laut.de-Kritik

Coming of Age-Tragödie aus dem Hause Disney.

Review von

Eine 22-Jährige bringt ein Best-Of Album an den Start. Die On/Off-Freundin von Justin Bieber wagt schon an diesem Punkt ihrer Karriere einen Blick zurück und stellt damit vor dem Wechsel vom Disney Tochter-Unternehmen Hollywood Records zu Interscope ihrem alten Arbeitgeber zur Weihnachtszeit noch ein Präsent unter den Baum. Und zwar in Form eines Best Of-Katalogs, der von zwei neuen Songs gerahmt wird.

Man muss nicht groß zwischen den Zeilen lesen, um darauf zu schließen, dass Albumtitel wie auch der Opener "The Heart Wants What It Wants" auf ihre 89. Trennung von Justin Bieber rekurrieren. Dennoch irgendwie bedenklich, dass sich offensichtlich ihre gesammelten Werke unter der doch eher verzweifelten Hingabe zu ihrem Proll-Prinzen subsumieren lassen.

Und einmal darauf getrimmt, das lyrische Du auf den besungenen Herzensbrecher zu beziehen, winkt Justin Bieber plötzlich in jeder Zeile, geistert durch jeden Song, streckt die Zunge raus oder schaut mit einem müden Grinsen im weißen Space-Anzug mit Klemm-Mikro von seinem Sockel herab. So schwankt das Hörerlebnis zwischen dem unfreiwilligen Aufknacken des herzförmigen Tagebuch-Schlosses eines hormongesteuerten Teenagers und plumper Plattitüden-Poesie. Zudem sucht man im Dudidei-Hagel vergebens nach Unterstell-Möglichkeiten.

Denn musikalisch ändert sich durch die neue Kuration leider nur wenig am Müllhalden-Pop, den das Riesen-Produzenten-Team aus Möchtegern-Dubstep und Happy Meal-Pop in der Schrottpresse zusammenstampft. Das recycelte durch Kompressoren gejagte Alt-Gut noch mit einer Schleife versehen und raus das Ding. Wie Selena Gomez klingt, beantwortet "For You" uns nicht, eher dagegen wie sie gerne klingen würde. "My Dilemma 2.0" gibt die Katy Perry-Blaupause, "Slow Down" den Kesha-Abklatsch.

Dabei fing alles so gut an: "The Heart Wants What It Wants" kopiert gar recht erfolgreich Banks. Was folgt ist aber ein lebloser Korpus an Songs, deren Zusammenstellung man anstelle von "Best Of" auch ex negativo "das geringste Übel" betiteln könnte.

So imaginiert man bei "A Year Without Rain" und "Love You Like A Love Song" eine Cher als Barby im Cheerleader-Fummel, wie sie für ihren Ken mit den Puscheln wedelt. Und auch "Más", die spanische Version des Tracks "More" macht leider nicht mehr aus der Wendy-Abonnenten-Beilage, die wie die Latino-Edition von O-Zones "Dragostea Din Tei" tönt, intoniert von einer japanischen Winkekatze.

Die Ansetzung des ebenfalls spanischen "Bidi Bidi Bom Bom" als Folge-Titel lässt zudem jegliches Fingerspitzengefühl für Abwechslung vermissen. Schließlich nudelt sich auch diese Supermarkt-Jingle-Juhudelei, wie der Titel verspricht, durch eine Mix-Tortur aus grausigen Synthies und stagnierendem Offbeat-Bailando. Bei dieser bestenfalls Bravo-Hits '97 tauglichen Sommer-Schluss-Export-Exotik, die wenn überhaupt, die Robby Bubble-Korken knallen lässt, fehlt eigentlich nur noch Shaggy, der in Klettverschluss-Sneakers um die Ecke geswaggt kommt.

Der kinderbunte Hit-Potpourri mag Bieber-Groupies aus der Seele singen. Letztlich richtet sich das "Für dich" auf dieser Coming of Age-Tragödie aus dem Hause Disney aber auch an die Sängerin selbst, an deren Konto und an das von Hollywood Records.

Trackliste

  1. 1. The Heart Wants What It Wants
  2. 2. Come & Get It
  3. 3. Love You Like A Love Song
  4. 4. Tell Me Something I Don't Know
  5. 5. Who Says
  6. 6. My Dilemma 2.0
  7. 7. Round & Round
  8. 8. Forget Forever (ST£FAN Remix)
  9. 9. Slow Down
  10. 10. A Year Without Rain (Dave Audé Radio Remix)
  11. 11. Naturally (Dave Audé Radio Remix)
  12. 12. Más (More - Spanish Version)
  13. 13. Bidi Bidi Bom Bom
  14. 14. Falling Down
  15. 15. Do It

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