie erwartet hat und jetzt kannst du dich, lieber Herr Butterweck getrost unter den Tisch saufen. Das neue Album ist sicher kein Meisterwerk, aber die schlechtmögliche Bewertung zu geben zeugt auch nicht gerade von Ahnung oder einer einigermaßen ausgeprägten Fähigkeit Alben objektiv/unvoreingenommen (wobei jedes ihrer vorherigen Alben ein paar sehr gute Songs hatten) zu bewerten... laut.de's Rezensionen verkommen immer mehr zu einer Lachnummer. Ausschlaggebend ist nicht mal dieses NB-Album.
kampfzwerg, gebe Dir absolut Recht,.. es ist modern Nickelback scheiße zu finden. Wir der Musik nicht gerecht ,.. schon gar nicht als Rezi ,.. lächerlich,.. und wenn hier einige von Hass sprechen fällt mir sowieso nichts mehr ein ,.. es ist doch nur Musik.
Genau! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
@kampfzwerg04:
Du darfst Dich gern an einer objektiven/unvoreingenommenen Gegen-Rezension versuchen.
Ich bin gespannt.
Gruß
Skywise
@Skywise: Du hältst das also für unmöglich? Mir ist durchaus bewusst, dass Rezensionen nur subjektiv zu verfassen sind.
Dennoch ist es möglich, unvoreingenommen ein Album zu betrachten. Hat man sich jedoch von vornherein das Ziel gesetzt: "Ich mag die Band, die Musik, deren Schaffen allgemein nicht, deswegen werde ich das neue Album folgerichtig eine schlechte Bewertung geben und diese schon irgendwie rechtfertigen!", dann würde ich es wahrscheinlich genauso sehen. Dann ist es tatsächlich unmöglich.
Mit dem feinen Unterschied zu mir, dass die Leute das hier professionell machen (sollten).
Bei vielen Musikrichtungen wird hier wenig objektiv berichtet. Ist aber nun mal jedem auch selbst überlassen was er mag und was nicht.
Nickelback zu verteidigen ist so 2010.
Na ja, so ganz verstehe ich den Nickelback Hass auch nicht. Aber ich will auch niemanden in den Kram reden wenn er 1/5 geben will, er wird schon seine Gründe haben.