laut.de-Kritik

Sinnlos wie Hustensaft in der Sahara, aber genial.

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Ein Vierteljahrhundert Spinal Tap, das darf man ruhig mal feiern. Für eine Band, die es eigentlich gar nicht wirklich gab und die sich sämtlichen Gesetzen von Raum, Zeit, Physik und vor allem Logik weitgehend entzieht, ist das mehr als beachtlich. Daher wartet der Kultfilm nun auf DVD mit dickem Bonus-Material auf.

Wer sich allen ernstes Musiker schimpft und "This Is Spinal Tap" noch nie gesehen hat, kann eigentlich gleich wieder nach Hause gehen. Aber natürlich sollte ihn auch jeder Musikfan mindestens einmal gesehen haben, am besten direkt vor einem Konzertbesuch. Kurz: Das Werk von Regisseur Rob Reiner müsste in jedem Musikunterrichts-Lehrplan auftauchen.

Ähnlich wie sämtliche Monty Python-Werke lässt sich auch dieser Streifen immer und immer wieder ansehen. Auf den beiden Bonus-DVDs zum 25-jährigen Jubiläum wechseln sich Licht und Schatten ab.

Auf "This Is Spinal Tap: Up To 11" fangen doch tatsächlich diverse mäßig bekannte Schauspieler, Comedians und Musiker an, mir den Film zu erklären. Will ich das von Leuten wissen, die abgesehen von Anvil und den Kings Of Leon keine Sau kennt? Wer braucht ein Rudel Klugscheißer, um einen so absurden wie genialen Film zu deuten? Fehlen eigentlich nur noch Gedichtinterpretationen der Spinal Tap-Texte ...

Weitaus spannender gelingt die zweite DVD. Das Interview mit dem The Troggs-Sänger Reg Presley, der die Hintergründe um den Streit zwischen Nigel und Dave während den Aufnahmen erklärt, ist in Ordnung. Das erste Highlight ist dann der Live Earth-Gig 2007. Schon allein die Tatsache, dass die Band auftritt und dieser Spaß gleich noch Al Gore angehängt wird, ist genial. Klar, dass "Stonehenge" wieder in die Hose geht, aber wie dies geschieht, ist schlicht großartig.

Direkt im Anschluss folgt der Auftritt der Chaoten von 1992 in der Royal Albert Hall, den kein Geringerer als Sir Bob Geldof ankündigt. Kennt man als alter Hase zwar schon, aber wie die Knalltüten zuerst an Drähten einfliegen, außer Dave dann aber keiner wirklich landet, ist ein Brüller. Der Spiderman-Dress von Nigel ist eh unschlagbar! Mit geschätzten 20.000 Picks am Mikroständer fühlt man sich als Gitarrist bestimmt recht sicher.

Die Spots zwischendrin sind nicht weniger großartig. Genauso planlos und improvisiert wie große Teile des Films damals auch. Auf der Bühne wird David beinahe von der Kulisse erschlagen, die aus aufblasbaren Ruinen besteht - geiler Scheiß! Und Cher singt über die Videoleinwand mit. Wer kann das schon von sich behaupten?

Was man im Film immer nur erahnen konnte, zeigt sich im Livevideo eindrucksvoll: Die Herren sind richtig gute Musiker und vor allem Basser Derek hat es richtig drauf. Ich bin sogar bereit, ihm zu verzeihen, dass er einen dieser unsäglichen Headless-Bässe spielt. Sämtliche Patzer sind deutlich zu hören, hier stehen Spinal Tap wirklich live auf der Bühne. Das mit der "Stonehenge"-Kulisse wird natürlich einmal mehr nix.

Für manchen Spot braucht man vielleicht ein paar Kannen Bier mehr, aber die Stonehenge-Interviews sind legendär. Sinnlos wie Hustensaft in der Sahara, aber genial. Wo sonst hätte man gelernt, dass Stonehenge ein Verstärker war und von einem Kerl namens Duncan gebaut wurde?

DVD Nummer drei glänzt natürlich mit den "Outtakes", die die Absurditäten des Films nahtlos weiter führen. Muss man gesehen haben, wie sich die Nasen den Arsch mit Quark einreiben lassen oder wie Basser Derek mit seinem Anwalt verhandelt, ob seine Ex-Frau den Lamborgini oder die Bodenstation (!) bekommt.

Neben einigen nur bedingt notwendigen Gimmicks wie den "Original Kino-Trailern" oder den "TV Spots" ist vor allem der "Cheese Roll Trailer" ein kleines Juwel sowie die "Featurettes", in denen man von Sting höchstpersönlich erfährt, dass "Every Breath You Take" wenig mehr als ein Rip-Off von "Sex Farm Woman" ist. Wussten wir eigentlich schon immer.

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