laut.de-Kritik

Dreckiger Boom Bap-Rap aus Detroit.

Review von

Mobb Deep ohne Havoc, der Wu ohne den Rza, J Cole ohne J Cole oder Chief Keef ohne Young Chop – okay, das war einer zu viel. Slum Village ohne J Dilla – die Vorstellung fiel bereits 2010 schwer wie Big Show beim Bodyslam.

Und so postete auch jemand jüngst auf facebook: "Slum Village sind nicht Slum Village sind nicht Slum Village". Und wahrhaftig. Statt J Dilla werkelt nun ein gewisser RJ hinter den Reglern und das Mic aus Mototown ergreifen weder Baatin oder Elzhi, sondern neben RJ und der Bruder von Dilla. Einzig Gründer T3 steht weiterhin wie in Stein gemeißelt in seinem Slum Village und hält die Legende auch auf dem siebten Album am Leben.

Die Beats boom-bappen soulig-kernig von Anfang an. "Braveheart" unterstreicht mit dramatischen Streichern die miese Stimmung in Motown City auf und T3 fasst im Hook sowohl den Mindstate als auch die Hoffnung der Motorenstadt zusammen: "And they say, we carnivores / Savage / Been raised by wolves / No complaints / It made us us / No praise just breaks and hooks / Braveheart / Hustling niggas yea we out to stack / Get that money then double it back / Hustling / niggas yea we out to stack / Get that money then double it / Braveheart"

Der zweite Track "Rock Rock" mit DJ Jazzy Jeff und Big Pooh rumpelt ebenfalls schön breit durch die Boxen, die Raps flowen energisch, die Scratches sitzen und dann das. "You got to rock the beat beat / you got to keep keep on." Rock the Beat-Refrains 2013? Echt jetzt? Anderthalb Songs und schon schämt sich selbst der Old Schooler fremd. Zum Glück vertreiben die melancholischen Piano-Orgel-Loops und Blu-Verse des folgenden "Let It Go" die negativen Gefühle und auch der Hook passt: "Street dreams and nightmares / come alive in the night air."

Bei "Scared Money" packt der Produzent – dieses Mal RJ – die Neptun'schen Percussions aus, die von 2005. Mittelmäßig. "Summer Breeze" zieht das Tempo danach an und bläst mit belegten Drums tatsächlich eine schwüle Summerbrise in die Booth unterm Haus. "The Line" knarzt und kommt - modern, modern - mit einem rockigen Refrain daher, während das hektische "Hustle" mit einem Breakbeat-Gewitter eher verschreckt als süchtig macht.

Mit dem letzten Pulver schießen Slum Village noch mal so scharf wie früher und holen ihr Werk fast auf vier Punkte-Niveau. Das mächtige "Greatness" überzeugt als Hymne mit Hoffnung, Melancholie und cooler Hookline, "RIOT!" kriecht dagegen nicht minder kopfnickend durch die Kopfhörer. Auch wenn Slum Village vielleicht nicht mehr Slum Village sind, so wie auf "Evolution" muss Boom Bap aus Detroit klingen. Immer ein bisschen dreckiger und funkiger als aus New York. Auch ohne Dilla.

Trackliste

  1. 1. Braveheart feat. Havoc
  2. 2. Rock Rock feat. Jazzy Jeff & Rapper Big Pooh
  3. 3. Scared Money feat. Earlly Mac
  4. 4. Hustle
  5. 5. One Night Vice
  6. 6. Bout Dat
  7. 7. Summer Breeze
  8. 8. Forever
  9. 9. Let It Go feat. Blu
  10. 10. The Line feat. Focus
  11. 11. Greatness
  12. 12. Old Thing Back feat. Raheem DeVaughn

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1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    ""You got to rock the beat beat / you got to keep keep on." Rock the Beat-Refrains 2013? Echt jetzt? Anderthalb Songs und schon schämt sich selbst der Old Schooler fremd."

    hehe :lol:

    "Bei "Scared Money" packt der Produzent ? dieses Mal RJ ? die Neptun'schen Percussions aus, die von 2005. Mittelmäßig."

    Ja, hallo? Besser sowas als 'modernen' 0815 Synthie-Clap-Clubbanger-Shit, oder nicht? ;)