laut.de-Kritik

'Geht nicht' gibts nicht.

Review von

"Vielleicht liegt es an der Inselmentalität", vermutet Sola Rosas Strippenzieher, fragt man ihn, wie er sich erklärt, dass gar so viel gar so großartige Musik aus Neuseeland kommt. "Jamaika, Kuba ... Wir glauben immer, wir müssten der Welt etwas beweisen. Also streben wir nach Originalität."

Andrew Spraggon spürt dieser Originalität seit nunmehr einem guten Jahrzehnt nach. Höchst erfolgreich: Was einst als Ein-Mann-Projekt begann, zählt inzwischen zu den gefragtesten Live-Acts Neuseelands. "Get It Together" erreicht - Melting Pot Music sei Dank - nun endlich auch ein internationales Publikum. Ich möchte besser gar nicht so genau wissen, was wir da bisher alles verpasst haben.

Der Titel des aktuellen Sola Rosa-Werks triffts jedenfalls genau: Andrew Spraggon hat inzwischen wirklich alles beisammen, das ein zauberhaft groovendes Album braucht: die richtigen Einflüsse, die nötige Hemmungslosigkeit, diese beherzt miteinander zu verquirlen und - nicht zuletzt - die richtigen Mitstreiter.

Es verblüfft, wie eingängig selbst komplexe, detailreiche Kompositionen am Ende wirken. Sola Rosa schummeln einem Bläser, Streicher, Percussion, Scratches, bratzende Bässe, Elektrogefiepe und dicke Drums gleichzeitig so mühelos ins Ohr, als handle es sich um die geradest möglichen Beats.

Der Mixtur, die auf geradezu widersinnige Weise zugleich organisch und futuristisch tönt, ein Genre-Etikett aufzukleben, das mag bitte jemand anderes versuchen. Die Assoziationen galoppieren bei jedem einzelnen Tune in die unterschiedlichsten Richtungen.

So durchweht "Del Ray" mit seiner klingelnden Percussion ein Hauch Mariachi. Elektroblubber wallt auf, dann plötzlich macht sich ganz unvorhergesehen ein Orient-Gefühl breit. Für ein Akustikgitarrensolo, dicke Drums und ein wimmerndes Theremin bleibt auch noch Platz, Streicher blitzen auf, dann wieder melancholisch angehauchte Bläser ...

Das instrumentale "The Ace Of Space" lebt ebenfalls von einer ganz kruden Mischung aus organischen und synthetischen Klängen. Funk und Soul prägen den üppigen Sound, den ein steter, unwiderstehlicher Groove vor dem Abheben bewahrt.

Das angeswingte "Humanized" tönt mit seiner Big Band-Attitüde verführerisch wie ein altes Werbejingle, das eine Tanz-Revue längst vergangener Tage wieder aufleben lässt. Sängerin Bajka gelingt der Spagat zwischen Retro und Moderne mühelos. In "Lady Love", der zweiten Nummer, zu der die Vokalistin geladen wurde, wirkt sie mit ihrer packenden Spoken Word-Performance wie eine neue Ursula Rucker.

Noch eindrucksvoller präsentiert sich allerdings Iva Lamkun am Mikrofon. Mit kantiger, unaufgeregter Soulstimme wandelt auch sie zwischen Gesang und Sprechgesang. "Turn Around"! Nach dieser Lady sollte man sich wahrhaftig besser gleich zweimal umdrehen.

Serocee bringt mit seinem unverkennbar britisch gefärbten Toasting eine Spur Grime in "I've Tried Ways". Bei einem derart funkigen, elektronisch-luftigen Track eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Doch 'Geht nicht' gibts bei Sola Rosa offensichtlich nicht. Dafür aber Reggae, beispielsweise in "Love Alone" oder "These Words, These Sounds, These Powers". Oder astreines Soundtrack-Material, denn "Bond Is Back". Oder, im Titeltrack, einen Exkurs in Latin-Gefilde, wie ich ihn zuletzt in Patti LaBelles "Me Gusta Tu Baile" gehört habe.

Der Preis, den die Vielzahl an Einflüssen, Stilrichtungen und Gastsängern und das ständige rastlose Hin- und Herhüpfen zwischen den Genres zwangsläufig verlangen: Stringenz, ein wie auch immer gearteter roter Faden oder eine logische Entwicklung bleiben bei "Get It Together" doch arg auf der Strecke. Das Resultat wirkt eher wie eine geschmackvolle Compilation als wie ein sinnvoll zusammengestelltes Album. Doch, bitte: Wen juckt das, so lange es groovt?

Trackliste

  1. 1. The Ace Of Space
  2. 2. Turn Around
  3. 3. Del Ray
  4. 4. Humanised
  5. 5. Love Alone
  6. 6. Get It Together
  7. 7. I've Tried Ways
  8. 8. Lady Love
  9. 9. All You Need
  10. 10. Bond Is Back
  11. 11. These Words, These Sounds, These Powers

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