laut.de-Kritik

Abdampfen mit dem Elder Statesman des Blue Eyed Soul.

Review von

Nein, beweisen muss er nichts mehr. Dass er es kann, belegen nicht nur unzählige Kollaborationen, darunter mit Roxy Music, Roger Waters, die Eagles, Elton John oder Van Morrison. Paul Carrack ist ein Musiker, der sein Auskommen gesichert weiß und aus echtem Spaß an der Musik und ganz relaxt neue Werke vorlegt.

Als Opener kommt "Good Feelin' About It" mit einer bestens gelaunten Melange aus Rhythm and Blues und Soul. Die Veredelung besorgt Carrack mit seiner gefühlvoll angerauten Stimme. Der Mann aus Sheffield zelebriert hier seine klassischen Singer/Songwriter-Qualitäten geradezu: Hier den Spannungsbogen hochhalten, da eine gekonnte Bridge und einem vielschichtig ausgearbeiteten Arrangement immer genügend Luft zum Atmen lassen.

Bahnbrechende musikalische Innovationen sind heutzutage nicht seine Sache. Neuerungen im Vergleich zu früheren Werken finden maximal behutsam statt. Betuliche Altbackenheit zu unterstellen wäre dennoch kaum angebracht. Carrack wählt auf seiner musikalischen Reise keinen digitalisierten ICE - bei ihm schnauft eine tiptop gewartete alte Lok, was bedeutet: Gepflegtes Midtempo gibt größtenteils den Ton an. Doch wenn es drauf ankommt, wirft der Brite schon mal ein paar Kohlen mehr ins Feuer.

"Good Feeling" beinhaltet nicht nur eigene Songs. Paul schaut sich im Fundus namhafter Kollegen um. So fügt sich "If I Should Fall Behind" - vom Springsteen-Longplayer "Lucky Town" - reibungslos ein, auch wenn die Handschrift des Boss natürlich durchschimmert. Von Rock-Grandseigneur Nick Lowe borgt er sich "From Now On".

Die Texte lohnen das Hinhören, beweist sich Carrack doch als echter Storyteller, etwa wenn er in der Ray Charles-Hommage "I Can Hear Ray" persönliche Erinnerungen aus alten Zeiten mit dem Einfluss der Soullegende verknüpft. Alte Weggefährten schauen als Gäste ebenfalls vorbei: Gemeinsam mit Chris Difford von Squeeze entstand das quirlige "Marmalade Moon". "Nothing Without You" zitiert Sixties-Soul mitsamt kräftig vorwärtsgroovenden Beats.

Das dezent Country-angehauchte "Long Ago" entwickelt sich zu einer immer packenderen, intensiven Ballade. Unterschiedliche Stilrichtungen und Einflüsse verbinden sich bei Carrack zu einem abwechslungsreichen Klangerlebnis. Motownsounds und Merseybeat geben sich mit Soul und jeder Rhythm and Blues ein fröhliches Stelldichein. Ob Handklampfe, E-Gitarre, Saxofon, Bass oder im Hintergrund schwellender Orgel - die Akzente sitzen.

Für die Produktion sorgte Paul übrigens selbst. An die Drums setzte er zudem seinen Filius: Und Jack Carrack erledigt seinen Job anstandslos. "I Don't Wanna Lose Your Love" läutet das letzte Albendrittel mit lupenreinem Blue Eyed Soul-Crooning ein, bevor Pauls Kompositions-Lokomotive dank dem Motown-getränkten "Time To Move On" noch mal richtig Fahrt aufnimmt. Mit dem unaufdringlich Jazz-getupften Thad Jones-Classic "A Child Is Born" dampft der Brite dann entspannt in den Zielbahnhof ein.

Trackliste

  1. 1. Good Feelin' About It
  2. 2. Marmalade Moon
  3. 3. Nothing Without You
  4. 4. I Can Hear Ray
  5. 5. Long Ago
  6. 6. Make It Right
  7. 7. If I Should Fall Behind
  8. 8. From Now On
  9. 9. I Don't Wanna Lose Your Love
  10. 10. Time To Move On
  11. 11. When My Little Girl Is Smiling
  12. 12. A Child Is Born

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