laut.de-Kritik

Im ruhigen Cowboyschritt der Sonne entgegen.

Review von

Kim Munk ist der Mann mit den vielen Gesichtern. Der freakige Musiker in zu kurzen Anzügen und mit Zottelbart. Er ist der König der Bühne und somit Hauptdarsteller der dänischen Sensation The Broken Beats. Live jagt er wie ein Verrückter durch den Konzertsaal und erzählt seine fantastischen Geschichten. Philosophiert über verloren gegangene Träume und demonstriert die Symphonie des Herzens.

Dabei wälzt er sich auf dem Boden herum oder singt und tanzt mit dem Publikum zum großen Finale. Er bringt sie zum Lachen oder zum Weinen. Alles ein bisschen Hippie und familiär, aber auf jeden Fall ein musikalisches Spektakel, das man nicht versäumen sollte. Weniger mitreißend klingt ihr zweiter Plattenstreich "Them Codes ... Them Codes". Hier lassen Broken Beats die Jagd deutlich ruhiger angehen. Sie begeben sich zwar hingebungsvoll, aber keineswegs fesselnd in die Weiten der Popwildnis. Da klingen die Gitarren gerne mal nach Calexico auf der heißen Western-Desert-Veranda ("8 Men"), nur befindet die sich hier im kühleren Aarhus. Neben Pedalsteel und Mellotron wird auch im rauen, bärtigen Männerchor gesungen, begleitet von mitreißenden Violinenklängen.

Im ruhigen Cowboyschritt reitet man der Sonne entgegen, um dem nächsten Soundtrack für ein Western-Remake ("9th Ghost") direkt in die Arme zu laufen. Noch kuscheliger wird es dann mit der Stimme von Bassistin Maria T. Wachheim, die auf "Pairs" wunderbar die Femme Fatale mimt. Von der kühlen dänischen Küste schwimmen die Beats dann auch gerne mal in den nicht allzu entfernten englischen Kanal, wo selbst der eingefleischte Indie-Nazi vor Hochachtung seinen Britpop-Hut auffressen dürfte ("Little By Little").

Ihr Debüt "The Weather Beats The Drum" feierte die Presse 2003 gebührend. Ganz plötzlich tauchten die Damen und Herren aus dem Nichts auf. Mit ihren verträumten Melodien, Piano-Einsätzen, Bläser und sonstigen aufwändigen Arrangements. Ein bunter Art-Kosmos aus gut gelaunten Gitarrenvariationen diverser Pop- und Rockgrößen. Angereichert mit melancholischer Eigenständigkeit von fünf sympathischen Skandinaviern. Und wer hat die Besonderheit dieser Band zuerst entdeckt? Nein, die Schweizer diesmal nicht, sondern ein kleines Frankfurter Label namens Hazelwood Vinyl Plastics.

Das zweite Album "Them Codes...Them Codes" beweist mal wieder, dass sich die Dänen in den Weiten der internationalen Musikwelt bestens auskennen und sich so mancher Einfluss auf ihre Pop-Avantgarde auslässt. Egal ob Beatles oder Beck, derartige Inspiration nutzen sie konstruktiv und jonglieren zwischen Indierock, Singer/Songwriter und Countryside. Leider sind die Melodien nicht für Millionen geeignet und bleiben nur sehr schwer oder gar nicht im Ohr hängen. Nein, The Broken Beats sind und bleiben eine Liveband und während die Platte im Regal verstaubt, freut man sich auf die nächste wilde Konzertreise.

Trackliste

  1. 1. All Life It Grows
  2. 2. 8 Men
  3. 3. 9th Ghost
  4. 4. Calling From The Universe
  5. 5. Pairs
  6. 6. About A Boy
  7. 7. Little By Little
  8. 8. 0,02
  9. 9. Someday (Again)
  10. 10. Apictureofa worldinaframe
  11. 11. The Weight Of...
  12. 12. Highnoon Desert
  13. 13. Year U-Turn
  14. 14. The Turn
  15. 15. Endlessly High

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