laut.de-Kritik
Zwischen AC/DC und dem FC St. Pauli.
Review von Michael EdeleDas Trio aus Hamburg ließ sich ordentlich Zeit fürs vierte Studioalbum. Und wieder mal gabs eine Umbesetzung: Hinter der Schießbude sitzt mittlerweile ein Herr namens Flash Ostrock, der dem erdigen R'n'R von Ohrenfeindt einen satten Drive verpasst.
Ansonsten hat sich natürlich nur wenig verändert. AC/DC sind nach wie vor die großen Vorbilder der Herren Laut und Henning. Bereits "'N Job In 'Ner Bank" ist dermaßen nah am Sound der Australier, dass man sich beinahe fragen muss, wann Brian Johnson denn Deutsch gelernt hat.
Aber damit erzählt man den Fans der St. Pauli-Anhänger schließlich nichts neues, denn das Trio wandelte schon immer dicht auf den Spuren von AC/DC und Rose Tattoo.
Allerdings muss man sich über die Bezeichnung 'Vollgasrock' so langsam aber sicher noch mal unterhalten. Ist die Bezeichnung beim Opener durchaus angebracht, bei "Zu Jung, Zu Schnell" und mit Abstrichen bei "Sie Hat Ihr Herz An St. Pauli Verloren" noch vertretbar, sieht das bei den restlichen Songs mittlerweile ganz anders aus.
Sowohl "St. Pauli, Du Rockst", als auch "Alles Auf Rot" grooven mit eher gebremstem Tempo durch die Speaker, und das bleibt auch so. Die Songs haben - unabhängig vom Tempo - natürlich ihren Charme und werden bei Fans von bluesgetränktem Hard Rock binnen kürzester Zeit zünden. Wie man mit den deutschen Texten von Chris zurecht kommt, muss zwar jeder für sich entscheiden, doch der Humor des Mannes ist weder zu feinsinnig, noch zu brachial.
Das hat Kollege Benassi zu "Rock'n'Roll Sexgott"-Zeiten bereits erkannt, und auch, dass der Mann mit dem sympathischen Nachnamen über ein gewisses Gespür für Poesie verfügt. Während der Humor bei "Heul Den Mond An" oder "So Viele Fragen" überzeugt, hebt er sich seine melancholisch besinnliche Seite für die Ballade "Wenn Die Sonne Untergeht" oder das vollkommen ohne Pathos vorgetragene "Valerie" auf.
Zwar hat sich auch Füllmaterial auf "Schwarz Auf Weiss" eingeschlichen, und gerade der Titeltrack zieht ein wenig uninspiriert an einem vorbei. Davon abgesehen dürften Ohrenfeindt mit ihrer vierten Scheibe aber erneut den Nerv ihrer Fans treffen - auch wenn mancher wohl das 'Vollgas' beim Rock vermissen dürfte.
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