Porträt

laut.de-Biographie

Rainald Grebe

Kasper oder Kabarett ist wohl die erste Frage, die sich der Unwissende stellt, wenn Rainald Grebe mit seinem Indianerfederschmuck über schütterem Haar auf der Bühne steht. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.

Kunst & Kopfkrieg: Rainald Grebe über Cancel Culture Aktuelle News
Kunst & Kopfkrieg Rainald Grebe über Cancel Culture
"Wir haben unsere Prenzlauer-Berg-Welt, wo wir arbeiten, Interviews führen und bei Foodora bestellen. Dann gibt es Leute, die hinter verriegelten Türen wohnen. Ohne den Schlüssel zu haben."

Er mag halt einfach Winnetou, der Mann, der 1971 in Köln zur Welt kommt, in Frechen aufwächst, seit Anfang der 1990er in Berlin lebt und für Die Zeit nichts weniger als "Deutschlands komischster Liedermacher" ist.

Bekanntheit erlangt Grebe mit bösen Texten über die neuen Bundesländer. "Lyrik mit Heimtücke", so nennt der Spiegel die Lieder über die Ödnis Brandenburgs ("Stehn' drei Nazis auf den Hügeln / und finden keinen zum Verprügeln / in Brandenburg"), die Langeweile und Rückständigkeit Thüringens ("Im Thüringer Wald, da essen sie noch Hunde / nach altem Rezept, zur winterkalten Stunde") oder das unaussprechliche, monotone Sachsen-Anhalt, das "Land von Tokio Hotel".

Mit seinen intelligenten und bissigen Analysen der Gesellschaft stellt Grebe den Gegenentwurf zu den Mario Barths und Cindy aus Marzahns dar, die sich nach der Jahrtausendwende auf den deutschen Comedybühnen tummeln. Szeneintern ist er hoch angesehen. Verschiedene Kleinkunst- und Kabarettpreise pflastern Grebes Weg, dessen Pfad irgendwie immer verschwommen ist.

"Ich erlebe gerade schmalen Ruhm, einen kleinen sozialen Aufstieg, habe die Möglichkeit, ganz viel Geld zu verdienen ... und frage mich aber: Ist das jetzt interessant oder spannend?", erzählt er dem Spiegel kurz vor seinem 40. Geburtstag.

Als wäre es ein Zeichen, wächst mit steigender Bekanntheit die Anzahl der Musiker. Als Solist am Klavier gestartet, ist Grebe bald der Kopf eines Trios, das er später zum Quartett erweitert. Aus der Kapelle der Versöhnung entsteht schließlich das Orchester der Versöhnung, dessen wesentliche Aufgabe es ist, kein Orchester zu sein.

"Ich will kein normales Orchester, wo ich vorne im Rampenlicht stehe und hinten dudelt die Belegschaft die Soße dazu", erläutert Grebe seine Idee: "Jeder einzelne ist wichtig. Und unberechenbar. Der Bassist spielt auch Alphorn. Der Drummer rezitiert aus dem Alten Testament. Der DJ kann eh alle ersetzen, weil er das ganze Orchester im Laptop hat."

Gemeinsam mit diesem "pompösen schäbbigen Zirkus" feiert Grebe 2011 sein bis dato größtes Konzert in der Berliner Waldbühne, eine absurd große Freilichtbühne, die von den Nazis erbaut wurde und 22.000 Menschen Platz bietet. In den 1960ern spielten Bands wie die Rolling Stones vor den Rängen, die Grebe 50 Jahre später mit bitterböser Satire und immerhin rund 14.000 Zuschauern füllt. Vier Jahre später kommt er schließlich mit seinem einmaligen, fünfstündigen Programm "Hallelujah Wuhlheide" in die Parkbühne Wuhlheide, die circa 17.000 Zuschauer fasst. Zudem sieht man das Konzert auf 3sat als gekürzten Mitschnitt.

Rainald Grebe - Popmusik
Rainald Grebe Popmusik
Zum Teil große dadaistische Texte, aber wenig Pop.
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Wie lässt sich das noch toppen? In der unsystematischen, dadaistischen Logik Grebes nur mit dem Schritt zurück zu den kleineren Brötchen.

Seine ersten verdient er sich als Straßenkünstler in der Hauptstadt, bevor er 1993 die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch besucht. Vier Jahre später schließt Grebe mit einem Diplom im Fach Puppenspiel ab und geht schließlich zum Theaterhaus Jena.

Sein Durchbruch ist eng mit dem Namen Thomas Hermanns verbunden, die nicht ganz so graue Eminenz der deutschen Comedyszene. Auftritte in dessen Quatsch Comedy Club, dem Kölner Nightwash oder bei Kurt Krömer machen Grebe einem Millionenpublikum bekannt. Zudem produziert Hermanns Grebes eigene Varietéshow "Immer Wieder Sonntags" im Hamburger Schauspielhaus.

Als Grebe 2004 sein passend betiteltes Debüt "Das Abschiedskonzert" veröffentlicht, hat er sich seine ersten Meriten längst verdient. Das Feuilleton wird jedoch noch einige Zeit brauchen, um den Neuling zum Liebling zu küren.

Erst drei Jahre später fragt eine völlig verdutzte Süddeutsche Zeitung: "Wer ist schuld, dass uns diese Granate jahrelang vorenthalten wurde?" Vermutlich hatte er sich in Brandenburg verlaufen.

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Rainald Grebe - Popmusik: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2021 Popmusik

Kritik von Sandra Langmann

Zum Teil große dadaistische Texte, aber wenig Pop. (0 Kommentare)

Rainald Grebe - Albanien: Album-Cover
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2019 Albanien

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Wo der Kaffee löslich ist, aber die Probleme nicht. (0 Kommentare)

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