laut.de-Kritik

Ramble Jon Krohn steckt zu viele Stile in eine Platte.

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Kaum eine andere Platte wurde in diesem Jahr so heiß erwartet, wie der Zweitling des Mannes, der auf den Namen Rjd2 hört. Der Grund dafür liegt im umwerfenden Solodebüt "Dead Ringer", das Ramble Jon Krohn vor zwei Jahren auf den Markt brachte. Als Reaktion darauf gab es einerseits Lob von Radiohead, The Strokes, The Roots und DJ Shadow, andererseits wurden sein Name und seine Skills durch Remixaufträge von Massive Attack und Elbow geadelt.

"Since We Last Spoke" kann die hohen Erwartungen allerdings nicht ganz erfüllen. Denn diesmal will Rj leider zu viel, steckt zu viele verschiedene Stile in eine Platte. Die sind zwar für sich genommen bis auf wenige Ausnahmen noch immer großartig, doch dem Album fehlt der rote Faden.

Dabei beginnt alles so gut: Der Titeltrack stottert anfangs ein wenig, doch nach den Startschwierigkeiten kommt er ganz gewaltig ins Rollen. Und eines wird sofort klar: Rj hat den Rock für sich entdeckt. Gitarren dominieren, und das nicht nur im Opener. "Exotik Talk" drückt noch mehr aufs Gas. Der Aufdruck auf der Single "Ronny James Dio II" zeigt - neben Rjs absurdem Humor - , wo es lang geht. Nachdem bei "1976" Funk und Disco regieren, werden bei "Ring Finger" wiederum die Gitarren ausgepackt, zusammen mit der sanften Melancholie und den Beats, die das Debüt so einzigartig machten.

Auch beim ruhige "Making Days Longer", bei dem Rj teilweise selbst singt(!), offenbart sich nach einigen Durchläufen die Klasse der Platte. Der Höhepunkt manifestiert sich anschließend im unglaublichen "Someone's Second Kiss". Asiatische Klänge verbinden sich mit vollkommen entspannten Beats zu der selben süchtig machenden Melange, die das Debüt beherrschte. Schnell wird klar, warum Rj nicht nur permanent mit DJ Shadow verglichen, sondern sogar von Shadow selbst tief respektiert wird.

Das soulige "To All Of You" kann sich auch noch auf der Haben-Seite platzieren, ebenso wie das genial verspulte "Cleaning Living". Danach kommt der gute Rj jedoch ziemlich vom Weg ab. "Iced Lightning" pluckert als seltsame Synthie-Hymne dahin, und auch wenn die unterlegten Beats top sind, so springt der Funke nicht so wirklich über. Der Tiefschlag erfolgt allerdings erst noch. "Through The Walls" ist furchtbarster 80er-Rock. Das geht leider überhaupt nicht. Denn auch wenn Rj klar macht, dass er aus Samples praktisch Songs jeglicher Richtung produzieren kann und mit zwei goldenen Händchen ausgestattet ist, so passt "Through The Walls" leider null zum Rest der Platte.

Das gelungene "One Day" kann im Anschluss zumindest wieder halbwegs versöhnen. Und auch der Hidden Track ganz am Ende geht wieder in die richtige Richtung. Vielleicht wäre insgesamt weniger mehr gewesen

Trackliste

  1. 1. Since we last spoke
  2. 2. Exotik talk
  3. 3. 1976
  4. 4. Ring finger
  5. 5. Making days longer
  6. 6. Someone's second kiss
  7. 7. To all of you
  8. 8. Cleaning living
  9. 9. Iced lightning
  10. 10. Intro
  11. 11. Through the walls
  12. 12. One day

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