laut.de-Kritik

Rock, Indiepop & Liebeshymnen.

Review von

"Will they hate me for all the choices I made?". Das dürfte wohl die zentrale Frage sein, die sich Bella im dritten Teil der "Twilight"-Saga stellt. Wichtige Entscheidungen stehen in "Eclipse - Bis(s) Zum Abendrot" an: Die keusche Protagonistin ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Beziehung zum blassen Vampirliebling Edward und ihrer Freundschaft zu Werwolf Jacob.

"Will they hate me for all the choices I made?", legt Emily Haines dem weiblichen Star von "Eclipse" dann auch in den Mund. Die Frontfrau von Metric eröffnet den Soundtrack zum Film, heiß erwartet von heranwachsenden Vampirfans weltweit. Die beschäftigt vor allem eine Frage: Edward oder Jacob?

Ordentlich besetzt ist die musikalische Begleitung zur Vampir-Lovestory allemal: Neben Metric sind Florence & The Machine, Sia, Band Of Horses, Vampire Weekend und andere dicke Fische dabei. Muse, die schon zuvor zuverlässig Songs am Rande des Pathos für "Twilight" lieferten, dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Nach dem Standard-Rockballaden-Programm von The Bravery ("Ours") klingt die wunderbare Stimme von Florence Welch aka Florence & The Machine wie eine Wohltat. Zu verschrobenen Computerklängen und einer gedämpften Bassdrum, die im Herzschlag-Rhythmus pocht, singt der Rotschopf schwermütig von der Last der Liebe.

"And he took me to the river / Where he slowly let me drown." Da kommen Bilder einer blassen Kylie Minogue, ertränkt von Nick Cave, vors innere Auge. Mit dem ersten Refrain entwickelt der Song eine Dramatik, die ihn zu einem der Glanzstücke des Soundtracks macht. Da will man sich doch direkt für den versonnenen Edward entscheiden.

Bodenständiger und zurückhaltend orchestriert fällt dagegen "My Love" von Sia aus. Die Stimme der australischen Sängerin nimmt den Song ganz ein, Piano und Streicher rücken dezent in den Hintergrund.

Fanfarlo rücken den Soundtrack mit "Altas" noch ein Stück weg von Jenseitigem. Die Stimmung gerät weniger mythisch, dafür wird es fröhlich. Der leichte Rhythmus und Simon Balthazars Banjospiel geben dem Song einen Folk-Touch, den man auf dem "Eclipse"-Soundtrack nicht erwartet hätte. Damit wenden wir uns ab vom blasierten Eward, hin zum geerdeten Jacob.

Gerne will man Natasha Khans Einladung folgen: "Just for tonight, darling / Let's get lost." Die Sängerin, als Bat For Lashes bekannt, vereint ihre sphärische Stimme mit Beck. Die abgehobenen Klänge stimmen uns um: Extravaganz vor Bodenständigkeit! Edward is the man.

Was haben Vampire Weekend auf dem Soundtrack zu suchen? Außer den Anleihen an die Vampirthematik im Titel haben Band und Film doch nichts gemeinsam. Oder?

Ähnlich wie Fanfarlos Beitrag kommt auch der Song "Jonathan Low" der Indierocker aus New York irgendwie unerwartet. Doch der Refrain nimmt ungeahnte epische Breite an, mit großer Orchestrierung und viel Schlagzeug-Getöse, das man so von der Band nicht gewohnt ist.

Schön schrammelig wird es mit den Black Keys ("Chop And Change" und The Dead Weather ("Rolling In On A Burning Tire"). Bluesrock und Jack Whites hypnotischer Gesang lassen uns wieder umdenken: Die Entscheidung fällt wohl doch auf Jacob.

Howard Shore, der schon für den monumentalen "Herr der Ringe"-Soundtrack verantwortlich war, schreibt mit "Jacob's Theme" dem Werwolf schwere, melancholische Töne auf die behaarte Brust. Da ahnen die Fans des Lykanthropen schon Schreckliches: Wird es am Ende doch Eward, der die Liebe Bellas gewinnt?

Mit "Neutron Star Collision (Love Is Forever)" singt Muse den Titelsong zum Streifen. Ein ausschweifendes Intro, nur Matthew Bellamys weinerliche Stimme in Pianobegleitung, leitet die Hymne ein. Wenn sich Drumset und E-Gitarre dazugesellen, wirds gewaltig: "Our love would be forever / And if we die, we die together."

Obwohl "Neutron Star Collision" den alten Muse-Zauber schmerzlich vermissen lässt, erinnert der Song teilweise doch an die guten Zeiten der Band: Arpeggios à la "Bliss" und eine satte, gitarrendominierte Bridge machen für vermisste Vielschichtigkeit wieder gut.

Wer am Ende des dritten Teils der Vampirromanze die Braut kriegt, offenbart der Soundtrack nicht. Ein solides, gut produziertes Album ist er trotzdem geworden, immer tänzelnd zwischen leichtem Indiepop, gitarrenlastigen Rocknummern und gewaltigen Liebeshymnen. Kein Zweifel: Am Ende wird die Liebe siegen. Egal ob mit Edward oder Jacob.

Trackliste

  1. 1. Metric - Eclipse (All Yours)
  2. 2. Muse - Neutron Star Collision (Love Is Forever)
  3. 3. The Bravery - Ours
  4. 4. Florence + The Machine - Heavy In Your Arms
  5. 5. Sia - My Love
  6. 6. Fanfarlo - Atlas
  7. 7. The Black Keys - Chop And Change
  8. 8. The Dead Weather - Rolling In On A Burning Tire
  9. 9. Beck and Bat For Lashes - Let's Get Lost
  10. 10. Vampire Weekend - Jonathan Low
  11. 11. UNKLE feat. The Black Angels - With You In My Head
  12. 12. Eastern Conference Champions - A Million Miles An Hour
  13. 13. Band Of Horses - Life On Earth
  14. 14. Cee Lo Green - What Part of Forever
  15. 15. Howard Shore - Jacob's Theme
  16. 16. MiMi - Don't You Mourn The Sun

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23 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Die Probleme von manchen würd ich echt gerne haben.
    "Warum verkaufen solche Musiker ihre Kunst für so eine beschissene Scheiße?" - Weil Musiker auch nur Menschen sind, die Geld verdienen wollen.

    "das sind normalerweise keine Bands die den OST zu irgendwelcher Kinder-Kommerz-Kacke machen." - ach so, dann darf also nur Rolf Zuckowski Lieder für einen solchen Soundtrack anbieten, oder wie?

    Mann mann, wenn euch der Film nicht interessiert: guckt ihn euch nicht an. Und wenn ihr die Musik gut findet, dann findet sie gut....völlig unabhängig davon, wer sie kennt bzw. kennen lernen könnte.

  • Vor 13 Jahren

    Gute Kombi! "Chop and Change" "What Part of Forever" sind ziemlich gut.

  • Vor 13 Jahren

    was hier manche Leute immer rumheulen müssen, von wegen 'warum ist die und die Band kommerziell geworden, WARUM?!' Ist denn Kommerziell immer gleich Scheiße?! Außerdem: Mir gefällt die Musik auf dem Album, und das ist doch die Hauptsache. Abgesehen davon, wenn man die Chance dazu hat, bekannter zu werden, warum sollte man sie nicht ergreifen? Es ist naiv zu denken, die Musiker wären glücklicher, wenn sie unbekannt sind...