laut.de-Kritik

Im Himmel der Freiburger ist alles erlaubt - außer Veränderung.

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Hat man das "Supergirl" erstmal an seiner Seite, dann ist der "Dream No. 7" Wirklichkeit geworden, dann gleicht die Welt einem "Picture of heaven" und man spürt genau: "Life is a dream" und zwar nicht nur "Only when you sleep". Worum geht's? Richtig: Unsere Vollzeit-Romantiker von Reamonn legen ihr drittes Album vor und der gewählte Titel "Beautiful Sky" könnte dem von CD-Neuerscheinungen ra(s)tlosen Media Markt-Käufer nicht deutlicher vor Augen führen, dass auch im verschneiten Reamonn-Universum nach wie vor alles erlaubt ist: außer Veränderung.

Zwar hat sich das Quintett aus Freiburg nach zwei Alben mit Steve Lyon für einen neuen Produzenten entschieden, der ihnen bei der Gelegenheit die unnötigen Elektro-Einflüsse von "Dream No. 7" erfolgreich ausreden konnte. Doch das allein macht "Beautiful Sky" nicht zwangsläufig zu einem angenehmeren Hörvergnügen. Reamonn kehren zu ihren Urspüngen zurück und schwenken behäbig zwischen rockigen Pop-Balladen und balladesken Pop-Rockern hin und her. Statt zarter Melancholie verbreitet die Songpalette allerdings vor allem gähnende Langeweile.

Wie beim pathetischen Opener, in dem die Band um den irischen Sänger Rea den Synthie-geschwängerten Beginn von "Where The Streets Have No Name" nachzuzeichnen sucht, mit dem eine andere Irland-Combo schon vor 16 Jahren ein Album startete. Dazu flüstert Rea in bestem Bono-Missionarston: "I believe the most beautiful thing in the world are its people". Uff.

So was muss wirklich nicht sein, denn mit der verträumten Singleauskopplung "Star" haben Reamonn schließlich den besten Popsong seit "Supergirl" geschrieben. Mangelndes Ohrwurm-Potenzial ist den Jungs im weiteren Verlauf auch nicht vorzuwerfen, eher schon der Umgang mit den Ideen. So wie die Strandlandschaft auf dem Cover von einem Schneegestöber heimgesucht wird, übermannt den Hörer schnell ein Schleier der Belanglosigkeit.

Die Soft-Romanze "Falling Down" und der Ohrwurm-Rocker "Alright" können noch punkten, wenn auch letzterer schon wieder U2 ins Gedächtnis ruft ("Bad"). Ansonsten liefern Reamonn leider altbekannte Standards ab, die scheinbar immer nach dem selben Muster ablaufen: "Take me verdammt nochmal endlich to the refrain". Obendrein besingen Reamonn bei Liebesschwuren das gelobte Land und in Breitwand-Balladen kommen klischeehaft die Engel ins Spiel. Mit Abgesandten des Himmels sollten es sich die Jungs allerdings wirklich nicht verscherzen, sonst könnte aus dem "Beautiful Sky" bald ein zünftiger Platzregen hernieder gehen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Beautiful Sky
  3. 3. Star
  4. 4. Falling Down
  5. 5. Allright
  6. 6. Valentine
  7. 7. Strong
  8. 8. Promised Land
  9. 9. Pain
  10. 10. Angels Fly
  11. 11. Sunshine Baby
  12. 12. A Little Bit Of Sunshine
  13. 13. Sold
  14. 14. Back Again

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