laut.de-Kritik

Selten hat jemand dilettantischer daher getoastet ...

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Die schnöde Raupe verwandelt sich zum Schmetterling. Aus dem Unscheinbaren zaubert die Natur ein außergewöhnlich schillerndes und schönes Insekt. Wenn auch nicht mit Krone und Menschenkörper, wie P.O.D. auf dem Cover von "Payable On Death" zeigen. Äquivalent zu dieser Verwandlung müssten die Mannen um Sonny ein Meisterwerk gezaubert haben, denn der Vorgänger "Satellite" war ja schon kein schlechtes Album.

Leider entschlüpft dem Kokon kein musikalisch bunter Flattermann, sondern eher eine verrunzelte Motte, die an so manchen Stilen knabbert, sich aber letztendlich keinen leckeren Happen einverleibt, sondern sich nur von dem ernährt, was bei anderen Festmahlen als Krumen von der Tafel fällt. Der Weggang von Gitarrist und Gründungsmitglied Marcos scheint wie ein bleischwerer Schatten auf der Kreativität des Quartettes zu liegen.

Dreizehn Kaugummis gleich ziehen sich die Songs durch den Gehörgang und hinterlassen einen sehr seltsamen Eindruck. Unausgegoren und kraftlos brummeln sich die San Diego-Jungs durch ihr Rock-Programm. Die gesunde Härte der vorherigen Platten ist einem unaufregenden Weder-noch-Rock gewichen, der sich nicht entscheiden kann, was er eigentlich will. Selbst die Reggae-Einflüsse klingen aufgesetzt, wo sie sich vorher noch harmonisch ins Gesamtkonzept eingefügt haben.

Ganz schlimm präsentiert sich da "Freedom Fighters". Nichts gegen gepflegtes Patois. Sonny schafft es jedoch in vier Minuten, alle Essenzen des Ragga ad absurdum zu führen. Selten hat jemand dilettantischer daher getoastet. Ganz abgesehen von den lyrischen Ergüssen. Die Pfadfinder-Lyrik hat sich Sonny nämlich immer noch nicht abgewöhnt. So sinniert er in dämlichen Reimen über seine Weltsicht. "We have the right to live in peace/you must fight for what you keep. If what you keep holds truth inside/stand up, defend, or lay down and die". Die Lyrik-Polizei rät: schnell die Türen ver- und die Zeugen Jehovas ausschließen.

Klangtechnisch verhunzt Howard Benson so ziemlich alles, was eine Metal-Scheibe spannend macht. Die Gitarren schmieren derart seifig aus den Boxen, das kommt einer Kastration von Neu-Mitglied Jason Truby gleich. Nichts knallt hier mehr, Geschlonze is in da house!

Bei allem Bemühen, der Platte noch einige gute Seiten abzugewinnen, bleibt nur sehr wenig Zählbares auf der Habenseite. Wer sich Scheiße gerne schön redet, kommt garantiert auf seine Kosten, denn "Payable On Death" strotzt nur so vor Riff-Kacke und Langeweile. Der Traurigkeit genüge getan ist spätestens dann, wenn der Grotten-Song "Sleeping Awake" aus Matrix Reloaded als Bonus-Track herhalten muss. Nix wars mit schillerndem Schmetterling, eine Motte flattert im Muff der vergangenen Zeiten durch die Altkleidersammlung der Musik.

Trackliste

  1. 1. Wildfire
  2. 2. Will You
  3. 3. Change The World
  4. 4. Execute The Sounds
  5. 5. Find My Way
  6. 6. Revolution
  7. 7. The Reasons
  8. 8. Freedom Fighters
  9. 9. Waiting On Today
  10. 10. I And Identify
  11. 11. Asthma
  12. 12. Eternal
  13. 13. Sleeping Awake (Bonus Track)

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