laut.de-Kritik

Klingt genau so niedlich wie das Coverartwork.

Review von

1998 trennte sich Paula Frazer von der erfolgreichen Formation Tarnation, mit der sie drei Alben veröffentlichte. Als Solo-Künstlerin hat sie die Band nun für dieses Album reaktiviert. Mit der Beteiligung ihres ehemaligen Mitstreiters Patrick Main am Klavier und Schlagzeugerin Jasmyn Wong knüpft "Now It's Time" hinsichtlich des Sounds deutlich an "Mirador", das letzte Tarnation-Album an. Es ist ruhig und scheint irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein.

Das mag an der unnachahmlichen Sopranstimme Frazers liegen, die an Joan Baez erinnert, und an den völlig ungewöhnlichen Melodiebögen, die weit davon entfernt sind, mal einen ordentlichen Refrain rauszuhauen. Elf karge, elegische Songs, die zwischen Folk, Country und Pop auf "Now It's Time" eine spirituelle Heimat gefunden haben. Der schöne Opener "August's Song" beginnt mit leisen Gitaren-Akkorden, begleitet von sehr dezentem Schlagzeugspiel. Dann folgt ein Melodiebogen, der an Joni Mitchell-Songs erinnert. Ungewöhnlich hebt sich während der Strophe Frazers Stimme.

Wenn Musik esoterisch klingen kann, dann ist das hier der Fall. Ein monotoner, männlicher Background-Gesang unterstützt liebevoll die Vortragende. "Pretend" eröffnet mit Vogelgezwitscher, nein, mit der elfengleichen Stimme Frazers, eine gezupfte Gitarre erklingt und Streicher gesellen sich ganz sanft dazu. Ein fröhlicher Klavierlauf führt durch "Bitter Rose", Frazer singt tiefer und offenbart damit ihre stimmliche Bandbreite. Eine Steel-Gitarre verleiht "Sleeping Dreams" einen Country-Einschlag, das Singen vom Verlust der Liebe passt immer gut in diesen Kontext.

Richtig sentimental wird es dann erstmals in "Nowhere", während der Takt im wunderbaren "Another Day" ein wenig schneller geschlagen wird, was hörbar gut tut. Ihre Stimme wird in "Shadows" mit einem Hall unterlegt, was die sphärische Stimmung zusätzlich untermalt. So unauffällig wie schön nimmt das Album seinen Lauf, ohne mit überraschenden Spektakeln aufzuwarten. Unauffälligkeit ist das Konzept, der Gang Frazers ist langsam, aber nie schwerfällig.

Genau darin liegt das Problem dieses Albums, das von Leid, Schmerz und Verlust erzählt und bei aller Stimmgewandtheit und Melancholie doch seltsam emotionslos bleibt. Die verhaltene Instrumentierung trägt ihren Teil dazu bei, da sie dem alles dominierenden Gesang absolut untergeordnet ist. Kurz: "Now It's Time" klingt so niedlich, wie das Coverartwork aussieht. Es besitzt einen unglaublichen Schöngeist, der in seiner Reduziertheit manchmal etwas zu eintönig klingt.

Mehr Spannung und Klangfarben hätten diesem Werk durchaus gut gestanden. Positiv formuliert kann man sagen, dass Paula Frazer eine Songschreiberin und Sängerin von hohem Range ist, die in sich ruhend weder euphorisch, noch zu Tode betrübt von ihrer Gefühlswelt berichtet. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die elf zeitlosen Songs auf "Now It's Time", die ich alle mag, die aber meine Gefühlswelt nicht nachhaltig beeindrucken. Genau das aber will ich.

Trackliste

  1. 1. August's Song
  2. 2. Pretend
  3. 3. Bitter Rose
  4. 4. Sleeping Dreams
  5. 5. First Sign
  6. 6. Nowhere
  7. 7. Another Day
  8. 8. Shadows
  9. 9. I'll Never Know
  10. 10. Now It's Time
  11. 11. All The Time

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