laut.de-Kritik

Auf Ekstase folgt Eskalation.

Review von

Alle zwei Jahre erscheint ein neues Panic! At The Disco-Album. An diesen Rhythmus haben sich die Fans nun schon gewöhnt. "Death Of A Bachelor" ist das dritte Studioalbum der neuen Bandkonstellation seit dem Ausstieg von Ryan Ross und Jon Walker. Viel hat sich nicht geändert: Panic! At The Disco bleiben ihrem tanz- und pogbaren Highschool Dance-Rock treu.

Dies macht schon der Opener "Victorious" deutlich, mit dem die Jungs einen fulminanten Start hinlegen: "Tonight we are victorious / Champagne pouring over us / All my friends were glorious / Tonight we are victorious", singt ein Kinderchor, bevor Brandon Urie mit gewohnt lauter und kraftvoller Stimme übernimmt. Aufgedrehte Gitarrenriffs unterlegt mit poppigen Synthie-Elementen – Panic! At The Disco is back, Baby!

Fast nahtlos verläuft der Übergang zu "Don't Threaten Me With A Good Time". Ein kurzer Basslauf zum Warmwerden und Durchatmen, bevor es wieder in die gesanglichen Vollen geht: "Alright, alright, it's a helluva feeling though / It's a helluva feeling though". Es folgen gesetzte Piano-Rhythmen und vergleichbar ruhige Vocals. Bis zum Refrain versteht sich.

Für das erste Überraschungsmoment sorgt "Hallelujah". Huch, wo kommt auf einmal dieser Oldschool Hip Hop her? Schlagzeugsolo und kurzes Rap-Intro klingen nun mal so gar nicht nach Panic! At The Disco. Nach sage und schreibe 18 Sekunden ist damit jedoch wieder Schluss und der Song begibt sich in gewohntes Panic!-Terrain.

"Emperior's New Clothes", "LA Devotee" und "The Good, The Bad And The Dirty" verdeutlichen einmal mehr das Grundrezept vieler Panic!-Songs: Poppige Dance-Rhythmen und Synthiesound im Verse, die sich im Refrain in rockige, laute und hohe Sphären steigern. Auf Ekstase folgt Eskalation. Ganz abgesehen von den altbekannten "Oh Oh, Hey Hey"-Chorgesängen. Die musikalische Ähnlichkeit zu Fall Out Boy ist nach wie vor schwer zu leugnen. Aber gut, diese ist zumindest anteilig dem gemeinsamen Produzenten Jake Sinclair geschuldet.

Die wahre Überraschung des Albums liefert der Titeltrack. Schluss mit hyperaktivem Dance-Rock, die Zeichen stehen auf 30er Jahre-Swing. Flotte Basslinien und jazzige Saxofoneinlagen verbreiten eine ungewohnte Coolness à la Frank Sinatra, die Panic! jedoch ausgesprochen gut steht. Ein paradox stilvoller und smoother Tod eines jeden Junggesellen, Chapeau!

Auch "Crazy=Genius" spielt mit der Illusion eines Frack tragenden, swingenden Panic!-Duos in den frühen 30ern – wie wär's also mit einer Runde Lindy Hop? Orchesterpauken und Trompeten währen jedoch nur kurz und weichen bereits im Refrain wieder dem altbewährten Remmidemmi-Punkgetöse. Vorbei mit Lindy Hop, lasst uns pogen.

Das Schlussplädoyer gibt "Impossible Years", eine ruhigere Ballade mit Klavierbegleitung. Wie bereits beim vorangegangenen "Death Of A Bachelor" ist auch hier der Sinatra-Einfluss hörbar, den Urie selbst als wesentlichen Bestandteil im Soundtrack seines Lebens bezeichnet: "'Death Of A Bachelor' ist die Hommage an meine Kindheit. Dieses Album bin ich. Wie ich zum Klavier renne. Mein Schlagzeug aufbaue. Gitarre spiele. Manche Dinge ändern sich nie."

Nach elf Tracks besteht in der Tat kein Zweifel mehr daran, wie (hyper-) aktiv und energiegeladen Urie als Kind wohl gewesen sein muss. "Death of A Bachelor" steht seinen Vorgängern in nichts nach, hängt sie aber auch nicht ab.

Trackliste

  1. 1. Victorious
  2. 2. Don't Threaten Me With A Good Time
  3. 3. Hallelujah
  4. 4. Emperor's New Clothes
  5. 5. Death Of A Bachelor
  6. 6. Crazy=Genius
  7. 7. LA Devotee
  8. 8. Golden Days
  9. 9. The Good, The Bad And The Dirty
  10. 10. House Of Memories
  11. 11. Impossible Year

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