laut.de-Kritik

Haute-Couture zwischen Tradition und Techno.

Review von

Das Pariser Duo Something A La Mode, kurz SALM, genießt in der französischen Modeszene einen exzellenten Ruf. Nicht nur, dass sie die Musik zu den aktuellen Chanel Shows liefern, auch die stimmungsvolle Hintergrunduntermalung sämtlicher Filialen kommt ihnen zu. Für die Kollektion "Paris-Venice" begleitet die Band den Laufsteg sogar live.

Allen Fans voran geht Modezar Karl Lagerfeld himself: Die Musik von SALM spiegele seine Persönlichkeit wider. Ertönen die ersten barocken Streicherteile über das elektronische Grundgerüst, bewedelt vor innerem Auge auch schon der Fächer das silbern-glänzende Antlitz des Meisters. Der Unterstützer der ersten Stunde sagt daher auch unverzüglich zu, den Opener des Albums "Rando Parisiano" mit einer Rede auf Französisch zu eröffnen: "Mode und Musik sind äquivalent, sie passen sehr gut zusammen: Sie sind beide Ausdrücke ihrer Zeit ...".

Auf "Something A La Mode" bewegen Thomas Roussel (Violine) und Yannick Grandjean (Cello) ihre Bögen irgendwo zwischen Beethoven, Daft Punk, Strawinski und Laurent Garnier. Schon 2006 arbeitet die Band mit Jeff Mills zusammen, fusioniert Klassik und Electronica, schreibt Partituren um Mills Tracks auf ein Orchester zu übertragen. Das Duo trägt seine Verwurzelung altehrwürdiger europäischer Musiktradition in die moderne Club-Kultur. Klassische Instrumentierung in Verbindung mit dem Einsatz digitaler Synthesizer. Tiefgehende Melodik mit radikaler Elektronik.

Inzwischen verwenden einige Künstler Elemente klassischer Musik in ihren Produktionen, doch meistens nur gesampelt, ohne Groove, unnatürlich perfekt auf das 4/4-Takt-Raster quantisiert und als exotisches Kulturhäppchen ins Arrangement gedrückt. SALM liefern ihre Streicher-Infusion auf Sinfonie-Niveau ab, spielen live ein, übernehmen problemlos dramatische Soloparts in den Tracks. Es geht ihnen nicht um die Zusammenkunft der Genres, vielmehr um das Spielen ihrer wohlbeherrschten Instrumente auf Musik, die in diesem Fall elektronisch ist.

Dabei bewahren sie ein gutes Gleichgewicht zwischen Kitschelementen aus der Klassik, man denke an Rondo Veneziano, und dicken Produktionen electroclashigen Ursprungs. Am Reglerpult steht mit Produzent Arnaud Rebotini (Remixe für u.a. Depeche Mode oder Tiefschwarz) professionelle Hilfe zur Verfügung, die dem elektronischen Nährboden den letzten Schub Richtung Pariser-Club-Epoche verleiht.

Bässe blubbern und knarzen mit den Synthesizern um die Wette, dabei umgarnen Bleeps, Squeeks und Noize die druckvollen Beats und brechen das gerade 4/4-Schema kompromisslos auf. Ohne Instrumente lässt sich der Soundentwurf leicht der Ecke harten Electros mit poppigem Schleier von MSTRKRFT, Justice oder Erol Alkan zuteilen. Tradition trifft Techno.

Obwohl "Rando Parisiano" zu Beginn noch leicht verstörend eine neue Version der steppenden Riverdance-Iren erwarten lässt, vereint das Album Clubtauglichkeit ("G-String", "5 AM"), Melancholie ("SchubertALaMode", "Vodka Martini"), Romantik ("Romance in B Minor") und Sanftmut ("Tracey's Interlude", "Easy Loving").

So musikalisch hochwertig die Zusammenkunft der Stile jedoch ist: Auf Dauer kann es gut sein, dass dem klassikaffinen Hörer zu viele Störgeräusche im Electro-Korsett auftauchen. Umgekehrt nerven den engstirnigen Raver irgendwann die ausgedehnten Streicherteile, die ihn vermutlich an Techno-Clubs im Herr der Ringe-Land erinnern.

Das liegt an der Dominanz der Streichinstrumente. Ohne sich aufdringlich in den Vordergrund zu spielen, besitzen die Klangerzeuger von vornherein eine derartige Erhabenheit und Präsenz in den Spuren, dass sie nicht einfach dezent im Hintergrund agieren können, sondern stets den Mittelpunkt der Produktion darstellen. Aber so war das ja eigentlich auch geplant.

Trackliste

  1. 1. Rondo Parisiano Feat. Karl Lagerfeld
  2. 2. Gstring
  3. 3. 5 AM Feat. K.Flay
  4. 4. SchubertALaMode
  5. 5. Little Bit Of Feel Good Feat. Adam Joseph
  6. 6. Tracey’s Interlude
  7. 7. Easy Loving
  8. 8. Vodka Martini
  9. 9. Romance in B Minor
  10. 10. Fucking Friend Part II
  11. 11. By Your Side
  12. 12. Dies Irae

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