laut.de-Kritik

Der Prince of Fire gibt Tipps für eine zufriedenere Existenz.

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Die Produktivität mancher jamaikanischer Künstler hat das Zeug, Kritiker zur Verzweiflung zu treiben. Eben erst "In The Streets To Africa" ins Regal gestellt, liegt doch tatsächlich bereits wieder ein neuer Longplayer von Richie Spice auf dem Schreibtisch. Nach Jahre währender Vorarbeit endlich im Bewusstsein der Reggae-Öffentlichkeit angekommen, etabliert sich der Prince of Fire als stetig sprudelnder Quell der Consciousness.

Dabei gäbe er einen erstklassigen Motivationstrainer ab: Richie Spice predigt positives Denken, Weitsicht, Weltoffenheit, Toleranz und Respekt. Selbst durchdrungen von tiefer Spiritualität, trägt er diese jedoch nicht vor sich her, sondern erteilt unaufdringlich Tipps für eine zufriedenere Existenz, die auch dem Nicht-Rastafari-Jünger keineswegs schaden.

Hilf dir selbst, dann hilft dir Jah! In diesem Sinne rät Richie Spice in "Make Up Your Mind" zu überlegtem Handeln, Selbstvertrauen und Zielstrebigkeit. In üblen Zeiten ("World Crisis") schwingt er sich zum Streiter für die Aufrichtigkeit und zum Mahner der Jugend auf: "I got a strong reggae beat an a mic inna me hand fe lead out de youth dem outta destruction and let the people know right from wrong."

In Tracks wie "World Crisis" oder "Di Plane Land" inklusive Anleihen bei "Leaving On A Jet Plane" erweist er sich als messerscharfer Beobachter und bringt unschön herrschende Zustände auf den Punkt. Statt sich darob in weinerlichem Selbstmitleid zu ergehen, setzt Richie Spice auf die stärkste Macht: Upliftment lautet der Name der Mission, das Ziel: "Only true love can save the world."

Rein stimmlich stellt Richie Spice wohl eher nicht den allergrößten Vokalisten unter karibischer Sonne. Gerade in höheren Tonlagen kippt sein Gesang gerne in gewöhnungsbedürftige Schräglagen. Die Ernsthaftigkeit und der Nachdruck, die stets mitschwingen, wenn Mr. Bonner sein charakteristisches "Nananananana-Yeh!" ins Mikrofon schnattert, bergen trotz fehlender Abwechslung deutlich mehr Charisma als ein Gentleman, der seit fünfzehn Jahren wieder und wieder ein und denselben Part aufzunehmen scheint.

Unaufdringliche, musikalisch interessante und zum Teil wohlvertraute Riddims sorgen automatisch für gespitzte Ohren. So operieren in "Getting Harder" Bass, Bläser und allerhand melodisches Beiwerk zurückgenommen im Hintergrund. Percussion-Elemente ziehen sich durch den dunklen Bass von "Babylon Falling", dem ein Saxophon beinahe schon eine Ahnung von Jazz einhaucht.

Die schwungvollen, blendend gelaunten Orgelklänge des Titeltracks bewähren sich bereits seit den 70er Jahren und eignen sich bestens zur Untermalung, wenn Richie Spice "gideon boot and khaki suit" als Dresscode für den Verfechter der Wahrheit ausruft. Hübsch eingesetzte Bläser und Rhythmusinstrumente, klimpernde Keyboards und Gitarrensaiten tönen zwar zuweilen ein wenig unentschlossen oder gar zu harmlos, schaffen aber eine durchgehend angenehme Atmosphäre.

"So many people are gone astray." Richie Spice zählt nicht dazu. Er wandelt nach wie vor auf einem goldrichtigen Pfad.

Trackliste

  1. 1. Getting Harder
  2. 2. Babylon Falling
  3. 3. Gideon Boot
  4. 4. Hang On
  5. 5. Wrap Up A Draw
  6. 6. Let's Go ft. Gentleman
  7. 7. Bad Lamp
  8. 8. Living In Love
  9. 9. Ticking Like A Bomb
  10. 10. Why
  11. 11. Make Up Your Mind
  12. 12. World Crises
  13. 13. Rise
  14. 14. Di Plane Land
  15. 15. World Is A Cycle

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