laut.de-Kritik

Eine Breakbeat-Freakshow, so nötig wie Frauen auf dem Mars.

Review von

Wenn ein Musiker in den letzten zwanzig Jahren mit seinem Schaffen nahezu stets die kleine Lücke zwischen Realität und Wahnsinn füllte, dann heißt er Rob Zombie. Nichts, aber auch gar nichts ist dem zotteligen Alternative-Untoten seit seinem Durchbruch im Jahr 1992 heilig - abgesehen von seiner Ehegattin Sheri Moon vielleicht, die sich auf dem Cover von "Mondo Sex Head" provokant und splitterfasernackt von hinten präsentiert.

Wer mit ähnlich feurigem Inhalt rechnet, wird nach dem "Genuss" der insgesamt dreizehn Remixe von Zombie-Klassikern ernüchtert und enttäuscht den Kopf gen Boden senken. Mit seinem dritten Remix-Paket nach "Supersexy Swingin' Sounds" und "American Made Music To Strip By" überspannt der ehemalige White Zombie-Frontmann den Bogen ganz gewaltig.

Eigentlich kann man dem Hauptdarsteller aber gar keine Vorwürfe machen. Die eigentlichen Schuldigen hören auf die Namen Jonathan "JDevil" Davis, Photek, Big Black Delta, Bloody Beetroots, Drumcorps und Ki: Theory. Die illustre Runde von aktuellen Top-DJs machte es sich nämlich zur Aufgabe, einzigartige Zombie-Werke wie "Thunder Kiss '65", "More Human Than Human" oder "Pussy Liquor" durch den Elektro-Reißwolf zu drehen.

Das klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich beängstigend, bieten sich die groovigen Originale des Maestros für eine Achterbahnfahrt auf der Elektro-Kirmes doch förmlich an. Doch leider schießt der Mayday-Budenzauber der Knöpfedreher weit übers Ziel hinaus und hinterlässt am Ende nicht mehr als ein strukturloses Chaos, vollgepackt mit verzerrten Effekten, vertrackten Beats und ziellosen Synthie-Einwürfen.

Hier wird selbst dem ausdauerstärksten Kingda Ka-Fetischisten schwindelig, wenn Document One aus "Let It All Bleed Out" eine Breakbeat-Freakshow macht oder Tobias Enhus mit seiner "Devil's Hole Girls"-Version verzweifelt an den längst verschlossenen Linientreu-Pforten klopft. Sorry, Rob, aber das braucht kein Mensch. Genauso wenig wie Frauen auf dem Mars.

Trackliste

  1. 1. Thunder Kiss '65
  2. 2. Living Dead Girl
  3. 3. Let It All Bleed Out
  4. 4. Foxy Foxy
  5. 5. More Human Than Human
  6. 6. Dragula
  7. 7. Pussy Liquor
  8. 8. Lords Of Salem
  9. 9. Never Gonna Stop
  10. 10. Superbeast
  11. 11. Devil's Hole Girls
  12. 12. Burn
  13. 13. Mars Needs Women

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Rob Zombie

Wer sieht aus wie eine Mischung aus einem ausgebuddelten, zwei Monate verwesten Pudel beziehungsweise einem explodierten Wischmopp und hört, wenn Mutti …

1 Kommentar