laut.de-Kritik

Sehnsucht und Verzweiflung stehen dem Duo besser.

Review von

Ruth und Brookln Dekker stehen sich nicht nur musikalisch, sondern auch als Ehepaar auch menschlich denkbar nahe. "Es ergibt sich eine wundervolle Spannung, wenn zwei Menschen gemeinsam schreiben, vor allem bei uns, da wir ja auch verheiratet sind", findet Ruth. Doch vom Liebesglück spürt man beim Hörgenuss ihres Zweitlingswerkes nur wenig. Vom ersten Ton an herrscht auf der Platte eine interessante Mischung aus Sanftmut, Düsterkeit und Melancholie.

Gleich der melodramatische Titeltrack gibt die Marschroute vor: Ein molliges Gitarrenzupfmuster und schwermütige Klavierakkorde dienen als Eröffnung, kurz darauf setzen Ruth und Brookln im zweistimmigen Gesang ein: "Caught in the tide / caught in a slide / hoping that i will learn to survive / Eye on the time / as it goes by / losing the light / fading the lines." Zunächst klingen Rue Royale wie einer der zahlreichen Singer/Songwriter- und Folk-Acts.

Doch dann greifen die beiden plötzlich zu einem eher untypischen Stilmittel. Eine unterschwellige elektronische Bassdrum beginnt, gleichmäßig zu pulsieren und gibt dem an sich stillen Stück einen sanften Drive. Die durchaus ungewöhnliche Fusion aus organischen Gitarren- und Pianoklängen und zurückhaltendem Drumcomputer-Einsatz beschert Rue Royale von nun an ihre ganz eigene Klangästhetik.

An dieser haben Ruth und Brookln offenbar großen Gefallen gefunden und weichen in der Folge nur selten von ihr ab. Für ausreichend Abwechslung sorgen die beiden dagegen mit eindringlichem Songwriting. Das traurige "Flightline" und das verträumte "Blame" avancieren zu emotionalen Höhepunkten.

Die sanftmütigen Gesangsparts bleiben stets Herzstück der Songs, wobei sich beide Musiker hier und da aus dem Duett lösen und einzelne Abschnitte solo übernehmen. Insgesamt tun Rue Royale jedoch gut daran, einen großen Teil des Repertoires Hand in Hand zu singen. Denn gerade im Zweiklang verleihen ihre astrein harmonierenden Stimmen dem Vortrag besonderen Nachdruck.

Inmitten der Fülle wirklich nahe gehender Stücke findet sich leider auch eine Handvoll eher farbloser Momente. Das zurückgelehnt schwelgende "Meant To Roam" zieht beispielsweise eher belanglos vorbei und verdeutlicht, warum Rue Royale ansonsten meist so trist klingen: Sehnsucht, Nachdenklichkeit und Verzweiflung stehen dem Duo einfach besser.

Brookln erklärte bereits 2009: "Wir haben uns Melodie, Schlichtheit und Wahrhaftigkeit verschrieben und sind ständig auf der Suche danach." Keine Frage, die angestrebte Dreifaltigkeit haben Rue Royale mit "Guide To An Escape" definitiv verwirklicht. Schade, dass es dem Ehepaar nicht gelingt, die Spannung und Intensität der ersten Stücke aufrechtzuerhalten.

Trackliste

  1. 1. Guide To An Escape
  2. 2. Halfway Blind
  3. 3. Flightline
  4. 4. Get Me Standing
  5. 5. Blame
  6. 6. Knocked Back To The Start
  7. 7. Crater
  8. 8. Meant To Roam
  9. 9. We'll Go On Alright
  10. 10. Foreign Night
  11. 11. The Search And Little Else

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