laut.de-Kritik

Fingertechnik, nicht von dieser Welt!

Review von

Nachdem sich Obscura vor zwei Jahren mit dem überragenden "Cosmogenesis" aus dem Dornröschenschlaf zurück gemeldet und ein paar beeindruckende Liveshows gespielt hatten, waren natürlich alle auf den Nachfolger gespannt. Nun liegt "Omnivium" vor und wird - genau wie der Vorgänger - für Maulsperren reihenweise sorgen.

Sanfte, akustische Gitarrenklänge leiten den Opener "Septuagint" gemütlich und verträumt ein, um dann fast schon klassisch in harte Gitarren und Drums überzugehen. Eine knappe Minute konnte man sich der heilen Welt hingeben, ehe Obscura das Trugbild mit ihrem technischen Death Metal gnadenlos zerschmettern. Für ihre Verhältnisse geht es relativ straight ab, doch die musikalische Klasse offenbart sich im Detail.

Jederzeit hört man Basser Jeroen Thesseling (Pestilence) deutlich heraus, bekommt aber auch immer wieder seine ganz besonderen Einzelaktionen zugesprochen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich den Kerl hasse? Auch die anderen Jungs kann man eigentlich nur bedingt sympathisch finden, denn hier wird in jedem gottverdammten Song eine Fingertechnik vorgeführt, die einfach nicht von dieser Welt ist. Scheiße, ich liebe diese Band!

Ähnlich wie bei Mekong Delta verweben die einzelnen Akuteren auf atemberaubende Art und Weise ihre scheinbar willkürlichen musikalischen Exkursionen so miteinander, dass ein einziges, großartiges Ganzes dabei heraus kommt. Technik über alles? Vielleicht, aber dann auch mit dem überragenden Gespür für Melodie und vor allem für einen Song.

Vereinzelt greifen Obscura sogar auf Klargesang zurück, der allerdings zu keiner Zeit überhand nimmt und - zusammen mit den sphärischen Elementen der Scheibe - leicht an Cynic erinnert. Der ist zwar nicht weltbewegend, passt aber zur Atmosphäre und klingt nicht allzu ausgelutscht. Keinen Moment lassen die Münchner Zweifel daran aufkommen, dass sie auf Abwechslung und Extraklasse setzen.

So klingt das schleppende "Ocean Gateways" beinahe wie eine Deicide-Nummer. Der gurgelnde Abfluss am Ende des straighten Songs wirkt eher ungewöhnlich. Dafür dürfte man im instrumentalen "A Transcendental Serenade" als Musiker entweder vollständig eintauchen oder sein Instrument für immer an den Nagel hängen.

Zur musikalischen Großtat gesellen sich der druckvolle, differenzierte Sound von V. Santura (Triptykon, Dark Fortress), ein fantastisches Cover von Orion Landau und ein interessantes lyrisches Konzept, das auf den Naturphilosophien von Friedrich Schelling basiert: "Omnivium" bietet ein geniales Gesamtpaket.

Trackliste

  1. 1. Septuagint
  2. 2. Vortex Omnivium
  3. 3. Ocean Gateways
  4. 4. Euclidean Elements
  5. 5. Prismal Dawn
  6. 6. Celestial Spheres
  7. 7. Velocity
  8. 8. A Transcendental Serenade
  9. 9. Aevum
  10. 10. Concerto

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7 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Ja das Problem mit der Fingertechnik hab ich bei JEff Waters auch. Ich hasse es dass der Typ nie ein straightes Metalriff schreiben kann sondern immernoch so ein Saitengewichse reinbastelt so dass ein Nachspielen für den Ottonormalgitarrist zur Meisterleistung wird^^. Die Rezi klingt gut, ich werd mal reinhören.

  • Vor 12 Jahren

    So sehr kann der Edele die aber nicht lieben wenn er sie direkt im ersten Satz Obscurity nennt. Nebenbei bemerkt kann ich nicht verstehen wie da jemand von Melodie sprechen kann. Technik kann ich unterschreiben. Aber Melodie? Not.

  • Vor 12 Jahren

    Techical Death Metal eben. Muss ich mir mal besorgen. Wird allerorts gut bewertet, kann natürlich nur wieder ein Hype aus'm Underground sein, der etwas überbewertet ist. Aber nicht vorschnell urteilen.

  • Vor 12 Jahren

    also die zwei verlinkten clips hören sich verdammt gut an, obwohl opeth bisher die einzige band aus dem death metal war, die ich mir regelmäßig angehört hatte. werde ich definitiv ausprobieren.
    @eddy: wird hier die 'neue' 40 watt sun noch rezensiert?! nachdem die doom metal legenden "warning" sich getrennt haben finde ich, dass sun's album "the inside room" einen verdammt guten ersatz und eines der besten alben aus dem doom darstellt, die ich seit langem gehört habe.

  • Vor 12 Jahren

    Produktion ist aber nicht so der Bringer. Gefällt mir nicht, gerade das Schlagzeug klingt miserabel (stellenweise fast wei vom Drum-Computer).

  • Vor 12 Jahren

    @JaDeVin (« Produktion ist aber nicht so der Bringer. Gefällt mir nicht, gerade das Schlagzeug klingt miserabel (stellenweise fast wei vom Drum-Computer). »):

    Da kann ich nur zustimmen. Stellenweise finde ich die schlagzeugrhytmen auch einfach nur nervig.
    Was mich an der band auch etwas stört, ist der Bassist. Mag sein dass er tolle sachen aufm bass spielt. Aber der Bassound ist einfach kacke und bildet kein vernünftiges fundament, wodurch der sound stellenweise echt flach und drucklos klingt