laut.de-Kritik

Rap, der bewegt, muss niemandem in den Hintern treten.

Review von

Wieso ich Hip Hop liebe? Weil Hip Hop nach vorne geht. Weil ein treibender Beat Power hat und diese auf den Hörer übertragen kann. Weil dabei gute, gehaltvolle Raps nicht nur den Kopf nicken lassen, sondern auch die Synapsen stimulieren. Wieso ich Hip Hop liebe? Weil ein ruhiges Instrumental mich zum Träumen bringt. Weil mich die Mischung aus alt und neu bewegt. Weil mir ruhig geflowte Weisheiten in Rapform eine verdammte Gänsehaut bescheren. Wieso ich Hip Hop liebe? Weil es Songs wie Slum Villages "05" gibt.

Drums, so frisch, als sitze The Roots' ?uestlove persönlich hinter dem Schlagzeug, soulige Keys, atmosphärisch-gedankenverlorene Bläser, eine simple Bassline für den Bauch und ruhig geflowte Geschichten von zwei überdurchschnittlichen Rappern - das ist der Stoff aus dem Rapträume sind.

Eine echte Überraschung, dass ausgerechnet Elzhi und T3 von Slum Village für diesen bewegenden Rapmoment sorgen. Nach eher enttäuschenden Versuchen, sich auch ohne Mastermind Jay Dee zu behaupten, nähert sich das Duo mit "Slum Village" erstmals wieder der Qualität ihres Debüts "Fantastic Volume, Vol. 2" an. Der größte Teil klingt weder aufgesetzt, noch geheuchelt. Hier ist der Beweis, dass die beiden die Formel ihres früheren soulig schunkelnden Detroit-Sounds noch kennen. Neben dem angesprochenen "05" glänzen sie damit auf einem halben Dutzend weiteren Tracks – für ein nur knapp 50-minütiges Album, keine schlechte Bilanz.

"Can I Be Me" verbindet gekonnt eine träumerische Keyboard-Line mit einem aufdringlichen Voice-Sample. "Def Do Us" pumpt sanft, aber bestimmt mit markanten Bassstampfern durch die Speaker und "Ez Up" taugt mit äußerst sympathischem Synthie-Geplänkel und Neo-Soul-Sänger Dwele in Bestform für weit mehr als nur die erste Singleauskopplung.

Elzhi und T3 zeigen vor allem eins: Rapmusik, die bewegt, muss niemandem in den Hintern treten. Hip Hop funktioniert auch ohne Tanzflächen-Beats sehr gut, ohne zwangsläufig den Hörer mit revolutionären Texten oder aufdringlichen Synthiesalven vom Hocker zu hauen. Hip Hop erzählt Geschichten. Und diesen Geschichten sollte man ab und an in entspannter Atmosphäre lauschen können. Gut, beide Rapper sind nicht die Storyteller vor dem Herrn. Trotzdem haben die Jungs was zu erzählen. Und das wird raptechnisch, besonders im Fall von Elzhi, höchst überzeugend dargeboten. Da geht es dann um Rap ganz allgemein, um die Mädels wiederum ganz speziell. Oder aber Elzhi und T3 wärmen ihre eigene Biografie auf und erzählen über Hoch- und Tiefpunkte mit und ohne Jay Dee, ohne aber dabei einmal verbittert, nostalgisch oder gar langweilig zu wirken.

Und wem die Spielzeit von etwa 50 Minuten ein wenig zu kurz ausfällt, der kann sich über eine Bonus-DVD freuen, die mit Interviews und Behind The Scene-Material einen kleinen Einblick in den Slum Village-Kosmos liefert. Alle Anderen sind schon allein deswegen glücklich, dass Slum Village auch ohne Jay Dee gut funktionieren.

Trackliste

  1. 1. Giant
  2. 2. Set It
  3. 3. Can I Be Me
  4. 4. Call Me
  5. 5. 05
  6. 6. 1, 2
  7. 7. Multiply
  8. 8. 1-800-S-L-U-M
  9. 9. Hear This
  10. 10. Def Do Us
  11. 11. Hell Naw!
  12. 12. Ez Up
  13. 13. Fantastic

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