laut.de-Kritik

Lieber aufs BMX als in die Zuhälterschüssel.

Review von

Um sich vorzustellen, wie wohl Hip Hop-Tracks der alten Schule klingen mögen, transferiert man sie in die Aktualität der langsam aber sicher ausgehenden 2000er Jahre, bedarf es einiger Phantasie - oder man greift zu einer Platte der Cool Kids.

Das Albumdebüt des Rap-Duos aus Chicago lässt zwar nach wie vor auf sich warten. Zum Trost beglücken uns die beiden Buben jedoch zunächst mit der zweiten EP.

Die erweist sich dann gleich als derart gelungen, dass man sich über die bewährte Order "Keine EP-Rezensionen auf laut.de!" kalt lächelnd hinweg setzen muss. Jawohl, der Spaß währt nur gut 30 Minuten. Auch jawohl, mehr als einen der Tracks konnte man sich bereits auf andere Weise besorgen.

Vieles fand sich zuvor auf der MySpace-Seite der Kids. "88" dudelt in etlichen Videospielen, die BMX-Hymne "Black Mag" wurde quer durch die Blogger-Gemeinde ausgiebig abgefeiert.

Wen aber interessiert das, wenn eine starke halbe Stunde lang amtlicher Spaß gewährleistet wird? Genau den bietet "The Bake Sale" und schlägt dabei mühelos eine Brücke von den 80ern Bambaataas und seiner Soul Sonic Force zur Chopped & Screwed-Ästhetik des Dirty South. "Electric Boogie" goes "Drop It Like It's Hot", und das ganz ohne Stilbruch.

Gleich zu Beginn pumpt "What Up Man" hektoliterweise Bass-Sirup ins Gehör. Die hypnotische Wirkung ständiger Wiederholungen, gerne auch in Tateinheit mit heruntergeschraubten Hooklines, haben die Cool Kids ebenso im Griff wie das Sich-Beschränken auf das Wesentliche.

Aus äußerst schlichter Instrumentierung, einsamen Drumloops und noch einsameren Percussion-Effekten, scheppernden Claps, tickenden Rhythmen oder hallenden Bassschlägen basteln die Jungs ihren in lakonisch-lässigen Flow vorgetragenen gewitzten Reimen den passenden Rahmen.

"Like I'm back in '88", verbreiten sie dabei zwar keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse, sorgen aber mit Einblicken in den Alltag des traditionsbewussten Rap-Heads für exzellente Unterhaltung, ohne sich in Prollposen und Gangstergehabe zu ergehen.

Solches hat nicht nötig, wer "A Little Bit Cooler" daher kommt. Dem leistet auch ein Drahtesel exzellente Dienste beim Cruisen durch die Hood. Ohnehin viel besser für die Öko-Bilanz als die üblicherweise beschworene Zuhälterschaukel.

"Party with the Kids"? Jederzeit! Schließlich haben wir es mit der "new black version of the Beastie Boys" zu tun. Bestens aufeinander eingespielt schieben sich Mikey und Chuck die Vorlagen zu und erklären ganz nebenbei, "What It Is".

Bis zum versprochenen Longplayer, der hoffentlich nicht erst dann erscheint, wenn Fische, wie im Titel beschworen, auf Fahrräder steigen, lässt sich zu "The Bake Sale" blendend kopfnicken. "So I'm leavin' you with those three words: Yes, yes, y'all!"

Trackliste

  1. 1. What Up Man
  2. 2. One Two
  3. 3. Mikey Rocks
  4. 4. 88
  5. 5. What It Is
  6. 6. Black Mags
  7. 7. A Little Bit Cooler
  8. 8. Gold And A Pager
  9. 9. Bassment Party
  10. 10. Jingling

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT The Cool Kids

Wer hätte gedacht, dass zwei Chicagoer Jungs um die Zwanzig direkt mit ihren BMX-Rädern und bunten T-Shirts zum neusten Trend in New York avancieren?

20 Kommentare