laut.de-Kritik

Eine Reise in die Köpfe der Band um den genialen Sänger Brian Molko.

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Auf den ersten Blick ist "Black Market Music" nicht der schwere und tiefgängige Brocken, den man vielleicht von Placebos dritter Veröffentlichung erwartet hätte. Melodisch zugänglicher, klarer und realitätsnäher als der Vorgänger "Without You I’m Nothing" präsentiert sich - mit dem Knaller "Taste In Men" beginnend - eine Reise in die Köpfe der Band um den genialen Sänger und Songwriter Brian Molko.

War "Without You I'm Nothing" noch melancholisch und depressiv gefärbt, so zeigen Placebo nun, dass sie sogar richtig abrocken können. Wer hätte beispielsweise Sprechgesangspassagen(!) und politische Statements wie beim groovenden "Spite & Malice" erwartet? Rappen darf bei diesem Song Justin Warfield ("One Inch Punch"), der mit "Dope, Guns, Fucking In The Streets - Revolution!" seinen Teil zum "Explicit Lyrics" - Sticker auf der Platte beigetragen haben dürfte. Eigentlich geht es in diesem Stück aber weniger um einen Aufruf zum gewalttätigen Widerstand, als mehr um die erwarteten Unruhen zum Jahrtausendwechsel, die zum Glück ausblieben.

Ein anderes politisches Beispiel: "Blue American" kann als eine Art Abrechnung mit dem amerikanischen System verstanden werden. Sowohl Molkos Eltern, als auch die psychologengeile, rassistische Gesellschaft der Staaten bekommen in dieser bittersüßen Ballade ihr Fett weg: "I Read A Book About Unkle Tom / Where A Whitey Bastard Made A Bomb / But Now Ebonics Rule Our Song / Those Motherfuckers Got It Wrong."

Doch auch die persönliche Komponente kommt auf "Black Market Music" nicht zu kurz. "Black-Eyed", ein wunderschöner, treibender Song, dessen Refrain sich sofort ins Hirn einbrennt: "I Was Never Faithful / I Was Never One To Trust / ... / I’m Forever Black Eyed / A Product Of A Broken Home." Oder das desillusionierte "Narcoleptic", das eindringlich vor der Kurzlebigkeit von Liebesdingen warnt: "You Better Keep It In Check / Or You’ll End Up A Wreck."

Placebo legen mit "Black Market Music" insgesamt ihre Reifeprüfung ab. Pulsierende, energetische Songs wie das hasserfüllte "Haemoglobin" und filigrane Balladen wie das von einem Voyeur handelnde "Peeping Tom" stehen auf dem immer kritischen "dritten Album" in einem gesunden Verhältnis zueinander. Das von Molko kürzlich gegenüber einer deutschen Musikzeitschrift geäußerte Gefühl, ohne Übertreibung behaupten zu können, dass Placebo noch nie so glücklich mit ihrer Musik waren, kann man den Liedern anhören. Black Market Music ist Placebos bisher größter Wurf.

Trackliste

  1. 1. Taste In Men
  2. 2. Days Before You Came
  3. 3. Special K
  4. 4. Spite & Malice
  5. 5. Passive Aggressive
  6. 6. Black-Eyed
  7. 7. Blue American
  8. 8. Slave To The Wage
  9. 9. Commercial For Levi
  10. 10. Haemoglobin
  11. 11. Narcoleptic
  12. 12. Peeping Tom

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