laut.de-Kritik

Da läuft selbst Mumien ein Schauer über den Rücken.

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Genug mit dem Studieren steinalter Papyrusrollen oder dem Entziffern von Hieroglyphen. Nach fast zwei Monaten im Studio putzen sich Karl Sanders und seine beiden Mitstreiter Staub und heißen Sand von der Hose: "Ithyphallic" ist fertig. Damit lassen die Death Metaller mit dem Spezialgebiet Ägyptologie von sich hören.

Es ist kaum übertrieben, bei Nile von Einmaligkeit zu sprechen. Technisch versiert sind ja so gut wie alle Bands. Doch das Konzept der ägyptischen Mythologie ist nicht gerade typisch im Metal und geht auf die Kappe der persönlichen Faszination des Masterminds Sanders für Mumien, Pyramiden und Co.

Nach dem Erfolg von "Annihilation Of The Wicked" war es kein Wunder, dass Nile einen Major Deal an Land zogen. Mit Nuclear Blast im Rücken und dem bereits vertrauten Produzenten Neil Kernon schicken sie den Fluch des Tut Ench Amun nun erneut ins Rennen.

Mit "What Can Be Safely Written" leget die Band gleich einen Opener hin, der anfangs bombastisch und mit ägyptischen Klängen ums Eck kommt. Doch bald treten diese zugunsten von Blasts, messerscharfen Leadgitarren und Karls Gegrunze aus den Tiefen der Katakomben in den Hintergrund - und zwar dermaßen, dass es selbst einer Mumie einen Schauer über den einbalsamierten Rücken jagen könnte.

Ägyptische Spielereien und Effekte - zunehmend Mangelware. Damit bleiben Nile der Linie treu, die sie schon beim Vorgänger einschlugen. Ihr Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf massig technisch versiertem Todesmetall und ausgeklügelten Songstrukturen, die einem den Kopf zurechtstutzen.

So ist die Instrumentierung an einigen Stellen so verworren, dass es schwierig wird, beim Hören mitzukommen. Derart straff gelegt sind die Zügel etwa bei "The Language Of The Shadows", "The Essential Salts" oder dem Titelsong "Ithyphallic".

Die Amerikaner haben aber auch Soli und melodische Leadgitarren mit leicht orientalischem Einschlag eingebaut. Dynamik entsteht durch Tempiwechsel und manchmal auch schleppendem Sound - "Eat Of The Dead" gerät hier aber etwas zu langatmig.

Ansonsten fällt es schwer, Songs hervorzuheben, da sich das Material auf gewohnt hohem Niveau bewegt. Wer Eingängigkeit sucht, der wird bei "As He Creates So He Destroys" und "Even The Gods Must Die" bedient. Was jedoch nicht heißen soll, dass hier nicht auch die Drums und Finger an den Saiten auf Hochtouren laufen. Markant bleibt insgesamt die düstere Atmosphäre, die sich durch das Album zieht.

Liegt der Mangel an Pharaonen-Mythos am Ende daran, dass Karl Sanders sein Faible für altägyptische Klänge in seinem Soloprojekt auslebt (neue Songs sind bereits in Arbeit)? Das geht zumindest teilweise auf Kosten der Atmosphäre, für die manche die Band lieben. Doch trotz lupenreiner Technik, bleibt die Mystik nicht ganz auf der Strecke.

Akustische Intermezzi wie "The Infinity Of Stone" beleben diese ebenso wieder wie "Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water", das schon im Juni als Appetizer-Single fungierte. Positiv bleibt, dass sich Nile trotz der Weiterentwicklung ihre Originalität bewahrt haben.

Trackliste

  1. 1. What Can Be Safely Written
  2. 2. As He Creates So He Destroy
  3. 3. Ithyphallic
  4. 4. Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks
  5. 5. Eat Of The Dead
  6. 6. Laying Fire Upon Apep
  7. 7. The Essential Salts
  8. 8. The Infinity Of Stone [Instrumental]
  9. 9. Language Of The Shadows
  10. 10. Even The Gods Must Die

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