Porträt

laut.de-Biographie

Schneider Tm

Dirk Dresselhaus aka Schneider Tm ist ein Paradebeispiel für den Werdegang eines Indierockers aus den 80ern. Seit Schulzeiten in Bands aktiv, ist er Mitte der Neunziger der Gitarre und ihrer Möglichkeiten überdrüssig und legt die handgemachte Musik erst mal zur Seite. Als Musiknerd sondergleichen laufen seine Hörgewohnheiten sowieso schon längst zweigleisig und er festigt seine Kreativität auf aktuelle elektronische Musik: Schneider beginnt an Knöpfchen zu drehen, Regler zu schieben und schaut gebannt auf hüpfende Linien.

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Sein Musikschaffen beginnt aber am Schlagzeug zu Hause in Bielefeld. Dinosaur Jr, Sonic Youth, die Pixies oder My Bloody Valentine sind die wichtigen Bands, und auch nicht ganz unwichtig für die ostwestfälische Indie-Legende Hip Young Things, bei denen er seit deren Gründung 1990 Gitarre spielt. Als deren Sängerin aussteigt wird Schneider auch noch ans Mikrofon befördert und entdeckt seine Stimme. 1997 finden die Hip Young Things dann ihr Ende und die einstige Nebenband Locust Fudge, an der er seit 1992 mit seinem Kumpane Christopher "Krite" Uhe werkelt, und bei denen das erste Mal Elektronik in Schneiders Musik auftaucht, wird kurzzeitig zur Hauptarbeit.

Nach dem Auslaufen der Zweier-Kombination konzentriert sich Schneider auf sich selbst und versucht mit deinem Drumcomputer so abgedrehte Sachen zu machen, die er als Schlagzeuger selbst nicht spielen kann. Mit praktisch keinem Equipment entstehen die ersten groovenden minimal-elektronischen Ergebnisse, die es auf eine erste, über das Weilheimer Label Payola veröffentlichte, Single schaffen. Die Beziehung zu Weilheim kommt nicht von ungefähr - bereits Jahre zuvor hatten Schneider und Krite mit den Notwist-Acher-Brüdern eine Band namens Family Affair.

Das Berliner Indie-Label City Slang schnappt sich seine Unterschrift und nach der 12" "Uptight" und der Single "Masters" (mit Remixen von Thurston Moore und den High Llamas) gibt es 1998 das erste Album "Moist" in dem er sich, wie er selbst sagt, zwischen die zwei Stühle Dance/Clubmusik und Elektronica/Home Listening setzt. Wieder ist Weilheim in der Nähe: Console aka Martin Gretschmann hat einige Tracks mitproduziert. Durch "Moist" etabliert sich Schneider nach und nach auch als gefragter Remixer und mischt über die Jahre u.a. Boss Hog, Laub, Mina oder Lambchop neu durch.

In den Folgejahren zieht er nach Berlin und bändelt mit Hanayo an - einem ehemaligen Pop-Sternchen aus Japan, die inzwischen als visuelle bzw. (elektro-)musikalische Künstlerin in Europa aktiv ist. Von 1998 bis 1999 moderiert Schneider die Sendung "Wah²" auf Viva Zwei, bevor er im Millenniumsjahr zusammen mit Kpt.Michi.Gan (alias Michael Becket - ein alter Westfalen-Kumpel von Sharon Stoned und Tuesday Weld) die Split-Ep "Binokular" fertig stellt. Als letzten Song covert Schneider "There's A Light That Never Goes Out" von den Smiths. Bei ihm heißt das Ganze dann "The Light 3000" und wird mit seiner Helium-Stimme zum halben Hit, findet einen festen Platz in den DJ Sets von Jarvis Cocker und erreicht bei John Peels Hörerschaft einen 8. Platz.

Der Song ist auch einer der ersten Schritte in eine neue Richtung. Nachdem er unter der Dusche wieder anfängt zu singen, findet Schneider den Weg zurück zum Songwriter und Sänger. Mit der Gitarre in der Hand schraubt er weiter an elektronischen Geräten und komponiert auf seinem Zweitwerk eine elektronische Future-Pop-Bombe, die alles beinhaltet was ihn inspiriert: Soul, Indie, Hip Hop, Techno und als bekennender großer Madonna-Fan eben verdammt viel Pop.

Schneider TM - Construction Sounds Aktuelles Album
Schneider TM Construction Sounds
Getrieben von der Gentrifizierung am Prenzlauer Berg.

Nach dem Release von "Zoomer" ist Schneider weiter umtriebig und powert sich in mehreren Projekten aus, denn wie er es selbst auf den Punkt bringt: "Das Abzufucken ist einfach der größte Spaß für mich." Mit Ilpo Väisänen von Panasonic arbeitet er am Noise-Projekt Angel. Nebenbei gibt es noch die neue Band Paincake (feat. seine Freundin Hanayo, Vredeber Albrecht von Commercial Breakup und Krite), mit der auch ein Debüt-Album geplant ist und obendrein erscheinen noch kleine "Dr.Drek"-Singles, die aus Sessions mit Kpt. Michi.Gan resultieren.

Im April 2004 ist es dann wieder Zeit für einen Schneider-Release. "Reconfigures" heißt das Werk, für das er sich Songs von eigenen Lieblingsinterpreten vorknöpft und diese im Schneider-Style rekonfiguriert. Heraus kommen dabei groovy Remixes von so unterschiedlichen Acts wie Lambchop, Phillip Boa und Turner. Auf ein neues Album wartet die Fangemeinde zwei weitere Jahre.

Im Frühsommer 2006 erscheint "Skoda Mluvit" und damit ein weiterer Schneider'scher Versuch, Indiepop-Songs elektronisch flirren zu lassen. Ganze zwei Jahre werkelt Dresselhaus an diesem Projekt, für das er in seinem Ost-Berliner Studio auch öfters die Nächte durchmacht, um die ihn umgebenden Geräusche von Reparaturarbeiten am Haus oder sonstigen Lärm zu samplen und weiter zu verarbeiten. Auch "Construction Sounds" (2012) basiert auf Geräuschen von Bauarbeiten, sogenannten 'Field Recordings', aufgenommen in den Jahren 2001 - 2009 in Berlin.

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Surftipps

  • Schneider Tm

    Es lebe das Schaltpult.

    http://www.schneidertm.net
  • Schneider Tm@Facebook

    Schneider mir nen Tm, it's Facebook!

    https://www.facebook.com/pages/Schneider-TM/123301938024
  • Ostwestfalen-Report

    Gute Übersicht des Komm Küssen-Fanzines von Schneiders Ursprüngen.

    http://www.muenster.de/~brande/Fun/kkreport/owl/owl.htm

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