laut.de-Kritik

Da kann man nur noch auf die Knie sinken.

Review von

Ich glaube, ich wurde gerade von einem mittelschweren Erdbeben von den Füßen geholt. Auch wenn man von Strapping Young Lad-CDs nichts anderes gewohnt ist als den absoluten akustischen Overkill, so ist man damit noch keineswegs darauf vorbereitet, welche Wirkung das in Verbindung mit bewegten Bildern hat.

Das ist wirklich unglaublich, ich sitze hier immer noch mit der Maulsperre. Mir war ja schon klar, dass Devin Townsend ein absolut Wahnsinniger ist, aber das Feuerwerk, das SYL im Commodore in Vancouver abbrennen, ist eigentlich nicht mehr von dieser Welt. Sämtliche pseudoharten Möchtegernmetaller, die mit dämlicher Schminke in der Fresse und Sound wie aus dem Gully hallend vor sich hin schrammeln, können direkt einpacken.

Härter, extremer, chaotischer und geiler als Strapping Young Lad gehts einfach nicht! Basta! Da ist es gar nicht schlimm, dass sich Jed Simons (g), Byron Strout (b) und Munesh Samo (keys) gar nicht großartig bewegen. Wenn man den verrückten Professor gebückt mit seiner Klampfe wie wild ins Micro röhren hört/sieht, ist man schon fasziniert. Dann ist da aber noch Gene Hoglan, der wie ein junges Nilpferd hinter seinem Drumset parkt und es in aller Seelenruhe zu Kleinholz verarbeitet.

Eigentlich muss man über dieses Drumtier keine Worte mehr verlieren, aber wenn der Kerl von links nach rechts die Führungshand wechselt, die wahnwitzigsten Fill-Ins vollführt und dabei Timing und Power einer Atomuhr hinlegt, dann kann man nur noch auf die Knie sinken. Dabei wirkt der Kerl aber immer so entspannt, als würde er auf dem Lokus eine Zeitung lesen, unglaublich.

Besonders gelungen sind auch Kameraführung und Umsetzung. Stellenweise ist die Band aus bis zu sechs Perspektiven gleichzeitig zu beobachten, was natürlich einen Mördereffekt hat. Egal, ob man Devin beim Grimassenschneiden beobachtet oder die anderen Jungs, wie sie relaxt ein Killerriff nach dem anderen zocken. Das muss man einfach gesehen haben.

Wenn sich Devin bei "Rainy Season" auch noch den wohl beknacktesten Hut der Rockgeschichte aufsetzt, ist eh alles vorbei. Daran rüttelt auch der Gast-Sänger bei "Far Beyond Metal" nicht mehr. So geile Mucke die Jungs auch machen, so wenig nehmen sie sich selbst zu ernst. Das merkt man vor allem den Interviews an, auch wenn Gene dort etwas sehr großspurig daher tönt. Aber verdammt, erstens ist auch das mit einem Augenzwinkern zu genießen, und zweitens hat er einfach Recht!

Leider sind die Specials neben den Livetracks allzu sparsam ausgefallen, da hätte ein bisschen mehr drin sein müssen. Man wünscht sich beispielsweise ausführlichere Interviews und ein paar zusätzliche Extras. Es zeugt zwar schon von einem gewissen Sockenschuss, wenn man die Bildergalerie einer der extremsten Metalbands mit den Klängen der Countrymucke von Kent MacAllistair unterlegt, aber die auf der DVD-Hülle angekündigten "Naked Cheerleaders" suche ich immer noch.

Trackliste

Live Tracks

  1. 1. Dire (Intro)
  2. 2. Consequence
  3. 3. Relentless
  4. 4. Rape Song
  5. 5. Home Nucleonics
  6. 6. SYL
  7. 7. In The Rainy Season
  8. 8. Devour
  9. 9. Aftermath
  10. 10. Oh My Fucking God
  11. 11. Force Fed
  12. 12. Detox
  13. 13. Velvet Kevorkian/All Hail The New Flesh
  14. 14. Far Beyond Metal

Videos

  1. 15. Relentless
  2. 16. Detox

Specials

  1. 17. The Band
  2. 18. Backstage

Videos

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