laut.de-Kritik

Rap-Legende? Check. Weirdo? Check. Gangsta? Check. Reich und sexy? Check.

Review von

"Stöpsel mal deinen iPod an und zeig mir frischen Rap", tönt es durchaus etwas skeptisch-fordernd vom Fahrersitz des alten Mercers auf der Elbchaussee. Mercers fahren die Indie-Freunde der Hamburger Schule ja besonders gern - und hören dabei The XX oder wenn es hochkommt - wie mir - DJ Koze. Als der olle Hip Hopper auf der Shotgun jedoch ernst macht, Alchemists Loop-Sample-Safari und einen finally fokussierten Prodigy durch die Daft Punk verwöhnten Speaker schleudert, kurbelt selbst die Indie-Hupe am Fenster - und präsentiert der Hansestädter High Society seinen selbstbewussten Ellenbogen.

Die Shuffle-Funktion schaufelt "Death Sentence" als erstes aus dem schwarzen Loch des Lebens des umstrittenen Mobb Deep-Lyricists. Kaum packt Al seine anscheinend auf einem Flohmarkt in Wladiwostock oder Wakendorf gediggte Synthieflöte aus, droppt Prodigy seinen besten Schizo-Rap seit langem:

"Morning of the day, evening of the killer kids / City of the Gods, money stack pyramids / Esoteric knowledge and I'm criminal minded / A lady's wet dream and the devil's worst nightmare / Cause so help me God / I will exorcise demons see 'em scheming real hard / Pop the cork on the Perignon, or turn the Henny on / Spit my timeless flow, my priceless lexicon / Get at you like the zetters when it comes to cheddars / I set traps, I'm a predator, I pray I catch a / Black Mafiosi, rogue vigilante / The shit is sad but it get me real trigger happy (ha!)"

Selbst der feine Feature-Gast Roc Marciano zwängt nicht so viele Ebenen und Inhalte in so wenig Bars. Wer Prodigy verstehen will, braucht nur diese Zeilen. Und um es kurz machen: Reich und sexy wie Campino? Check. Rap-Legende? Check. Weirdo? Check. Gangsta? Check. Reuiger Sünder? Check. Da braucht es auch die vielschichtigen Sounds und verrückten Ideen eines Alchemist, der selbst einen geraden Kopfnicker-Breakbeat wie "R.I.P." mit einem überraschenden Gitarrenriff ab Minute 3:00 noch eine neue Dimension abgewinnt.

Beim Thema Old School-Beats meldet sich auch der alternative Akademiker am Steuer zu Wort und fantasiert etwas von "Wie geil, A Tribe Called Quest und BDP habe ich früher auch immer gehört. Das ist hier auch richtig minimalistisch. Weniger ist manchmal mehr". Als die wilden Scratches von "Raw Forever" ertönen, Alchemist den Beat auf tonnenschwer drosselt und sein Queensbridge-Emcee "New York Rappers, we do things" posaunt, fühlen sich alle im Auto wie Anfang der 90er.

"I turned out to be a Legend in my own time / They say, General Bars; He stalks through the night / You can hear him in the ghetto / Where it's dark cuz the light's all / Shot out, Shout out to niggas, put / the pot out / When the boys coming for D, it's getting hot out".

Prodigy ist spätestens auf "Dough Pildin'" der King of Queens wie Doug. Vergessen das eigene Alter, vergessen die miesen Alben (guckt am Ende der US-Rap-Releases-Liste 2012), vergessen die seltsamen Snitch-Geschichten aus der Autobiographie, vergessen das Image des kleinen nörgeligen Gollums aus'm Knast, vergessen das Image des Studio-Thugs, "Albert Einstein" setzt New York wieder die Krone auf.

Die Fahrt endet mit dem orchestralen Mordkommando in "Confessions", gefolgt vom bedrohlichen, tödlich-konsequenten Loop-Monster "Give Em Hell" - stilecht auf dem Kiez in Hamburg-Altona. "Diese Grooves, diese Intensität habe ich nicht mehr auf Platte gehört seit meinen Mod-Tagen - Marvin Gaye, Gil Scott Heron, du weißt schon. Und Alter, ich muss definitiv mehr Rap hören."

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Lmdkv
  3. 3. Give Em Hell
  4. 4. Stay Dope
  5. 5. Curb Ya Dog
  6. 6. Death Sentence
  7. 7. Bear Meat
  8. 8. Y.N.T.
  9. 9. R.I.P.
  10. 10. Dough Pildin
  11. 11. Confessions
  12. 12. Bible Paper
  13. 13. The One
  14. 14. Breeze
  15. 15. Raw Forever
  16. 16. Say My Name

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3 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Keine Diskussion. Dabei bisher vielleicht das beste US-Release des Jahres.

    Prodigy wieder dope. Alchemist wieder dope - nicht so ein Gefrickel wie mit Oh No.

    Einzig es fehlen etwas die Hits, praktisch keine Songs die herausstechen.

  • Vor 10 Jahren

    4/5 absolut verdient.
    Finde das Dough Pildin doch schon deutlich heraussticht. Wahnsinns Beat.

  • Vor 10 Jahren

    4 finde ich auch gerechtfertigt. Veritabler hit waere doch bspw. 'Bear Meat'. Produktion natuerlich so das Beste am Album und Prodigy flowt auch wieder anstaendiger, man pennt zumindest nicht mehr ein. Natuerlich wird er aber von jedem der Featuregaeste gnadenlos an die Wand gerappt, gerade natuerlich Marci. Waren das noch Zeiten, als er nicht nur mithalten, sondern anderen sogar die show stehlen konnte.